Details

Autor Spazier, Dieter
Verlag tredition
Auflage/ Erscheinungsjahr 14.12.2022
Format 21 × 14,8 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Hardcover
Seiten/ Spieldauer 464 Seiten
Gewicht 798
ISBN 9783347788787

Zu diesem Buch

Dieter Spazier blickt nach einer über sechzigjährigen Berufspraxis als Psychiater auf seine Arbei und auf die die gewonnenen Erfahrungen zurück. In diesem Buch legt er nun eine Summa dieses überaus reichen Erfahrungsschatzes vor, welche für Psycholtherapeuten, Ärzte und alle mit Menschen arbeitenden Professionen eine anregende und also lohnende Lektüre bieten dürfte.

Mit Verweis auf zumeist unreflektiert Gewohntes, das häufig die alltägliche Praxis bestimmt, versucht Spazier den Blick zu öffnen für ein unverstelltes Verständnis, für eine neue Naivität, für eine Abkehr vom gewohnten Terrain. Dabei ist ihm wichtig zu vermitteln, daß sich PsychotherapeutInnen unbedingt auch  philosophische Grundlagen aneignen sollten, da diese den Blick weiten und für ein neues Verständnis des Menschen aufgeschlossen machen können.

Der Mensch ist ein Kosmos, unendlich und faszinierend. Es ist ein großes Unterfangen, dieses weite Universum zu erforschen und es dabei in seinen vielen Parametern zu erfassen. Und es ist gleichzeitig ein wichtiges Unterfangen: Denn das Terrain ist keineswegs bereits durchmessen und geprüft. Im Gegenteil: Wer Klarheit erstrebt und sich dem Wesen des Menschen sowie einer philosophischen Hermeneutik verpflichtet fühlt, wird in dem vorliegenden psychiatrischen Werk genügend Material und Anreize sowie ungewohnt neue Ansichten und Erkenntnisse finden.

Auf der Suche nach Wahrheit darf es keine üblichen Ehrerbietungen an Ärzte oder Philosophen geben, schon gar keine Schonung. In einigen modernen Theorien haben althergebrachte Begriffe und Metaphern eine Neubelebung erfahren und werden in veränderten Bedeutungen gebraucht. Auch hier ist immer kritische Reflexion gefragt.

Doch Dieter Spazier geht mit seinem Buch noch weiter: Dem erfahrungsgerechten Menschenbild gehen die Erkenntnis von Grundstrukturen und wertneutrale Formen des Denkens voran. Dazu gehören Glaubwürdigkeit und eine couragierte Haltung gegenüber vordergründigen Konventionen, eine neu gelebte Mitmenschlichkeit: Psychotherapie bleibt eine Aufgabe des Menschen am Menschen. - Der Psychotherapeut muss nach Ansicht des Autors, jedenfalls wenn er seinen Auftrag ernst nimmt und umfassend versteht, begreifen, was der kranke eigentlich Mensch ist, wie er handelt, worüber er nachdenkt, was er empfindet, was auf ihn einwirkt. Das schließt auch ein, wie sich ein Mensch durch Technik oder Kunst ausdrückt, wie ihn seine Anlagen, Bedürfnisse und Fähigkeiten zu einem besonderen, einzigartigen Menschen machen.

Die interpersonale Kommunikation soll Wege erschließen und ein psychotherapeutisches Handeln möglich machen. Dabei ist zu bedenken: Die Psychotherapie geht genau besehen der Philosophie dadurch voraus, indem sie das eigentliche Erfahrungsfeld ist, auf welchem der Wahrheit des Menschseins auf die Spur gekommen werden kann. Für den Psychotherapeuten soll die Lebenswelt seines Patienten weitläufig und auch konkret vorstellbar werden. Vermittels sympathetischer Aneignung kann sich der Therapeut die jeweilige Lebensform seines Patienten vorstellen, er kann soziale Mängel oder schädliche Gesellschaftsstrukturen erkennen. Und dennoch muss ihm bewusst sein, dass er es mit einem besonderen, individuellen Menschen mit einer je eigenen Erfahrung zu tun hat. Damit verbunden ist die Feststellung, dass Welt und Gesellschaft nicht so beschaffen sind, wie sie für den Menschen besonders erträglich wären.

Inhalt

Einführung

  • Kapitel 1: Theorie und Praxis
  • Kapitel 2: Das personale Miteinander
  • Kapitel 3: Die psychotherapeutische Situation
  • Kapitel 4: Über gängige Theoreme: Theorie der Psychoanalyse ■ Exkurs in die Anthropologie des Rechts ■ Aspekte der Stellung des Psychotherapeuten in der bi-personalen Situation
  • Kapitel 5: Über gängige Theoreme - Theorien als passager nützliche Hilfen • Die Rolle des Therapeuten
  • Kapitel 6: Hermeneutik, Topopoesis, Krank an der Zeit. Ein Nachruf auf die Psychoanalyse
  • Kapitel 7: Menschenbild. Persönlichkeit. Charakter
  • Kapitel 8: Was ist das Unbewusste? Triebanalyse oder Sinngewinn
  • Kapitel 9: Der Fall oder Der Mensch
  • Kapitel 10: Ein anderes Menschenbild - Teil 1.Standortbestimmung
  • Kapitel 11: Ein anderes Menschenbild - TeiL 2. Der vergesellschaftete Mensch. - Erziehung. Ausbildung
  • Kapitel 12: Ein anderes Menschenbild IAO - Teil 3. Psychotherapie, auf sich selbst reflektierend als Erlebnis in der Begegnung
  • Kapitel 13: Merkmale personaler Psychotherapie
  • Kapitel 14: Das psychotherapeutische Setting
  • Kapitel 15: Sein und Geist. Sprache
  • Kapitel 16: Leiden an der Vernunft
  • Kapitel 17: Existentielle Hermeneutik - Teil 1. Trivialität der Eingangsgeschichte
  • Kapitel 18: Existentielle Hermeneutik - Teil 2. Wirklichkeit. Vernunft. Religion. Ethik
  • Kapitel 19: Sein. Bewusstsein. Geist. Person
  • Kapitel 20: Es fehlt eine Philosophie des Miteinander
  • Kapitel 21: Das Einander-Verstehen
  • Kapitel 22:  Was sind Indikationen für Psychotherapie?
  • Kapitel 23: Sprache in der Psychotherapie - Exkurs zu Wittgensteins Spätphilosophie
  • Kapitel 24: Lebenserfahrung und Schule der Erkenntnis
  • Kapitel 25: Vorgedanken zu einer Patho-Philosophie
  • Kapitel 26: Tractatus psychiatrico-philosophicus
  • Kapitel 27: Von Beziehung zu Beziehung
  • Kapitel 28: Die psychotherapeutische Triade
  • Kapitel 29: Das Schweigen und die Sprache
  • Kapitel 30: Entwicklung des Therapeuten
  • Kapitel 31: Anfang, Weg und Abschluss der Therapie
  • Kapitel 32: Über den therapeutischen Diskurs
  • Kapitel 33: Lebensgeschichte - (nach Gadamer und Wittgenstein mit Rückgriffen auf Heidegger und Löwith)
  • Kapitel 34: Kritisches zur Therapeutenausbildung
  • Kapitel 35: Die Autobiohistorie
  • Kapitel 36: Gibt es eine psychotherapeutische Grundsituation?
  • Kapitel 37: Stellung des Therapeuten im Leben seines Patienten
  • Kapitel 38: Der Seelenraum als sechste Dimension - Kosmos Mensch. Emergenz. Ingenium

Epilog / Literaturverzeichnis

Der Autor

Dieter Spazier, Dr. med., geb. 1934 in Worms am Rh. Ab 1957 in der medizinisch-anthropologischen Schule Viktor von Weizsäckers in Heidelberg. Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Psychotherapeut. Forensischer Psychiater. 1966–1969 Leiter der Psychiatrischen Univ.-Poliklinik Heidelberg. 1971–1985 an der Universität Heidelberg 1987–2019 niedergelassener Facharzt in Hamburg. Buchveröffentlichungen: · Grenzübergänge. Psychotherapie als kollektive Praxis (mit J. Bopp). 1975 · Nowhere. Expeditionen in die Unwegsamkeit der Drogenszene (mit F. Theysohn). 1981 · Der Tod des Psychiaters. Die gefährliche Zähmung des Irrationalen – Gedankennachspiel zu einem Kriminalfall. 1982; Hanglage Süllberg. Roman. 1990 · PsychiaterSein. Karl Peter Kisker – Eine Auswahl seiner Schriften (hrsg. mit W. Machleidt und T. Passie). 2007.

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