Details

Autor Hopf, Hans
Verlag Klett-Cotta
Auflage/ Erscheinungsjahr 3. Druckaufl., 2021; 21.07.2020
Format 22 × 13,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Paperback
Seiten/ Spieldauer 192 Seiten
Gewicht 268
ISBN 9783608983333

Videos / Audios

Hans Hopf: Abgründe

Hans Hopf: Abgründe

An dieser Stelle wird ein externer Inhalt (Youtube/ Video) angezeigt, wenn Sie das erlauben: Privatsphäre-Einstellungen

Quelle auf externer Website: www.youtube-nocookie.com

»Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einem, wenn man hinabsieht.«

Georg Büchner, Woyzeck

Zu diesem Buch

Der junge Mann, der sich aus Liebeskummer erhängen will, die türkische Großfamilie, die seine Praxis umstellt oder der junge Mann, der in einer Sitzung seine Pistole zückt. Diese und andere Erlebnisse beschreibt der angesehene Psychotherapeut Dr. Hans Hopf in seinem neuen Buch. Es sind Geschichten über Gewalt, Sucht, Tod, Missbrauch – teils kurios, immer spannend, ergreifend, schockierend, aber auch lehrreich. Die Tätigkeit von Psychotherapeuten stellt man sich als nicht enden wollende Abfolge quälend langer Sitzungen voller schwieriger Gespräche mit verunsicherten oder psychisch gestörten Menschen vor. Dass es auch ganz anders sein kann, zeigt der erfahrene Psychoanalytiker Hans Hopf, der die spannendsten, ergreifendsten Therapieerlebnisse aus seinem langen Therapeutenleben schildert. Zu jedem Fall gibt er Erläuterungen aus psychoanalytischer Sicht und schildert den Verlauf der Therapien, auch wenn diese nicht immer erfolgreich enden.

Inhalt

Einleitung

  • 1 Das letzte Gespräch mit einem Sterbenden
  • 2 Meine Praxis wird umlagert
  • 3 Ein Mädchen zwischen Vater und Therapeut
  • 4 Petra will nicht sprechen
  • 5 Gerhard, der Junge, der sich nach Liebe sehnte
  • 6 Das Ferienhaus, die Darmgrippe und ein Traum
  • 7 Ein ängstliches Kind
  • 8 Teufelskreis Missbrauch
  • 9 Von der unstillbaren Sehnsucht nach der Mutter
  • 10 Der Abbruch: Bibelkreis statt Therapie
  • 11 Anorexie — Die unheimliche Sucht
  • 12 Was ist Wirklichkeit?
  • 13 Die Schlinge um den Hals
  • 14 An den Grenzen des Erträglichen — Kinder werden aggressiv
  • 15 »Du packst die Pistole sofort weg« — Die Ohnmacht des Therapeuten
  • 16 Gestank und Ekel
  • 17 Ein Vater erpresst den Therapeuten
  • 18 Wie ein böses Märchen — ein Blick in den Abgrund
  • 19 Vom Opfer zum Täter— der unheimliche Wiederholungszwang
  • 20 Gewalt und Aggression, oder: Auf der Suche nach einer besseren Familie
  • 21 Der Junge, der sich wie eine Frau kleidete
  • 22 Der Traum und der Tod

Literatur

Aus der umfassenden Einleitung des Autors

"(...) Als ich vor dem Abitur stand, wollte ich entweder Medizin oder Chemie studieren. Meine Eltern waren jedoch sehr arm. Lange Jahre waren wir auf der Flucht gewesen und hatten an vielen Orten und in Flüchtlingslagern gelebt. Mein Vater war kriegsverletzt und traumatisiert aus dem Krieg und der Gefangenschaft zurückgekehrt und hatte tapfer bis zur Rente gearbeitet. Ich hatte bei der BASF angefragt, das Unternehmen hätte mir wegen meiner Eins in Chemie das Studium bis zum Vordiplom finanziert. Aber damals fehlte mir die Kraft. Ich litt unter Traumafolgestörungen; Krieg, Vertreibung und ein unstetes Leben hatten bei mir tiefe Spuren hinterlassen. Stattdessen studierte ich Lehramt an der Pädagogischen Hochschule mit den Hauptfächern Mathematik und Physik. Das damals nur viersemestrige Studium konnte ich finanziell mit einem Stipendium und regelmäßiger eigener Arbeit bewältigen.

Die Symptome meiner Traumatisierungen wurden schließlich so unerträglich, dass ich noch während des Studiums mit einer psychotherapeutischen Behandlung begann. Bereits als Schüler und auch während des Pädagogikstudiums hatte ich einige Werke der Psychoanalyse und der Jung’schen Analytischen Psychologie gelesen. An erster Stelle die »Traumdeutung« von Sigmund Freud, die ich mehrere Male gelesen habe. »Antwort auf Hiob«, ein religionspsychologisches Buch, war meine erste Lektüre von C. G. Jung.

Mit der Kinderpsychotherapie kam ich erstmals in Kontakt über das Buch von Hans Zulliger »Heilende Kräfte im kindlichen Spiel«. Als ich meine Analyse bei dem kriegsblinden Psychotherapeuten Gerhard Greulich begann, besaß ich einige wenige Vorkenntnisse. Mein Therapeut eröffnete mir von Anfang an eine neue Welt, die des Unbewussten. Dies geschah über sein therapeutisches Handeln, aber auch indem er mich anregte, wichtige Werke zu lesen. Ich erfuhr die Kunst der Traumdeutung, begriff die Bedeutung von Assoziationen. Ich tauchte ein in die faszinierende Welt von Symbolen, Mythen und Märchen, las Werke von Freud und Jung, aber auch von Philosophen. Inzwischen war ich als Lehrer tätig und lernte den schwierigen Alltag von Lehren und Erziehen kennen in Klassen von bis zu 56 Schülerinnen und Schülern. Mir begegneten die ersten Kinder mit schwerwiegenden Problemen und Störungen.

Mit meinem Psychotherapeuten konnte ich über diese bedauernswerten Kinder sprechen, entdeckte und begriff die psychodynamischen Zusammenhänge, welche die Störungen verursachten. Ich stellte damals fest, dass eine gute Pädagogik immer mit psychoanalytischem Verstehen unterfüttert sein sollte. Gerhard Greulich vermittelte mir, dass ich eine große Begabung für psychoanalytisches Verstehen habe, und ermunterte mich, eine psychoanalytische Ausbildung zu beginnen. So bewarb ich mich an der Stuttgarter Akademie für Tiefenpsychologie und Psychotherapie und wurde angenommen. Nach meinem Lehrerstudium, erster und zweiter Dienstprüfung, saß ich nun wieder in Vorlesungen und Seminaren, studierte Freud und seine Nachfolger sowie die Lehren C. G. Jungs. Ich begann eine Lehranalyse bei Dr. Vera Scheffen, Mitglied der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) und konnte dabei meine Kenntnisse erweitern und vertiefen. Sie arbeitete nach klassischer psychoanalytischer Methode an Übertragungen. Ich lag auf der Couch und regredierte in meine frühesten Verhältnisse. Meine Lehranalytikerin vermittelte mir die Bedeutung der Regression für die Therapie, wie sie Ferenczi und Balint entdeckt hatten. Vera Scheffen gehört zu den bedeutendsten Frauen, die mir begegnet sind und die mich geprägt haben. Die entscheidenden Grundlagen für mein Verständnis von Kinderpsychotherapie wurden von Anna Freud, Melanie Klein, Donald Winnicott und Wilfred Bion gelegt. Am Institut waren Jacques Berna, der bei Anna Freud studiert hatte, Jutta von Graevenitz, Ursula Laessig, Hans Schmid und Rosemarie Glantz meine herausragenden Lehrer. Beeindruckt haben mich Otto Kernberg und Leon Wurmser, bei ihnen habe ich regelmäßig Vorlesungen in Lindau gehört. Mein großes Vorbild ist bis heute Horst Eberhard Richter. Als er einmal einen Artikel von mir gelesen hatte, rief er mich an und wir haben zwei Stunden miteinander gesprochen. (..)"

Der Autor

Hans Hopf, Dr. rer. biol. Hum., zählt zu den bekanntesten und angesehensten Kinderpsychoanalytikern Deutschlands. Er ist Dozent, Supervisor und Ehrenmitglied mehrerer psychoanalytischer Institute und Diotima-Ehrenpreisträger der deutschen Psychotherapeutenschaft.

Kaufoption

20,00 €