Details

Autor Anonyma
Herausgeber Petersdorff, Christa von (Hg.)
Verlag Psychosozial-Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 01.2004
Format 21 × 14,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 161 Seiten
Gewicht 254
Reihe edition psychosozial
ISBN 9783898062787

Zu diesem Buch

'Verführung auf der Couch' ist die langjährige Liebesgeschichte einer Analysandin mit ihrem Analytiker, die Geschichte einer unbewussten Verführung - ihre - und der tatsächlichen Verführung - seine. Eine Übertragung mit tragischen Folgen; eine Realität, die verschwimmt, die der Unsicherheit und der Depression das Feld überlässt, eine lange Rekonvaleszenz bei einem zweiten Analytiker, der der Autorin hilft, ihr Ich wieder aufzubauen, sie selbst zu werden.

Dieser poetisch und bewegend geschriebene Bericht ist eine Liebesgeschichte und eine Einführung in die Psychoanalyse, gewissermaßen von innen heraus.

Textauszug

"Vor einigen Monaten habe ich meinen Analytiker-Geliebten wiedergesehen. Den angebeteten, allerschönsten, allerliebsten, allerteuflischsten Mann. Ob er mich erkannt hat? Ich weiß es nicht. Sein Blick streifte mich flüchtig, in seinen Augen war kein Erkennen, kein Aufleuchten, kein Zusammenzucken, kein Erschrecken. Mir zitterten die Knie. Wen habe ich eigentlich geliebt, über alle Maßen, bis zum Wahnsinn? Und er, hat er mich je geliebt?

Vor vier Jahren habe ich die Niederschrift meines Analyse-Abenteuers beendet. Ich hatte sie mit meinem Blut geschrieben; Tinte und Feder durften nichts ändern. Die, die ich damals war, bin ich nicht mehr, wenn ich auch nicht mehr bin, wie ich vorher war.

Der Bericht ist eine Beichte. Darf kein Palimpsest werden. Ich muß mich zwingen, den schwülstigen Stil jetzt nicht zu korrigieren - er gehört jener Zeit an. Romantisch und überschwenglich-peinlich. Er reflektiert meine Gefühle. Damals. Vor mehr als zehn Jahren. Ist Symptom einer tiefen Regression. Ein Dokument? Ein Fossil. Ein Bernsteintropfen, den man nicht gewaltsam aufbrechen darf, um das gefangene Insekt zu befreien. Es ist ja doch tot. Aber ich lebe noch und möchte die Ereignisse von damals neu betrachten, beurteilen. Und verurteilen?

Ich war ihm verfallen. Mit Leib und Seele hörig. Ich habe ihn kastriert. Ich habe seine berufliche Identität, das Zentrum jeder erwachsenen Persönlichkeit, angegriffen, ihm sozusagen seinen psychoanalytischen Penis genommen. Triumph. Niederlage. Scheitern. Und tiefste Schuldgefühle, die nie ganz verschwinden werden, die jede Faser meines Körpers und meiner Seele vergiftet haben. Eine Art psychischer Aids-Infektion. Was in ihm vorgegangen ist, weiß ich nicht und werde es wohl auch nie erfahren. Er hat sich nie zu unserer Liaison geäußert. Was ich allerdings jetzt genau weiß, zu wissen glaube, ist, dass er mich nie geliebt hat. Er hat Sex in die Kur eingeführt als gehöre das dazu, als sei die Couch ein Lustlager. Je nach Laune und ohne dass ich vor meinen Sitzungen - im Französischen sagt man »Rendez-vous« - wusste, was geschehen würde. Worte, Phantasien, Küsse, Liebkosungen, Analytiker-Schweigen und -Einsilbigkeit. (...)"

Die Herausgeberin

Christa von Petersdorff, Romanistin, Anglistin und Psychologin, lebt seit 1968 in Frankreich. Sie ist Mitglied des Übersetzerteams der gesammelten Werke Freuds und der »Association Internationale de l`Histoire de la Psychanalyse« (AIHP), dort ist sie verantwortlich für die deutsch-französischen

Kaufoption

19,90 €