Details

Autor Martin, Nastassja
Verlag Matthes & Seitz
Auflage/ Erscheinungsjahr 30.03.2023
Format 18 × 10.5 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 139 Seiten
Gewicht 109
SFB Artikelnummer (SFB_ID) 9783751801171

Zu diesem Buch

Auf einer ihrer Forschungsreisen wird die junge französische Anthropologin Nastassja Martin im fernen russischen Kamtschatka bei einer Exkursion zu den letzten indigenen Stämmen dort von einem Bären angefallen, gebissen und schwer verletzt. Sie überlebt, wird in einer russischen Provinzklinik erstversorgt und nach mehreren Notoperationen schließlich nach Frankreich ausgeflogen, wo sie weiterbehandelt wird.

Ihre Gedanken, ihre Empfindungen zeichnet Natassia in ihrem Notizbuch auf. Sie läßt ihre jünste Reise auf die von Vulkanstümpfen durchzogene russische Halbinsel Kamtschatka mit der tragischen Begegnung zwischen ihr und dem Bären Revue passieren. Dort, am Ende der Welt, auf der fernen Halbinsel, studiert Natassja seit längerem die Bräuche und Kosmologien der Ewenen, deren Vertreterinnen und Vertreter sie immer mehr fasziniert. In ihrem Rückblick auf das Geschehene taucht sie zunehmend tiefer in die Kultur dieses Volkes ein und beginnt intensiv zu träumen. In diesen Träumen gerät der riesige Bär, der sie angegriff, immer stärker in ihren Blick. Dieser ist jetzt kein rein wissenschaftlicher mehr, denn Emotionen, alleilei Fragen stellen sich in ihren Tagträumen ein: Warum hat er sie nicht getötet, für seine Verhältnisse nur sanft in ihr Gesicht gebissen? - Was sollte das? - Was bedeutet das?

Was die Wissenschaftlerin bisher erforscht und nüchtern beschrieben hat – die animistische Durchmischung von Ethnien, die dicht an, mit und von der sie umgebenden Natur in ihren Gemeinschaften leben, – erfährt Natassia nun haarklein am eigenen Leib. Die Grenzen zwischen dem Animalischem, dem Bären und ihrer selbst, oder dem, was sie bisher als ihr ´Selbst` verstand, verschwimmen zusehends. Träume und Erinnerungen begleiten Nastassja Martins körperlichen Heilungsprozess, der immer stärker auch zu einem seelischen wird, indem er einen inneren Dialog eröffnet, der die Frau aus der vermeintlich zivilisierten Welt konfrontiert mit ihren bislang ausgesonderten ´befremdenden`, ängstigenden und ungezügelten Anteilen. Kann es sein, daß sie da einem Totem, einem überaus starken Freund in den Urwäldern Kamtschatkas begegnet ist, der sie fortan begleiten, beschützen und in ihren Träumen daran erinnern wird, daß auch sie nichts anderes als Teil im ewigen Kreislauf der Natur und ihrer Gewalten ist?

Stimmen zum Buch

»Nun ist Nastassja Martin einerseits Wissenschaftlerin genug, Distanz zu ihrem Gegenstand zu wahren, und hat andererseits einen wachen schriftstellerischen Blick für das Potential ihrer Geschichte, um es in einer reflektierten und dabei äußerst anschaulichen und atmosphärisch dichten Erzählweise voll ausschöpfen zu können. So entsteht eine fesselnde Annäherung, ein lebendiger literarischer Bericht, eine essayistisch-philosophische Auseinandersetzung mit ihrer inneren und äußeren Verwandlung, die sich jeder Genrebezeichnung entzieht.«

Antje Rávik Strubel, in der Frankfurter Allgemeine Zeitung FAZ

Die Autorin

Nastassja Martin, 1986 in Grenoble geboren, ist Anthropologin und Schriftstellerin. Die Schülerin Philippe Descolas ist Spezialistin für die Kosmologien und Animismen der Völker Alaskas und veröffentlichte vor ihrem ersten Roman, der großes Aufsehen erregte, u. a. mit Les âmes sauvages, ein Buch über die Widerständigkeit der Inuit gegen die Zivilisation.

Die Übersetzerin

Claudia Kalscheuer, 1964 in Berlin geboren, studierte Romanistik, Linguistik und Philosophie in Berlin und Toulouse. Sie übersetzt seit 1994 aus dem Französischen, u.  a. Marie NDiaye, Jules Verne und Sylvain Tesson.

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