Details

Autor Sigusch, Volkmar
Verlag Campus
Auflage/ Erscheinungsjahr 18.05.2022
Format 21,3 × 14 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 220 Seiten
Gewicht 253
ISBN 9783593343037

Weil die angesprochenen Themen so aktuell und relevant wie nie erscheinen, traf der Camus Verlag eine gute Enscheidung, indem er die erstmals 1990 publizierte Aufsatzsammlung von Volkmar Sigusch unlängst neu aufgelegt hat.

Zu diesem Buch

Ein Sexualforscher wie Volkmar Sigusch, der nicht im Elfenbeinturm theoretischer Abstraktionen sitzt, spricht konkret über das, was in unserer Kultur sexuell der Fall ist, greift immer wieder öffentlich ein: mit Leitartikeln und Aufsätzen, mit Reden und Interviews. Thematisch ist der Bogen weit gespannt: von der Pädophilie bis zur Prostitution, von der Geschlechtsumwandlung bis zum Verhältnis von Mann und Frau, von Aids bis zu Bi-, Hetero- und Homosexualität, von den sogenannten Sexualstraftätern bis zu Alltagsliebe und Perversion. Die Eingriffe, brillant geschrieben, sind von seltener analytischer Schärfe, polemisch und aggressiv, verstehend und aufklärerisch. Gelegentlich konnte ihre Wirkung sogar gemessen werden: ein Gefangener wird begnadigt, Aids-Experten korrigieren ihre verheerende Krankheitslehre, das Bundesgesundheitsamt revidiert sich öffentlich.

Inhalt

  • Vorwort
  • Ruchlose Sorge
  • Großer Zapfenstreich
  • Politik des Transsexualismus
  • Von der Liebe
  • Sanierte Unzucht
  • Der Therapismus und die Not des Lebens
  • Magnus Hirschfeld und die Hirschfeld-Renaissance
  • Eberhard Schorsch und die kochende Volksseele
  • Augenblicke eines Sexualforschers
  • Relative Sackgasse
  • Elitäre Distanz?
  • Operation AIDS
  • Liebe Kolleginnen und Kollegen!
  • Grenzen der Prävention
  • Die bayerische Aids-Politik ächten!
  • Der Ratschläger oder Sexologie als Phrase
  • Eine psychoanalytische Entfremdung
  • Ein pädagogischer Wärmestrom
  • Liberalisierung oder Revolution?
  • Sind Zungenküsse gefährlich?
  • Über die Vergesellschaftung der Krankheit Aids
  • Momente der Restauration
  • Jugendliche und Aids
  • Verwilderung der medizinischen Sitten
  • Der anti-erotische Komplex
  • Kann und soll uns der Staat über Aids aufklären?
  • Bisexuell, homosexuell, heterosexuell
  • Geist und Geschlecht
  • Perversion als Kunstwerk
  • Zwanzig Jahre Sexualmedizin und Sexualberatung
  • Anmerkungen
  • Literatur
  • Nachweise

Aus dem Vorwort des Autors

„Ein Sexualforscher, der nicht im Elfenbeinturm scheinbar wertfreier Wissenschaft sitzen, der das alltägliche und leibhafte sexuelle Elend nicht hinwegabstrahieren will, spricht konkret über das, was in dieser Gesellschaft sexuell der Fall ist, greift immer wieder öffentlich ein, gefragt und ungefragt. Thematisch ist der Bogen weit gespannt: von der Pädophilie bis hin zum Verhältnis der Geschlechter, von der Ratschlägerei in Illustrierten bis hin zur Prostitution, von den sogenannten Sexualstraffätern bis hin zu Aids, von der chirurgischen Geschlechtsumwandlung bis hin zu Bi-, Homo- und Heterosexualität, vom Patriarchat bis hin zur Perversion.

Die akuten Anlässe, Farbe zu bekennen, sind recht unterschiedlich: ein politischer Skandal, ein Gesinnungsurteil, der Geburtstag einer verehrten Kollegin, das Erscheinen eines Buches, ein historisches Datum, eine wissenschaftliche Fehlentwicklung, die Eröffnung eines Kongresses, der Einbruch einer Krankheit usw. Entsprechend different sind die Formen der Zwischenrufe: Leitartikel, Kolumnen, Reden, Aufsätze, Rezensionen, Interviews.

Auf den chronischen Anlaß, die widersprüchliche Lage der Triebliebe in unserer Kultur und die Abwesenheit einer allgemein verbindlichen Moral, die gesellschaftliche Mystifikation des Sexuellen und die allgemeine Tendenz zur Verstofflichung des Lebendigen, bin ich in meinen Büchern theoretisch ausführlicher eingegangen, die in den letzten Jahren im Campus Verlag erschienen sind.
In die vorliegende Sammlung zumeist kleiner Stücke habe ich nur solche Texte aufgenommen, die mir leider Gottes nach wie vor aktuell zu sein scheinen. Bemerkungen zu Aids habe ich besonders datiert, weil es nicht zuletzt wegen des jeweiligen Wissensstandes wichtig ist, wann sie gemacht — um nicht zu sagen: gewagt — worden sind.

Viele anregende und ermutigende Gespräche mit Martin Dannecker und Agnes Katzenbach waren mir eine außerordentliche Hilfe. Klaus Gabbert, auch diesmal der Lektor, hatdie Sammlung angeregt. Annemarie Diefenbach und Bärbel Kischlat-Schwalm schrieben die Manuskripte. Die »Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur Jan Philipp Reemtsma« stellte auf angenehme Weise Sachmittel bereit, die meinen Studien zur Geschichte der Sexualforschung zugute kamen. Allen, die mir zur Seite standen, sei herzlich gedankt.“

Volkmar Sigusch
Frankfurt am Main, im Oktober 1989

Der Autor

Volkmar Sigusch, (1940-2023), war Arzt und Soziologe un zählte zu den angesehensten Sexualwissenschaftler der Gegenwart. Von 1973 bis 2006 war er Direktor des Instituts für Sexualwissenschaft der Universität Frankfurt am Main.

Kaufoption

69,00 €