Details

Autor Chamberlain, Sigrid
Verlag Psychosozial-Verlag
Auflage/ Erscheinungsjahr 05.2011
Format 21 × 14,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 231 Seiten
Abbildungen zahlreichen Abb.
Gewicht 336 g
Reihe psychosozial
ISBN 9783930096589

Zu diesem Buch

Adolf Hitler forderte bereits in 'Mein Kampf', daß schon in der 'frühesten Kindheit. die notwendige Stählung für das spätere Leben' zu erfolgen habe. Durch gründliche Ausbildung der Mütter müsse es möglich sein, 'in den ersten Jahren des Kindes eine Behandlung herbeizuführen, die zur vorzüglichen Grundlage für die spätere Entwicklung dient.'

Mit dieser 'späteren Entwicklung' ist vor allem das nahtlose Sich-Einfügen in die Ideologie und die Institutionen des NS-Staates gemeint. Darum geht es ausdrücklich auch der Ärztin Johanna Haarer, deren Bücher 'Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind' und 'Unsere kleinen Kinder' in vielen Familien während des Dritten Reiches und in den Jahren danach zur Richtschnur für den Umgang mit Babys und Kleinkindern wurden.

Nationalsozialistische Erziehung, basierend auf den sehr genauen Anweisungen von Haarer, war vor allem eine Erziehung durch Bindungslosigkeit zur Beziehungsunfähigkeit. Es liegt auf der Hand, dass nur der an keinerlei Werte und Moral, an kein Gewissen und an keinen Menschen gebundene faschistische Typus auch jederzeit für jeden Zweck und jedes Ziel einsetzbar war.

Es ist an der Zeit, sich auch mit diesem Erbe des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen, mit der Tatsache nämlich, dass der Großteil der im Dritten Reich und in den Nachkriegsjahren Geborenen ins Leben entlassen wurde mit frühen nationalsozialistischen Prägungen, ohne sich jemals dieser Tatsache und ihrer möglichen Folgen bewusst geworden zu sein.

»Als ich meinem Sohn (10) erstmals von den NS-Verbrechen erzählte, fragte er: ›Hatte Hitler keine Mutter?‹ Er meinte: Eine, die ihn erzog. Die Frage irritierte mich. Bislang hatte ich den Nationalsozialismus als politisches Thema betrachtet und weniger unter psychologischem Blickwinkel gesehen. – Und dann fielen mir gleich zwei Bücher in die Hand. Sigrid Chamberlains 2003 neu aufgelegte Abhandlung über ›Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind‹ und Christa Mulacks 2005 erschienener Essay ›Klara Hitler – Muttersein im Patriarchat‹. Beide Bücher funktionieren wie Brillen, von denen eines die Blicke verschleiert, das andere sie schärft.« (Katharina Schäfer, in: Zs. für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, 3/2006)

Aus dem Inhalt

„Alles, was wir tun, tun wir letzten Endes für das Kind”

  1. Krieg gleich zu Beginn des Lebens
  2. Wie die Mutter sich das Kind vom Leibe hält
  3. Gedanken zur Kinderfeindlichkeit in Deutschland
  4. Mangelnder Halt und Grenzenlosigkeit
  5. Das verweigerte Antlitz
  6. Die Zerstörung des Dialogs
  7. Das Kind nicht riechen können
  8. Essen als Machtmittel
  9. Ställchen: Verhinderung der Neugier auf die Welt
  10. Exkurs: Kameradschaft versus Freundschaft
  11. Der fehlende Spielraum

„Jedes Kind ist eine Schlacht”

  1. Zuschreibungen: Das Kind als Feind
  2. Über die Macht der Phantasien
  3. Die Unterwerfung des Kindes
  4. Das soldatische Kind
  5. Krankheit als Versagen
  6. Auseinandersetzungen der Mutter mit ihrer Umgebung

„In der Freiheit fühlen sich die Menschen leicht verlassen”

  1. Klammern statt Gebunden-Sein
  2. Sucht nach Symbiose anstelle von Selbst-Vertrauen

„Zum Sterben sind die jungen Leute doch da”

  1. Disziplinierung contra Autonomie
  2. Die Abwertung kritischen Denkens und sogenannter Halbheit
  3. Über Humor und Sich-Lustigmachen
  4. Sich-Wehren oder Untergehen
  5. Inneres Totsein und Todesbereitschaft
  6. Von der Ausweglosigkeit einer NS-Erziehung

Folgen für die ehemaligen Kinder

Über den nationalsozialistischen Typus

Versuch einer Auseinandersetzung: Konnten überzeugte Nazis „liebevolle” Eltern sein?

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