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Autor Borch-Jacobsen, Mikkel
Verlag Fink, Wilhelm
Auflage/ Erscheinungsjahr 22.09.1997
Format 13,5 × 1.8 × 21.4 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung broschiert
Seiten/ Spieldauer 154 Seiten
Gewicht 207
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-003636_AC

Zu diesem Buch

Anna O. alias Bertha Pappenheim (1859 -1936) war die Musterhysterikerin par ex-cellence. Ihr eiferten alle Hysterikerinnen zur Zeit der letzten Jahrhundertwende nach. Pappenheim hat der Psychoanalyse nicht nur eine vollkommene »Inkubation und Pathogenese« der Hysterie geschenkt, sondern auch die Entdeckung der Redekur, die ihrer Wendung »talking cure« (die sich auch »chimney-sweeping« nannte) den Namen verdankt. Ihr Arzt Josef Breuer nannte dieses Abreagieren von hysterischen Symptomen später die » kathartische Methode«. Sie ist zum Ausgangspunkt für Sigmund Freuds Entwicklung der psychoanalytischen Behandlungstechnik geworden.

Doch nach einhundert Jahren stellt die Falldarstellung von Josef Breuer in den 1895 gemeinsam mit Sigmund Freud verfaßten Studien über Hysterie, »Frl. Anna O...«, noch immer zahlreiche Fragen, vor allem im Licht der dreizehn Jahre früher entstanden Krankengeschichte Bertha Pappenheims, die ihre - von Breuer und Freud verschwiegene - Internierung im Kreuzlinger Sanatorium Bellevue dokumentiert: Weshalb entwickelten sich - nach einer symptomfreien »Inkubinationsphase« in der ersten Zeit ihrer Behandlung - alle Symptome Anna O.s erst mit jener Nachträglichkeit, die der psychoanalytischen Theorie so bedeutsam erscheinen sollte? Standen sowohl der Arzt wie seine Patientin unter dem nachhaltigen Eindruck der am 18. Februar 1880 unterbundenen Demonstrationen im Ringtheater, durch die der dänische Hypnotiseur Carl Hansen ganz Wien in Aufregung versetzte? Hat Anna O. bei ihrer Hypnose also nur Theater gespielt? Oder ist sie das Opfer einer Suggestion von Suggestibilität geworden? Und schließlich: War Anna O.s Emanzipation zur sozial engagierten, erfolgreichen jüdischen Frauenrechtlerin Bertha Pappenheim eine Emanzipation dank der Psychoanalyse oder eine Emanzipation von der Psychoanalyse?

Mikkel Borch-Jacobsens Souvernirs d'Anno O. Une mystificotion centenaire hat in Frankreich eine leidenschaftliche Debatte über die erkenntnispolitischen Voraussetzungen der Psychoanalyse ausgelöst. Der Übersetzer Martin Stingelinverortet in seinem Nachwort den Fall Anna O. im Kontext weiterer Gründungsmythen aus der Frühgeschichte der Psychoanalyse (Freuds Kokainstudien, sein Traum von der Traumdeutung und die Projektion der psychoanalytischen Theorien ins Wahnsystem von Paranoikern wie Nietzsche und Schreber).

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