Details

Autor Rohse, Heide (1939-2021)
Herausgeber Rohse, Eberhard (Hg.)
Verlag Vandenhoeck & Ruprecht
Auflage/ Erscheinungsjahr 12.06.2023
Format 20.5 × 12.3 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 304 Seiten
Abbildungen Mit 5 Abb.
Gewicht 357
ISBN 9783525408155

Zu diesem Buch

Verborgenes Leid, Schreien aus tiefster Not, ohnmächtiges Verstummen, Traumatisierung, aber auch therapeutische Empathie, Helfen und Heilen, Ich-Stärkung, Symbolisierung als Traumaverarbeitung, integriertes Selbst – Ausblicke und Wege in „freundliche Weiten“ (Balint). Diesem Problemspektrum gewidmet sind die hier versammelten 13 Studien der Analytischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Heide Rohse (1939–2021), deren Perspektive fachübergreifend mitgeprägt ist aus Erfahrungen in schulischer und universitärer Lehrtätigkeit.

Rohse untersuchte nicht nur Beispiele therapeutischer Praxis, sondern auch Szenarien aus Weltliteratur und Bibel aus psychoanalytischer Perspektive – von Romanen Fontanes („Effi Briest“), Gontscharows („Oblomow“), Moritz’ („Anton Reiser“) über Erzählungen von Kaschnitz („Adam und Eva“) und Andreas-Salomé, der ersten Göttinger Psychoanalytikerin, bis hin zu biblischen Passions- und Auferstehungstexten (Kreuzigung als Trauma?) und Luther („Aus tiefer Not …“). Eine nicht nur für therapeutisch-psychologische Fachkreise, sondern auch literarisch und theologisch Interessierte informativ anregende, provokant spannende Lektüre.

Eberhard Rohse - Zur Einführung

Psychoanalytisch engagiert und fachübergreifend schlagen die posthum hier versammelten Studien der Göttinger Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Heide Rohse (1939-2021) aus einem Entstehungszeitraum von rund 40 Jahren einen thematisch weiten Bogen. Fragt die erste der Studien (1975) gleich eingangs, im Interesse wirklichen Kindeswohls, sozialisations- und erziehungskritisch: »•Was geschieht in der Erziehung dem Kind zugute?-, so formuliert deren letzte (2017) als theologisch-kritisches Diskursfazit und alltagspraktisches Postulat (zum Thema »Luthers Botschaft - auch für heute?») zugespitzt existenzorientiert: »[...] angesichts unserer Ängste und Hoffnungslosigkeit (...) müssen wir nicht an sich wandelnde Gottesbilder glauben, sondern an Gott allein. Das genügt.»

Thematisch verortet in überraschend kontrastivem Spannungsfeld dieses Rahmens untersuchen die insgesamt 13 Beiträge des Sammelbandes ein brisant vielfältiges Themen- und Problemspektrum psychisch störungsanfälliger Lebens-, Identitäts- und Leidensszenarien - exemplarisch vorgestellt im Blickwinkel nicht nur langjährig-therapeutischer Praxiserfahrung, sondern darüber hinaus auch psychoanalytisch perspektivierter literarischer wie biblischer Textinterpretation. Anders gesagt: Verborgenes Leid, Schreien aus tiefster Not, ohnmächtiges Verstummen, Traumatisierung, aber auch Helfen und Heilen, Befreiung aus inneren Qualen und Zwängen, therapeutische Empathie. Ich-Stärkc und integriertes Selbst. Ausblicke in »freundliche» Weiten ... Dem allen (und mehr) gilt das Interesse sowohl der Fallstudien und Reflexionen aus therapeutischer Praxis als auch der Textinterpretationen signifikanter Szenarien aus Literatur und Bibel: von Romanen Fontanes (»Effi Briest»), Gontscha-rows (»Oblomow«), Moritz' (»Anton Reiser«) über Erzählungen von Kaschnitz (»Adam und Eva«) und Andreas-Salome, der ersten Göttinger Psychoanalytikerin. bis hin zu biblischen Passions- und Auferstehungstexten (»Kreuzigung - ein Trauma?») und Luther (-Aus tiefer Not
So kommt es zum Buchtitel: -Verborgenes Leid und Empathie. Psychoanalyse in Literatur, Theologie und psychotherapeutischer Praxis».

Nachhaltig vor- und mitgeprägt ist die hier sich spiegelnde Verbindung von therapeutischer Professionalität und fachübergreifendem Weitblick, problemreflexiver Sensibilität und lebenspraktischem Engagement aus vielseitig gefächerter Erfahrung Heide Rohses in schulischer 1-ehrtätigkeil (1963-1974) wie auch als Lehrbeauftragte für Evangelische Theologie und Religionspädagogik an der Universität Göttingen (1974-1984). Prägend vor allem aber und diskursiv-erkenntnisleitend bleiben psychoanalytische Arbeitserfahrung und Grundorientierung als Analytische Kinder- und jugendlichen-psychotherapeutin (seit 1975) und Mitarbeiterin am Therapiezentrum der Stadt Göttingen (in freier psychotherapeutischer Praxis), dazu als Dozentin, Supervisorin und Kontrollanalytikerin am Lou-Andreas-Salome-Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Göttingen (Kontrollanalysen bis 2019). (...)

Inhalt

  • Eberhard Rohse: Zur Einführung

Erster Teil - Problemfelder und Beispiele psychotherapeutischer Praxis

  • Ich-Stärke und Entscheidungsfähigkeit. Überlegungen zu Erziehungszielen und Erziehungsstilen aus psychoanalytischer Sicht
  • Probleme der modernen Familie im Spiegel therapeutischer Praxis. Ein Erfahrungsbericht
  • Zwangsneurose und Adoleszenz. Der therapeutische Prozess bei einer jugendlichen Patientin mit Zwangsneurose
  • »Zerbrochener Spiegel« - Sexueller Missbrauch

Zweiter Teil - Psychoanalyse und Literatur

  • Literaturpsychologie - methodische Aspekte psychoanalytischer Literaturinterpretation
  • »Arme Elfi«. Widersprüche geschlechtlicher Identität in Fontanes »Elfi Briest«
  • Die unsichtbaren Tränen. Psychoanalytische Gedanken zu Iwan A. Gontscharows »Oblomow«
  • Abgespaltene Trauer. Die Perspektive des leidenden Kindes und »strategische Adoleszenz« in K. Ph. Moritz* Roman »Anton Reiser«
  • »Sieh, ich bin mal so«. Die Schriftstellerin Lou Andreas-Salome zwischen Literatur und Psychoanalyse

Dritter Teil - Im Dialog mit biblisch-theologischer Tradition

  • Erinnern - Erzählen - Trauern. Marie Luise Kaschnitz' Geschichte “Adam und Eva« und die biblische Erzählung von Paradies und Vertreibung
  • Zur Bedeutung religiöser Themen in der Psychotherapie [Fragment, ca. 2000]
  • Die Kreuzigung - ein Trauma? Psychoanalytische Überlegungen zu Passions- und Auferstehungstexten
  • »Aus tiefer Not schrei ich zu dir«. Luthers Botschaft -auch für heute?

Quellenverzeichnis (chronologisch)
Personenregister

Die Autorin

Heide Rohse (1939–2021) hat Pädagogik und Ev. Theologie in Göttingen studiert. Nach Jahren im Schuldienst folgte die Ausbildung zur Analytischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin. Sie hatte außerdem einen Lehrauftrag für Ev. Theologie und Religionspädagogik mit Schwerpunkt Religionspsychologie am Erziehungswissenschaftlichen Fachbereich der Universität Göttingen, war freie Mitarbeiterin am Therapiezentrum der Stadt Göttingen, Dozentin, Supervisorin und Kontrollanalytikerin am Lou-Andreas-Salomé-Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Göttingen und arbeitete in eigener psychotherapeutischer Praxis.

Der Herausgeber

Eberhard Rohse, Dr. phil., Literaturwissenschaftler, studierte Germanistik, Ev. Theologie und Philosophie und lehrte als Akademischer Oberrat am Seminar für deutsche Sprache und Literatur an der TU Braunschweig. Zahlreiche Publikationen und Tagungsbeiträge zur Literatur vom 16. bis zum 20. Jahrhundert.

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