Details

Autor von Knigge, Adolph Freiherr
Herausgeber Neufeld, Wilhelm (Illustrationen) (Hg.)
Verlag Edition Tiessen, Neu Isenburg
Auflage/ Erscheinungsjahr 1985
Format 22 × 30 cm
Einbandart/ Medium/ Ausstattung Originalbroschur
Seiten/ Spieldauer 10 Bl.
Abbildungen 9 Originalholschnitte
SFB Artikelnummer (SFB_ID) SFB-008606_VZ

Der Verleger der Edition Tiessen, Wolfgang Tiessen, zu dieser Ausgabe:

»Es ist nicht zu verzeihn, wenn man … über den Umgang mit Menschen seine eigene Gesellschaft vernachlässigt … Wer täglich herumrennt, wird fremd in seinem eigenen Hause; wer immer in Zerstreuung lebt, wird fremd in seinem eignen Herzen … Wer nur solche Zirkel sucht, in welchen er geschmeichelt wird, verliert so sehr den Geschmack an der Stimme der Wahrheit, daß er diese Stimme zuletzt nicht einmal mehr aus sich selber hören mag …«

Die zitierten Sätze entstammen dem ersten Absatz des 40. Druckes der Edition Tiessen. Mit dem Kapitel ›Über den Umgang mit sich selbst‹ beginnt recht eigentlich Knigges ›Über den Umgang mit Menschen‹, die dem Geist der frühen Aufklärung verpflichtete, sprichwörtlich gewordene Abhandlung.

Die den Text begleitenden Stufen des Holzschnitts von Wilhelm Neufeld können durchaus als eine ›Illustration‹ der Erkenntnis, Annahme des eigenen Selbst verstanden werden. Jedem der neun Absätze ist zudem eine in Holz geschnittene Ornamentleiste zugeordnet. So ist diese Edition Seite für Seite durch den Zweiklang von großem Grad der Janson und Holzschnitt bestimmt, ein bei aller Strenge der Konzeption heiter, locker wirkendes Ensemble.

»Die ersten Sätze dieses durchaus nicht verstaubten Textes: ›Die Pflichten gegen uns selbst sind die wichtigsten und ersten, und also der Umgang mit unserer eigenen Person gewiß weder der unnützeste noch uninteressanteste. Es ist daher nicht zu verzeihen, wenn man sich immer unter anderen Menschen umhertreibt, über den Umgang mit Menschen die eigene Gesellschaft vernachlässigt, gleichsam vor sich selber zu fliehen scheint, sein eigenes Ich nicht kultiviert und sich doch stets um fremde Händel bekümmert. Wer täglich herumrennt, wird fremd in seinem eigenen Hause; wer immer in Zerstreuung lebt, wird fremd in seinem eigenen Herzen …‹ – Die Idee zu dem vierstufigen Holzschnitt entstand wohl gelegentlich eines Gesprächs mit Wilhelm Neufeld.«Der erste Druck mit konstruktiver Graphik (manchem befremdlich). Nicht mit dem Lineal konstruiert und dann in Siebdruck gedruckt; Holzschnitte vielmehr von Ian Tyson mit ihren handwerklich bedingten leichten Unebenheiten, insofern ideal korrespondierend mit den 1684 vergleichsweise ebenso entstandenen Matrizen, aus denen die Original-Janson-Antiqua dann hergestellt wurde.«

(Zitat aus: ›Wolfgang Tiessen: Rückblicke auf meine Bücher und darauf, wie es zur Edition Tiessen kam.‹,
Tiessen, 1985)

Details zu dieser Edition

  • 40. Druck der Edition Tiessen. 1985.
  • Mit einem vierstufigen Holzschnitt und 9 Holzschnitt-Ornamentleisten von Wilhelm Neufeld.
  • Handsatz durch den Verleger aus der 16p Original-Janson-Antiqua.
  • Umfang: 10 Blatt
  • Format: 22,0 x 30,0 cm.
  • Papier, Provenienz: Büttenpapier Vélin d’Arches.
  • Auflage und Einband: Fadengeheftete Broschur (unter Verwendung von Motiven von Wilhelm Neufeld), 175 nummerierte und signierte Exemplare.
  • Zustand: Galeriefrisches Exemplar.

Stimmen zur Edition Tiessen (1977-2007)

»Diese Pressendrucke zeichnen sich allesamt durch eine ans Wunderbare grenzende Stimmigkeit in Text, Schrift, Druck, Papier, Einband und Illustration aus. Den Literaturfreund begeistert, daß der Text nicht hinter seiner künstlerischen Aufbereitung ­verschwindet, sondern durch sie erst seine gültige Gestalt gewinnt.«

Adolf Fink, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Wolfgang Tiessen begann 1977 ein Werk zu ­verwirklichen, das zu den Ausnahme­erscheinungen in der Welt der Bücher gehört.«

Rainer Hoffmann, in: Neue Zürcher Zeitung.

Der Verleger

Wolfgang Tiessen (* 1. Januar 1930 in Königsberg; † 26. Oktober 2017) war ein deutscher Buchgestalter und Verleger und der Herausgeber der Edition Tiessen in Neu-Isenburg.

Leben: Nach dem Besuch von Gymnasien in Königsberg, Berlin und Detmold begegnete Tiessen 1947 in Detmold dem Buchgestalter Gotthard de Beauclair. 1949 bis 1951 machte er eine Schriftsetzerlehre bei Scherpe in Krefeld. 1952 war er Schriftsetzer in der Hausdruckerei der Schriftgießerei D. Stempel AG in Frankfurt am Main und von 1953 bis 1960 Mitarbeiter von de Beauclair für den Insel-Verlag, der D. Stempel und deren Trajanus-Presse.

1960 war er für eineinhalb Jahre verantwortlich für die buchkünstlerische Seite des Insel-Verlags während der Zeit, als de Beauclair dessen Verlagsleiter war. 1962 kam es zur Gründung der Versandbuchhandlung „Wolfgang Tiessen. Moderne Buchkunst und Graphik“. Deren Katalog „Rundbrief für Freunde moderner Buchkunst und Graphik“ erschien in insgesamt 36 Ausgaben. 1963 heiratete er Gisela Schwarz van Berk. 1968 folgte der Umzug der Buchhandlung nach Neu-Isenburg; die ersten Bände von „Die Buchillustration in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1945“ erschienen im selben Jahr. Es folgten weitere vier Bände, der letzte 1989. 1977 erschienen die ersten Bücher der Edition Tiessen, die wie alle folgenden vom Verleger mit der Hand aus der Original-Janson-Antiqua gesetzt wurden. 1987 erschien ein letzter Rundbrief, die Arbeit blieb nun auf den Verlag konzentriert. 1995 erschien der 80. und letzte Druck der Edition Tiessen. 2007 erfolgte die Übergabe des Verlagsarchivs an die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. Wolfgang Tiessen lebte in Neu-Isenburg.

Quelle: Wikipedia

Lieferbarkeit /Erhaltungszustand

Bei der SFB-Kunstabteilung drei schöne Ausgabe als galeriefrische Exemplare verfügbar; mit Signatur des Autors.

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