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Autor Strohmeyer, Arn
Verlag Schäfer, Gabriele
Auflage/ Erscheinungsjahr 03.08.2015
Format 13 × 20 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 226 Seiten
Reihe Beiträge zur Internationalen Politik, Band 7
ISBN 9783944487304

Zu diesem Beitrag

Der Antisemitismus hat in Europa und speziell in Deutschland zu furchtbaren Verbrechen an der jüdischen Population geführt, die im Holocaust des Nationalsozialismus mit seiner ausgeklügelten Vernichtungsindustrie schließlich ihren monströsen Höhepunkt erfuhren.

Es versteht sich von der historischen Erfahrung dieses Kulturbruchs, dass insbesondere die westlichen Gesellschaften den Antisemitismus ächten und auf jede Form des erneuten Auftretens dieser Form des Rassismus besorgrt und sensibel reagieren. Der Antisemitismus-Vorwurf steht in den aktuellen politischen Auseinandersetzungen häufig, wird in den Diskursen zunehmend inflationär, reflexhaft und gewiss nicht immer nur aus seriös-lauteren Gründen verwendet, wenn es - je nach Blickwinkel der Betrachter - um die Einschätzung der Situation in Israel und in Palästina geht: Einer flächenmäßig relativ kleinen Region im Nahen Osten, für die zwei ihrerseits keineswegs homogene Völker jeweis gute Gründe angeben können, dieses Land zwischen Mittelmeer und Totem Meer als ihre Heimstatt zu begreifen. - Ein unlösbares Problem, das dazu verleiteten mag, sich auf eine der Seiten zu schlagen ...

Schon die Diskussion, was genau ´Antisemitismus` sei, wird seit langem kontrovers geführt. Mit der in 2020 verabschiedeten "Jerusalem Declaration on Antisemitism" [https://jerusalemdeclaration.org/] gibt es erstmals eine dezidierte und klare Begriffsdefinition, welche in 15 Punkten aus der Sicht von 200 führenden Forschern und Institutionen anbietet, und auch erwähnt, was ´Antisemitismus` eben nicht sei.

Der am Thema seit vielen jahren forschende Autor erläutert in diesem Buch, wie die historischen Veränderungen im Judentum selbst auch Folgen für den Antisemitismus-Begriff mit sich gebracht haben, denn im Judentum gab es immer die beiden spaltenden Tendenzen der Absonderung, Abschottung und Isolation einerseits und der universellen Offenheit und Weltzugewandtheit andererseits. Durch die Gründung des Staates Israel und die ihn tragende ethnisch-nationalistische Ideologie des Zionismus hat die erste Richtung deutlich die Dominanz erlangt, die Universalisten sind im Judentum eher zu einer Randgruppe geworden. Da Israel den Anspruch erhebt, das ganze Judentum zu vertreten (was die Universalisten wiederum nicht anerkennen), hat der Antisemitismus-Begriff sich in der Weise verändert, dass er nicht mehr allein Hass auf Juden wegen ihres Jude-Seins meint, sondern nun jede Kritik an Israel und seiner äußerst umstrittenen Politik gegenüber den Palästinensern als solchen bezeichnet. Dieser Definition widersprechen aber die Universalisten, die sich für das Einhalten der jüdischen Ethik von Versöhnung und Nächstenliebe, Menschenrechten und Völkerrecht einsetzen. Der heute gängige und im öffentlichen politischen Diskurs benutzte Antisemitismus-Begriff erweist sich deshalb sehr oft als ein manipulativ und instrumentalisierend vorgebrachtes Argument, das einzig das Ziel verfolgt, die ethnisch-nationalistischen Interessen Israels zu vertreten und einzufordern, nicht aber als ein probates Mittel, über diese Form des Rassismus aufzuklären und sie zu bekämpfen.

Gegen diese Form des Missbrauchs und der ideologischen Instrumentalisierung des Anti-Antisemitismus wendet sich dieses Buch. Dass dieser Missbrauch besonders in Deutschland überhaupt möglich ist, hängt nicht zuletzt mit dem als Folge der nationalsozialistischen Verbrechen vorherrschenden Schuldgefühl gegenüber Juden und dem daraus abgeleiteten Philosemitismus zusammen. Es wird dabei oft übersehen, dass Philosemitismus und Antisemitismus - psychologisch - eng zusammenhängen und dass ersterer für eine verzerrte Wahnehmung im Blick auf den Nahost-Konflikt beiträgr. Auch dieser Phänomen unterzieht der Autor einer ausführlichen Analyse. Er plädiert deshalb für eine realitätsbezogene Beurteilung des Konflikts und für eine im Sinne universalistischer Werte gerechte Lösung auch für die Palästinenser.

Der Autor

Arn Strohmeyer, Jahrgan 1942, geboren in Berlin. ist ein deutscher Journalist und Buchautor. Er wuchs in der DDR und später in Soest (Westfalen) auf. Nach dem Abitur in Göttingen studierte Strohmeyer Philosophie, Soziologe und Slawistik an der Universität Göttingen und anschließend an der Uni Bonn. Nach seinem Magisterexamen war er als Redakteur bei verschiedenen Tageszeitungen und einer politischen Monatszeitschrift tätig. Als Autor beschäftigt sich Strohmeyer seit seiner Pensionierung schwerpunktmäßig insbesomndere mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt, zu dem er mehrere Bücher und Beiträge veröffentlichte. (Quelle: nach Wikipedia)

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