Details
Herausgeber | Institut und Ausbildungszentrum für Psychoanalyse und Psychosomatische Medizin Frankfurt am Main (Hg.) |
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Verlag | Selbstverlag |
Auflage/ Erscheinungsjahr | 1960 |
Format | 25,7 × 16,2 cm |
Einbandart/ Medium/ Ausstattung | broschiert |
Seiten/ Spieldauer | 32 Seiten |
SFB Artikelnummer (SFB_ID) | SFB-005414_MA |
Aus der Begrüßungsansprache Alexander Mitscherlichs
»Herr Ministerpräsident! Herr Oberbürgermeister! Meine Damen und Herren!
Darf ich Sie zuerst sehr herzlich in den Räumen dieses Institutes, das jetzt seine Arbeit beginnt, begrüßen und Ihnen danken, daß Sie zu uns gekommen sind, um diese Geburtsstunde zu einer Feier werden zu lassen. Geburtsfeste sind Wunschfeste. Die Frage ist dann nur, ob wir mit unseren Wünschen vorausschauend kommende Ereignisse und Prüfungen bedenken und damit dem Neuling helfend beistehen, oder ob wir dem Wunschdenken frönen, wie wir Psychoanalytiker sagen. Die kleine Gruppe von Ärzten und Psychologen, die jetzt hier mit ihrer Arbeit beginnen wird, möchte mit ihren Hoffnungen und Erwartungen mit beiden Füßen auf der Erde bleiben. Erlauben Sie mir, daß ich als ihr Sprecher in wenigen Worten den Bezugsrahmen andeute, in dem wir Sinn und Aufgabe dieses Institutes erblicken.
Es gehört wenig prophetische Gabe dazu, weitere Erschütterungen der Weltläufte vorauszusagen, die ihre bedeutendste Ursache darin haben werden, daß mehr Menschen als je zuvor mit mehr Machtmitteln als je zuvor ausgestattet sein werden und daß ihnen zugleich mehr ihrer gewohnten und überlieferten Sicherungen, nämlich der Sicherungen gegen ihre eigenen rücksichtslosen Triebkräfte, entschwinden. Das ist die Folge des Entstehen* einer einheitlichen Weltzivilisation, deren technischer Fortschritt alle lokalen Traditionsgefüge — auch die der europäischen Völker — gesprengt hat. Die Entstehung großer Menschenmassen scheint eine einheitliche Technik der Erziehung und Lenkung nötig zu machen, um zu funktionsfähigen Ordnungsgebilden zu kommen. Nicht am Bau großer Kraftwerke und moderner Straßen, sondern an den Ideen einer optimalen Lebensform, an der Definition dessen, was unter Glück zu verstehen ist, werden sich noch lange die unerbittlichsten Fehden entzünden. Wenn man versucht, von diesem Streit der Ideen und Ideologien gelassen zurückzutreten, so zeigt sich hinter diesen Fehden meist wieder jenes Wunschdenken, das ein Ausdruck der Kurzsichtigkeit der menschlichen Natur für die Bedingungen der eigenen Existenz ist. Wie verschieden war die Unnachgiebigkeit des Erkenntnisdranges für die geographischen, geologischen, physikalisch-chemischen, biologischen Gegebenheiten unserer Welt im Gegensatz zum Erkenntnisstreben für die Wurzeln und Wahrheiten unserer eigenen Natur, unseres Denkens und Wünschens! Diese letzteren Einsichten werden aber über unsere Zukunft bestimmen. Unter dem Druck der großen Rivalen, die uns erstanden sind, und mit dem Verlust der technisch-industriellen Machtmonopole hat sich die Devise unseres westlichen politischen Planens längst aus einer offensiven Strategie der Hegemonie in eine der Defensive, der Möglichkeiten, das uns Teuere zu bewahren, verwandelt.«
Aus der Ansprache des Institutsdirektors Prof. Dr. Alexander Mitscherlich
Aus dem Inhalt
- Institutsdirektor Prof. Dr. Alexander Mitscherlich
- Ministerpräsident Dr. h. c. Dr. e. h. Georg-August Zinn
- Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main Werner Bockelmann
- Direktor des Instituts für Sozialforschung an der Joh. Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main Prof. Dr. Max Horkheimer
- Präsident der British Psycho-Analytical Society, London Dr. Willi Hoffer
- Prof. Dr. Gustav Bally, Zürich
- Präsident der Nederlandse Vereniging voor Psychoanalyse Dr. H. A. van der Sterren
- Präsident der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung Dozent Dr. Wilhelm Solms
- Präsident der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung Dr. Gerhart Scheunert
- Schlußwort von Prof. Mitscherlich
Lieferbarkeitshinweis
Im Modernen Fachantiquariat der SFB ein Archivexemplar noch verfügbar; nicht im Buchhandel erhältlich.
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