Details
Autor | Al-Haj Saleh, Yassin |
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Verlag | Matthes & Seitz Berlin |
Auflage/ Erscheinungsjahr | 02.11.2023 |
Format | 20.6 × 12 cm |
Einbandart/ Medium/ Ausstattung | Paperback |
Seiten/ Spieldauer | 221 Seiten |
Gewicht | 267 |
ISBN | 9783751820042 |
Zu diesem Beitrag
Seit mehr als einem halben Jahrhundert steht Syrien im Zeichen des Assad-Regimes, eines Regimes, das willkürliche Verfolgung, Zerstörung und Folter zum strukturellen Herrschaftsprinzip erhob, um die eigene Macht auf Dauer zu sichern. Über Suriya al-Assad zu sprechen, bedeutet daher immer auch, über die gewaltsame Überschreitung der Grenzen von Körpern, Gesellschaft und Menschlichkeit zu sprechen, über Erfahrungswelten, in denen sich Tod und Leben bis zur Ununterscheidbarkeit vermischt haben. Vor allem aber heißt es, über das Unmögliche zu sprechen, das entgegen aller Widerstände und erhofften Demokratisierungsbestrebungen Wirklichkeit geworden ist: das Schreckliche, das allen Sinn und alle Sprache vollständig versagt. Denn nur indem die grausamen Erfahrungen der Syrer in alle Betrachtungen des Landes miteinbezogen werden, indem der Schrecken möglichst unmittelbar dargestellt, durchlebt und anerkannt wird, kann es, wie Yassin Al-Haj Saleh auf atemraubende Weise zeigt, gelingen, ein Schreckensbewusstsein zu entwickeln, das einen moralischen Zorn bewirkt und so zu Kreativität und einer gerechteren Welt führt.
Aus der Vorrede des Autors
"Am Abend des 2. Februar 2021 erreichte mich folgende Nachricht von meinem Freund und arabischen Verleger Lokman Slim: »Könntest du einen letzten Blick auf ›Darstellung des Schrecklichen‹ werfen, bevor es ins Layout geht?«
Gemeint war dieses Buch. Weiter schrieb Lokman: »Auf Seite 48 habe ich etwas angemerkt, das du bitte beachten mögest.« Und schloss mit dem Gruß: »Bis dann, Salam!« - Ich sah das Buch am folgenden Tag noch einmal durch und arbeitete Lokmans erwähnte Anmerkung ein. Aus irgendeinem Grund schickte ich ihm die korrigierte Fassung nicht noch einmal zurück, und wieder einen Tag später wurde Lokman in seinem Auto mit sechs Schüssen hingerichtet. Er war bei Freunden im Südlibanon zu Besuch gewesen und auf dem Weg nach Beirut, wo er mit seiner Familie in der südlichen Vorstadt Dahieh wohnte. Wer Lokman ermordet hatte, war so eindeutig, dass seine Familie Ermittlungen der libanesischen Behörden, in denen die Mörder in hohen Posten saßen, ablehnte. Die libanesische Hisbollah, die für ihre Attentate berüchtigt ist, blickt auf eine lange Geschichte von Morden an politischen Gegnern und neuerdings auch an Gegnern des syrischen Assad-Regimes zurück. Und wie in Syrien seit über einem halben Jahrhundert geht auch bei der Hisbollah das Töten von Menschen untrennbar mit der Hinrichtung der Wahrheit einher. Der Schalldämpfer, der das Letzte war, was Lokman von dieser Welt sah, steht sinnbildlich für Tod und erzwungenes Schweigen, und Lokmans Schicksal war ein beredtes Beispiel für beides (...)"
Inhalt
Der schreckliche Tod von Lokman Slim
I. Die Produktion des Grauens
- Liebe, Folter, Vergewaltigung und Vernichtung
- Die politische Dimension der Folter
- Das Palmyra-System. Saydnaya, rassistische - Verwandlung, Vernichtung
- Ein Grab für alle. Wie sich Tod und Leben der Syrer verändert haben
- II. Die Darstellung des Schrecklichen
- Wie man mit dem Schrecklichen umgehen kann
- Dem Schrecken ins Gesicht sehen
- Wunden und Worte. Über die Krise der Darstellung und die Darstellung von Krisen
- Ausdruck. Worte, Gewalt und Tränen
Anmerkungen
Der Autor
Yassin Al-Haj Saleh, 1961 in Raqqa, Syrien, geboren, studierte zunächst Medizin und wurde 1980 als Mitglied des demokratischen Flügels der Kommunistischen Partei wegen seiner Opposition gegen die Tyrannei des Assad-Regimes verhaftet. Danach verbrachte er 16 Jahre in syrischen Gefängnissen. 2013 wurde seine Frau Samira in einem Vorort von Damaskus entführt und ist bis heute verschwunden. Saleh lebt seit 2013 im Exil. 2017-19 war er Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, anschließend EUME-Fellow der Gerda Henkel Stiftung am Forum Transregionale Studien.
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