Details

Autor Bernhard, Thomas
Verlag Insel Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 1963, EA (1.-3. Tausend)
Format 19,5 × 12,5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Leinen mit Schutzumschlag
Seiten/ Spieldauer 357, (3) Seiten
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-000516_AQ

Erste Ausgabe, Wilpert-G 7 - "Nach Versuchen als Journalist und Lyriker gelang Bernhard mit diesem ersten Roman der literarische Durchbruch" (KNLL 2, S. 591); Im Archiv der SFB die bei Suhrkamp erschienene Erstausgabein Ganzleinen mit blauem Rückenschild und MIT dem Schutzumschlag.

„Frost“ war Thomas Bernhards erster literarischer Erfolg. Seine Radikalität wirkt heute genauso verstörend, vielleicht für den Leser heute, in Zeiten fortgeschrittener und der von vielen Seiten befeuerten Selbstentfremdung der Menschen, noch verstörender als bei seinem ersten Erscheinen 1963, vor 60 Jahren.

Zu diesem Roman

Ein Medizinstudent nimmt den Auftrag an, den Kunstmaler Strauch zu beobachten, der sich in das Gebirgsdorf Weng zurückgezogen hat. In seinen Aufzeichnungen hält er die Monologe und Visionen Strauchs fest, bis er entdeckt, daß diese Begegnung, die er bewältigen zu können glaubte, ihn selbst überwältigt.

Der Roman-Erstling besteht aus den 27 Tagebucheinträgen und sechs Briefen an den Chirurgen Strauch, die der Ich-Erzähler während seines Aufenthaltes in Weng verfasst. Für seinen Roman erhielt Thomas Bernhard im Jahre 1965 den Bremer Literaturpreis. Drei Jahre später, 1968, wurde Thomas Bernhard mit dem Österreichischen Förderungspreis für Literatur ausgezeichnet.

Textprobe

„Eine Famulatur besteht ja nicht nur aus dem Zuschauen bei komplizierten Darmoperationen, aus Bauchfellaufschneiden, Lungenflügelzuklammern und Fußabsägen, sie besteht wirklich nicht nur aus Totenaugenzudrücken und aus Kinderherausziehen in die Welt. Eine Famulatur ist nicht nur das: Abgesägte ganze und halbe Beine und Arme über die Schulter in den Emailkübel werfen. (…) Aus dem Vorspiegeln falscher Tatsachen allein kann eine Famulatur auch nicht bestehen. (…) Nicht nur daraus, daß ich sage: „Es wird schon!“ – wo nichts mehr wird. (…) Mein Auftrag, den Maler Strauch zu beobachten, zwingt mich, mich mit solchen außerfleischlichen Tatsachen und Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Etwas Unerforschliches zu erforschen. (…) Und es kann ja sein, daß das Außerfleischliche, ich meine damit nicht die Seele, daß das, was außerfleischlich ist, ohne die Seele zu sein, von der ich ja nicht weiß, ob es sie gibt, von der ich aber erwarte, daß es sie gibt, daß diese jahrtausendealte Vermutung jahrtausendealte Wahrheit ist; es kann durchaus sein, daß das Außerfleischliche, nämlich das ohne die Zellen, das ist, woraus alles existiert, und nicht umgekehrt und nicht nur eines aus dem anderen.(...)"

Mit diesen Sätzen beginnt der erste Roman von Thomas Bernhard. „Frost“ erschien im Jahr 1963 und bildet den Ausgangspunkt des weltliterarischen Kontinents dieses Autors. Bis zur Veröffentlichung von „Frost“ war Thomas Bernhard nur einem kleineren Kreis vor allem als Lyriker bekannt. Sein Romandebüt kam jedoch nicht so unverhofft, wie es damals den Anschein hatte. Der Nachlaß des Autors im Thomas-Bernhard-Archiv in Gmunden zeigt, daß dem Roman, der Thomas Bernhards Weltruhm begründen wird, mehrere große Prosaversuche vorausgehen. Die Niederschrift von „Frost“ selbst wurde Anfang 1962. begonnen und im September desselben Jahres beendet.

Stimmen zum Roman

„Um der Versöhnung willen müssen die authentischen Werke jede Erinnerungsspur von Versöhnung tilgen“, formuliert Theodor W. Adorno in seiner „Ästhetischen Theorie“. Danach gäbe es wohl kaum ein derart versöhnliches Werk wie Thomas Bernhards ersten Roman „Frost“. Denn seine beißende Kritik an einer falschen Idylle ist gnadenlos, die Zerstörung jeder Hoffnung auf Versöhnung von beispielloser Unerbittlichkeit. Die Kritik reagiert auf Thomas Bernhards Debütroman mit großer Verwirrung, aber auch mit Respekt. „Frost“ wird Thomas Bernhards erster literarischer Erfolg. Zu Recht: Die Radikalität von „Frost“ ist auch heute noch genauso verstörend und faszinierend wie bei seinem ersten Erscheinen vor fünfzig Jahren. Als „Szenerie einer Vorhölle, aus der man, wie in einem Albtraum, nicht mehr herausfindet“, beschreibt der Schriftsteller, Entdecker und Förderer Thomas Bernhards, Carl Zuckmayer, die Atmosphäre totaler existenzieller Ausweglosigkeit in Bernhards Debüt „Frost“. (...)"

Aus einer Sendung des Deutschlandfunks über Thomas Bernhard vom 11.08.2013, | Von Michaela Schmitz

Der Autor

Thomas Bernhard, 1931 in Heerlen (Niederlande) geboren, starb im Februar 1989 in Gmunden (Oberösterreich). Er zählt zu den bedeutendsten österreichischen Schriftstellern und wurde unter anderem 1970 mit dem Georg-Büchner-Preis und 1972 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Der Suhrkamp Verlag publiziert eine Werkausgabe in 22 Bänden. (vergriffen)

Erhaltungszustand

Das Klassische Fachantiquariat der SFB verfügt über ein gut erhaltenes Exemplar der Erstausgabe in Leinwandbindung und MIT dem Schutzumschlag; innen frisch und ohne Anstreichungen, Anmerkungen; das Papier minimal nachgedunkelt, der Originalschutzumschlag mit leichten Randläsuren und zwei kleinen Einrissen auf der unteren Rückseite. Auf dem Vorsatz, oben, mit einem kleinen Besitzereintrag (vgl. Foto). - SELTEN!

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