Novitätenschau Psychoanalyse / Kulturwissenschaften - JUNI 2021 |
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Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser der Novitätenschau, war der Kachelofen im Mai noch begehrtes Ziel, um es sich in dessen wärmender Nähe beispielsweise mit einem Buch gut ergehen zu lassen, bringt der Juni jetzt die lange erhoffte Sonne mit ihrer inspirierenden Wärme; - und die SFB die neueste Monatsausgabe der ›Novitätenschau‹, welche sich nun nicht nur am Schreibtisch, sondern auch im frühlingsbunten Garten oder auf dem Balkon lesen läßt. In den Blick genommen werden diesmal Neuerscheinungen zum Thema Persönlichkeitsstörungen, zu Viktor Frankl und seiner Existenzanalyse, gefolgt vom jüngsten Band der Sigmund-Freud-Vorlesungen, der sich mit dem Narzissmus befasst. Erinnert wird zu dessen 10. Todestag an Hans Keilson, den Traumaforscher, Schriftsteller, Psychoanalytiker und Widerstandskämpfer. Aus aktuellem Anlaß stellen wir eine neue psychoanalytisch verortete Arbeit zum Thema Hass vor, gefolgt von einem (psychoanalytischen) Blick auf die anhaltend angespannte Situation zwischen Israel und den Palästinensern. - Freude und Entspannung mögen schließlich die beliebten literarischen Empfehlungen bereiten, die ins Morgenland und in geheimnisvolle Bibliotheken führen .... - Zwei edle BIO-Weine und drei besonders günstige Galerieangebote runden diese Ausgabe ab. |
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In dieser Ausgabe
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Der kurze Weg zur SFB: Bestelltelefon 0800 588 78 30
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ZUERST: Handbuch zu V. Frankels EXISTENZANALYSE u. LOGOTHERAPIE |
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Das seit längerem nicht mehr erhältlich gewesene Hand- und Wörterbuch zur Existenzanalyse und Logotherapie ist als Nachdruck ab sofort bei der SFB wieder verfügbar. Es bietet eine fundierte Einführung sowohl in die Schriften Viktor E. Frankls als auch in die Grundprinzipien der Logotherapie selbst. |
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PSYCHOANALYSE / PSYCHOTHERAPIE - Persönlichkeitsstörungen |
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Otto F. Kernberg diskutiert in seinem neuen Buch Themen, die seit Jahrzehnten fest mit seinem Namen verbunden sind: schwere Persönlichkeitsstörungen, ihre Ätiologie, Diagnose und Behandlung. Pointiert und differenziert zugleich beantwortet Kernberg die Frage, welche spezifischen Schwierigkeiten bei PatientInnen mit schweren Persönlichkeitsstörungen im Zusammenhang mit deren Erotik, ihren Liebesbeziehungen und Aggressionen auftreten. Außerdem legt er den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse über Persönlichkeitsstörungen und ihre neurobiologischen und psychodynamischen Determinanten dar. Darüber hinaus stellt Kernberg eine psychodynamische Psychotherapie vor, die speziell auf die Behandlung der Psychopathologie dieser Störungen zugeschnitten ist und die folgenden Fragen erörtert:
Weitere Informationen zum Buch und das ausführliche Inhaltsverzeichnis finden sich im entsprechenden Titeleintrag auf SFB-Online. Der Autor: Otto F. Kernberg, geboren in Österreich, ist Professor für Psychiatrie an der Cornell University und Direktor des Personality Disorders Institute am New York Presbyterian Hospital und gilt als »kompetentester Spezialist für schwere Persönlichkeitsstörungen« (Eva Jaeggi in Psychologie heute). Er war lange Vorsitzender der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung. Und nachfolgend eine Auswahl weiterer gefragter Standardtitel zum Thema: |
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HANS KEILSON (1909-2011) zum 10. Todestag: Pionier der Traumaforschung, Psychoanalytiker, Schriftsteller |
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»Das Deutschland, das ich als Kind und junger Mann gekannt habe, hörte nicht auf, mir etwas zu bedeuten. (...) Das sind Orte, an denen ich hing und über deren Verluste ich trauerte. Und immer noch trauere.« Hans Keilson Schon mit Siebzehn, als HANS KEILSON (1909-2011) den dritten Preis des Börsenvereins des deutschen Buchhandels mit einem Aufsatz zum Thema »Kannst du ein Buch empfehlen?« errang und sich mit dem erhaltenen Preisgeld schnurstracks die erhältlichen Schriften und Vorlesungen Sigmund Freuds gönnte, hatte der jüdische Junge, naturwissenschaftlich und literarisch interessiert, rasch verstanden, daß, »(...) man mit seinen eigenen Problemen, mit dem, was man nicht akzeptieren kann, ins Reine kommen muss und sie nicht auf andere projizieren darf«, (Keilson, 2011, 151). 1928 nahm Hans Keilson in Berlin sein Medizinstudium auf und wollte parallel eine (Lehr-)Analyse an einem Berliner psychoanalytischem Institut beginnen; dort wurde er als ungeeignet abgewiesen. Weil die Nazis ihn als Schriftsteller, Musiker und Juden verfolgten und auch wegen der Berufsverbote für jüdische Ärzte emigrierte Keilson 1936 in die Niederlande, wo er neben seiner medizinisch-kinderpsychiatrischen Arbeit eine psychoanalytische Ausbildung begann. Nach dem deutschen Überfall auf die Niederlande im Jahr 1940 ging Keilson als Mitglied des dortigen Widerstandes in den Untergrund. Er kümmerte sich als Arzt und Psychoanalytiker intensiv um jüdische Kinder, welche durch ihre Eltern vor deren Deportation in niederländischen Familien in Sicherheit gebracht worden waren. Nach dem Krieg behandelte Hans Keilson schwer traumatisierte jüdische Waisenkinder. Da in den Niederlanden sein deutscher Medizinabschluß nicht anerkannt wurde, nahm Keilson erneut das Medizinstudium auf, das er als Facharzt für Psychiatrie in den 1960er Jahren abschloss. 1979 wurde er mit seiner viel beachteten Studie zur Sequentiellen Traumatisierung bei Kindern bekannt, die ihn zu einem Pionier der Traumaforschung werden ließ. - H.K. wurde mit zahlreichen Literaturpreisen und Ehrungen ausgezeichnet, darnter dem Bundesverdienstkreuz; die Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) machte ihn zu ihrm Ehrenmitglied. |
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In seinem zum Klassiker avancierten Standardwerk, das seither nichts von seiner Bedeutung eingebüßt hat, analysiert Hans Keilson die massiv-kumulative Traumatisierung bei Kindern, die verfolgt, von ihren Eltern getrennt wurden und die Gräuel erlebt und Todesängste ausgestanden haben am Beispiel der jüdischen Kriegswaisen in den Niederlanden. In je einem deskriptiv-klinischen und einem quantifizierend-statistischen Untersuchungsgang überprüft er damit seine Hypothesen der altersspezifischen Traumatisierung sowie einen Teil der psychoanalytischen Theorie der Traumatisierungsintensität. Ein lesenswertes und materialreiches Werk, das vor einigen Jahren im Psychosozial Verlag wieder aufgelegt wurde und TherapeutInnen, die aktuell mit traumatisierten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen arbeiten, enorm hilfreiche Anregungen und Informationen zu bieten vermag. Über den Autor: Hans Keilson (1909-2011), Arzt, Schriftsteller und Psychoanalytiker, ab 1999 korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, wurde 1909 als Sohn eines jüdischen Textilhändlers in Bad Freienwalde an der Oder geboren; er studierte Medizin und Sport in Berlin. 1936 mußte Hans Keilson als Jude seine Heimat verlassen; er emigrierte mit seiner Frau in die Niederlande, wo er Krieg und Besatzung im Untergrund erlebte und erlitt. Nach der Befreiung der Niederlande gründet Hans Keilson eine Organisation für aus Konzentrationslagern und Verstecken auftauchende jüdische Waisenkinder. Nach einer Ausbildung zum Psychoanalytiker verfasste er das in mehrere Sprachen übersetzte und bis heute maßgebliche Standardwerk Sequentielle Traumatisierung bei Kindern (Enke Vlg. 1979) und führte damit diesen Terminus in das psychotherapeutische Vokabular ein. |
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Die Beiträge des Bandes befassen sich mit der Bedeutung Hans Keilsons für die Traumaforschung und -behandlung. Die Beiträgerinnen und Beiträger nehmen Lebenswege von »Child Survivors« und die gesellschaftliche Wahrnehmung ihrer belastenden Langzeiterfahrungen in den Blick. Sie betrachten Forschungen Hans Keilsons und die grundlegende Arbeit des Kinder- und Jugendpsychiaters Reinhart G. E. Lempp sowie deren aktuelle Weiterentwicklung. Die interdisziplinäre Herangehensweise eröffnet dabei zugleich neue Anschlussmöglichkeiten für die Traumaforschung. Vor dem Hintergrund historischer Zusammenhänge und aktueller Entwicklungen in der Migrationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts wird gezeigt, dass stabilen Bindungen und Halt vermittelnden Umgebungen eine kaum zu überschätzende Bedeutung für den weiteren Lebensweg Traumatisierter zukommt. Die
Beiträge: Michael Schödlbauer: Geleitwort - Barbara
Stambolis; Ulrich Lamparter: Vorwort und Einleitung - Barbara
Stambolis: Öffentliche und wissenschaftliche Wahrnehmung von Hans
Keilsons Arbeit mit traumatisierten jüdischen Kriegswaisens - Werner
Bohleber: Hans Keilson; die Entwicklung der Traumatheorie in der
Psychoanalyse - Christine Kausch; Katja Happe: Untertauchzeit. Vom
prekären Leben in den Niederlanden unter deutscher Besatzung - Katja
Happe: Interview mit Dr. Hans Keilson am 27. März 2001 - Cordula
Lissner: Erzählte Lebensgeschichte und die Frage, wer zuhört. Die
Kindertransporte 1938/39 - Isabel Piesker; Heide Glaesmer; Yuriy
Nesterko: Sequentielle Traumatisierung bei unbegleiteten
minderjährigen Geflüchteten - Gabriele Teckentrup: Vom Aufbruch
in den Widerstand. Motive von Frauen, 1968 politisch aktiv zu werden -
Barbara Stambolis: Child Survivors, ein Nachkriegskapitel in
Hamburg - Gudrun Brockhaus: »Man ist grausam wie der andere«.
Attraktion von Hasspolitik – betrachtet mit Hans Keilson - Reinmar du
Bois: Extrembelastung im Kindes- und Jugendalter im Spiegel eines
Jahrhunderts - Über Hans Keilson: Kurzbiografie und Literaturauswahl
seiner Publikationen.
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Sigmund-Freud-Vorlesungen 2020: Narzißmus á la ›Me, myself and I‹ |
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Das schon vor 40 Jahren ausgerufene »Zeitalter des Narzissmus« (Christopher Lasch, 1979) ist ohne Zweifel zu einem der zentralen Schlüsselbegriffe der Gegenwart geworden und beschreibt eines ihrer größten psychologischen Probleme; ´Narzissmus` ist aus den aktuellen Debatten zu den Pathologien des Individuums und der Gesellschaft längst nicht mehr wegzudenken. Von Freud 1914 als »libidinöse Ergänzung zu den Selbsterhaltungstrieben« (Freud, 1914) in das psychoanalytische Theoriegebäude eingeführt, wurde dem Begriff auch innerhalb der psychoanalytischen Tradition ein wechselhaftes und kontroversielles Schicksal zuteil. Einig waren sich die verschiedenen analytischen Schulen einzig einig darin, dass es sich beim Konzept des Narzissmus einerseits um eine der wichtigsten psychoanalytischen Erkenntnisse handle, dass es andererseits aber auch äußerst verwirrend sei. Wie ist es ferner um das Verhältnis von Narzissmus und Geschlechtlichkeit bestellt? Gibt es einen spezifisch weiblichen bzw. männlichen Narzissmus? Ist der Narzissmus-Begriff fruchtbar und hilfreich auch im außerklinischen Kontext, etwa für die Analyse gesellschaftlicher Prozesse? - Diesen Fragen gehen die Beitäge des Bandes nach:. Die Beiträge (in Auswahl): Sebastian Baryli: Das Spiegelstadium im Feld des Politischen - Andreas Mittermayr: Im Scheitern reüssieren oder Narzissmus und künstlerische Hemmung - Daru Huppert: Der Nabel des Narzissmus. Der Narzissmus und die Eigenschaften des Unbewussten - Sylvia Zwettler-Otte: Der männliche und weibliche Narzissmus im Mythos und in der klinischen Praxis Simon Delacher: Allein auf weiter Flur. Narzissmus im Feld - Ulrike Benal: Trauma und Narzissmus: „The yellow cheese phenomenon“ - August Ruhs: Narziss und Echo als mythische Repräsentanten von Schau- und Invokationstrieb - Oswin Wagner: Von der Allgegenwart des Narzissmus? Metapsychologische Überlegungen zum libidinösen Narzissmuskonstrukt Freuds - Eveline List: „Narzissmus“ – eine politische Kategorie? - Fridolin Mallmann: Die narzisstische Versuchung – Über den Erfolg rechtsextremer Radikalisierung - Hans Pettermann: Über narzisstische Identifizierung - Martin Teising: Narzissmus und individuelle Autonomie - Friedl Früh: Eine Phantasie ist eine Phantasie ist eine Phantasie …Über die Verbindung der Freud’schen „phylogenetischen Phantasie“ mit dem Narzissmus - Franz Oberlehner: Vertauschung von Subjektivem und Objektivem als Kern des Narzissmus-Konzepts - Fritz Lackinger: Der maligne Narzissmus als klinische Herausforderung - Georg Augusta: Maligner Narrzissmus |Perversion| Psychose - Stephan Doering: Narzisstische Paardynamik im Spielfilm. HINWEIS: Die bislang im Wiener Mandelbaum Verlag erschienene Reihe der ›Sigmund-Freud-Vorlesungen‹ ist aktuell mit zahlreichen Jahresbänden bei der SFB noch erhältlich; eine Übersicht der Bände finden Sie auf SFB-Online HIER |
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KULTUR und PSYCHE - Vom Hass |
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Die Zürcher Religionswissenschaftlerin und Psychoanalytikerin Jeannette Fischer untersucht in diesem Buch die Antriebe, die zu Hass und zu hasserfüllten Handlungen führen. Hass gegen andere beginnt, so ihre Überzeugung, als Selbsthass. Dieser wiederum hat seine Ursache in Schuldgefühlen, die nicht selten schon in der Kindheit ausgelöst wurden. Um diesen Selbsthass loszuwerden, wird er üblicherweise auf Sündenböcke umgelenkt, projiziert: sehr praktisch und entlastend dies, denn dann trägt dieser ´Sündenbock` Schuld und Verantwortung und kann dafür auch bestraft werden. Dieses Opfer/Täter- und Schuld/Unschuld-Narrativ ist ein dominantes Muster in unseren Handlungen und Diskursen; wir sind dessen Gefangene. Und es zeigt sich nicht nur auf der persönlichen Ebene, sondern auch im gesellschaftlichen und politischen Zusammenspiel. Wir können Hass nicht beseitigen, indem wir ihn verurteilen, verabscheuen, ja gar hassen. Veränderung ist erst möglich, wenn wir den Teufelskreis verlassen und das ausleuchten, was zu seiner Entstehung führt. Aus der Einleitung der Autorin: "Welche Voraussetzungen müssen in einem Menschen gegeben sein, damit er ein Mensch wird, der hasst? Ist dem Menschen die Neigung zum Hass oder gar der Hass selber angeboren? Ist es somit quasi eine kulturelle Leistung, ihn bedeckt zu halten? Oder entsteht Hass während der Sozialisierung des Menschen? Welche Funktion hat Hass? Beherrscht er uns oder beherrschen wir ihn? Fragen über Fragen. Sicher ist: Um gegen Hass, gegen seine Destruktivität und Vernichtungswucht anzugehen, müssen wir ihn zuerst verstehen. Wir müssen herausfinden, was seine Wurzeln sind und welche Funktionen er, nebst der Zerstörung, erfüllt oder zu erfüllen beabsichtigt. Wenn wir uns dem Hass unvoreingenommen, fragend nähern, gewinnen wir an Einsicht, auch an Einsicht über unseren eigenen Hass. Hass zu verstehen bedeutet nicht, ihn zu legitimieren. Ihn zu verstehen, zu erkennen, woher er kommt und was er anstrebt, vermag uns Einblicke in zwischenmenschliche Strukturen und damit auch in gesellschaftliche Strukturen zu geben. Es ist viel einfacher, den Hass zu hassen, als ihn zu verstehen. Es ist viel einfacher, den Hass auszulagern, weit weg von uns, und ihn bei den anderen zu deponieren. So wird der Mitmensch zu einem Hassenden, möglicherweise gar zu einem, der uns hasst. Im Prozess des Verstehens jedoch erkennen wir, dass wir selber Akteure und Akteurinnen sind. Daher scheuen wir diese Herangehensweise. Viel lieber bekämpfen wir Hass, stehen gegen ihn auf. Dumm ist nur: Wenn wir auf ihn eindreschen, können wir ihn nicht beseitigen. Wir bewirtschaften ihn, ja befeuern ihn damit nur. Indem wir dem Hass den Kampf ansagen, werden wir ein Teil von ihm, nicht zuletzt, weil wir unseren eigenen Hass legitimieren, indem wir behaupten, Gutes zu tun, auf der richtigen Seite zu stehen. (...) Es ist mein Anliegen, mit diesem Buch diese Dunkelheit auszuleuchten. Ich versuche aufzuzeigen, wie Hass entsteht und wie er tradiert wird, in welchen Gewändern er daherkommt und mit welchen Mitteln er sich bedeckt hält. Aus der Psychoanalyse wissen wir, dass Erkenntnis ein Subjekt verändert, ob in seiner Beziehung zu sich selbst, zu sozialen Gruppen jeglicher Art oder in seiner Beziehung zur Welt. Erkennen und Verstehen sind die Schlüssel zu Veränderungen und die Schlüssel des Lernens. (...)" Die Autorin: "Während des Studiums der Vergleichenden Religionswissenschaften in Athen, Tübingen und später in Zürich, begann ich mich auf die Freud’sche Couch zu legen und ergründete mit meinem Psychoanalytiker mein Unbewusstes. Diese Arbeit führte zu einem Berufswechsel. Von 1986 bis 2016 arbeitete ich als Freud’sche Psychoanalytikerin in eigener Praxis in Zürich. In den 90er Jahren hatte ich die spontane Idee, mich um das Kuratorium einer Kunstausstellung zu bewerben. Seither beschäftige ich mich genauso intensiv mit der Kunst wie mit der Psychoanalyse." - Jeannette Fischer auf ihrer Homepage über sich und ihre Arbeit. |
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KULTUR und ZEITGESCHICHTE: Geschwisterhass im Nahen Osten |
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Der Antisemitismus hat in Europa und speziell in Deutschland zu furchtbaren Verbrechen an jüdischen Mitmenschen geführt, die im Holocaust des Nationalsozialismus mit seiner ausgeklügelten Vernichtungsindustrie schließlich ihren monströsen Höhepunkt erfuhren. Es versteht sich von der historischen Erfahrung dieses Kulturbruchs, dass insbesondere die westlichen Gesellschaften den Antisemitismus ächten und auf jede Form des erneuten Auftretens dieser Form des Rassismus besorgrt und sensibel reagieren. Zu beobachten ist, daß in neuerer Zeit der Antisemitismus-Vorwurf in den aktuellen politischen Auseinandersetzungen häufig und zunehmend inflationär, reflexhaft und gewiss nicht immer nur aus seriös-lauteren Gründen verwendet wird, insbesondere dann, wenn es - je nach Blickwinkel der Betrachter - um die Einschätzung der politischen Situation in Israel und in Palästina geht: Einer flächenmäßig relativ kleinen Region im Nahen Osten, für die zwei ihrerseits keineswegs homogene Völker jeweis gute Gründe angeben können, dieses Land zwischen Mittelmeer und Totem Meer als ihre Heimstatt zu begreifen. - Ein scheinbar unlösbares Problem, das nicht wenige dazu bringt, sich ´einfach` einer der möglichen Betrachtungsweisen anzuschließen und die jeweils andere zu vedammen ... Schon die Diskussion, was genau ´Antisemitismus` sei, wird seit langem kontrovers geführt. Mit der in 2020 verabschiedeten "Jerusalem Declaration on Antisemitism" [https://jerusalemdeclaration.org/] gibt es erstmals eine dezidierte und klare Begriffsdefinition, welche in 15 Punkten aus der Sicht von 200 führenden Forschern und Institutionen anbietet, und auch erwähnt, was ´Antisemitismus` eben nicht sei. Der am Thema seit vielen jahren forschende Autor erläutert in diesem Buch, wie die historischen Veränderungen im Judentum selbst auch Folgen für den Antisemitismus-Begriff mit sich gebracht haben, denn im Judentum gab es immer die beiden spaltenden Tendenzen der Absonderung, Abschottung und Isolation einerseits und der universellen Offenheit und Weltzugewandtheit andererseits. Durch die Gründung des Staates Israel und die ihn tragende ethnisch-nationalistische Ideologie des Zionismus hat die erste Richtung deutlich die Dominanz erlangt, die Universalisten sind im Judentum eher zu einer Randgruppe geworden. Da Israel den Anspruch erhebt, das ganze Judentum zu vertreten (was die Universalisten wiederum nicht anerkennen), hat der Antisemitismus-Begriff sich in der Weise verändert, dass er nicht mehr allein Hass auf Juden wegen ihres Jude-Seins meint, sondern nun jede Kritik an Israel und seiner äußerst umstrittenen Politik gegenüber den Palästinensern als solchen bezeichnet. Dieser Definition widersprechen aber die Universalisten, die sich für das Einhalten der jüdischen Ethik von Versöhnung und Nächstenliebe, Menschenrechten und Völkerrecht einsetzen. Der heute gängige und im öffentlichen politischen Diskurs benutzte Antisemitismus-Begriff erweist sich deshalb sehr oft als ein manipulativ und instrumentalisierend vorgebrachtes Argument, das einzig das Ziel verfolgt, die ethnisch-nationalistischen Interessen Israels zu vertreten und einzufordern, nicht aber als ein probates Mittel, über diese Form des Rassismus aufzuklären. Gegen diese Form der ideologischen Instrumentalisierung des Anti-Antisemitismus wendet sich dieses Buch. Dass dieser Missbrauch besonders in Deutschland überhaupt möglich ist, hängt nach Ansicht des Autors nicht zuletzt mit dem als Folge der nationalsozialistischen Verbrechen vorherrschenden Schuldgefühl gegenüber Juden und dem daraus abgeleiteten Philosemitismus zusammen. Es wird dabei oft übersehen, dass Philosemitismus und Antisemitismus - psychologisch - eng zusammenhängen. Auch diese Phänomen unterzieht Strohmeyer einer kundigen Analyse. Der Autor: Arn Strohmeyer, Jahrgang 1942, geboren in Berlin. ist Journalist, Herausgeber und Buchautor. Er wuchs in der DDR und später in Soest (Westfalen) auf. Nach seinem Abitur in Göttingen studierte Strohmeyer Philosophie, Soziologe und Slawistik an der Universität Göttingen und anschließend an der Uni Bonn. Nach seinem Magisterexamen war er als Redakteur bei verschiedenen Tageszeitungen und einer politischen Monatszeitschrift tätig. Als Autor beschäftigt sich Strohmeyer seit seiner Pensionierung schwerpunktmäßig insbesondere mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt, zu dem er mehrere Bücher und Beiträge veröffentlichte. (Quelle: nach Wikipedia) |
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Wie ist es möglich, dass ein Volk - genauer: dessen politischen Institutionen -, das in seiner Geschichte so viele Leiden durchgemacht hat – mit dem Holocaust als Gipfelpunkt – seit Jahrzehnten ein anderes Volk (die Palästinenser) mit einer rigorosen und immer übergriffeigeren und selbstherrlichen Besatzungspolitik beherrscht und sich dabei seit dem Sechstagekrieg 1966 an keine einzige der völkerrechtlich verbindlichen UN-Resolutionen hält? Dass der Staat Israel diesem Volk die Menschen- und Bürgerrechte verweigert – Rechte, für deren Verwirklichung Juden in Europa lange an vorderster Front gekämpft haben? Dass die Israelis die Täter-Opfer-Rolle umgekehrt haben und die von ihnen unterworfenen Palästinenser als die „neuen Nazis“ ansehen, die sie vernichten wollen? Wie ist es zu verstehen, dass die Israelis sich weigern, mit den Palästinensern Frieden zu schließen, obwohl sie als die stärkste regionale Militärmacht im Nahen Osten ohne Risiko die Möglichkeit dazu hätten? Das sind Fragen, auf die die Politik keine Antworten geben kann, weil sie nur psychologisch zu klären sind. Der Journalist und Autor Arn Strohmeyer hat diese Problematik mit psychoanalytischen Mitteln und Methoden untersucht. Er hat die Aussagen israelischer Psychoanalytiker über die Politik ihres Landes ausgewertet. Daraus ergibt sich ein ganz anderes, sehr aufschlussreiches Verständnis des Israel-Palästina- Konflikts als es die Medien vermitteln. |
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SFB-KUNSTABTEILUNG - Orientalisch lesen |
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Herbert List, Fotoausschnitt aus dem Vorsatz zu Charhadis ´Fallgruben` |
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»Die Leute sagen, es sei besser, gar
kein Leben zu haben, als ein Leben voller Fallgruben. Aber dann sagen sie:
Besser ein leerer Sack als gar kein Sack.« |
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Im aktuellen Angebot der SFB Band 2 der von Franz Greno und Hans Magnus Enzensberger begründeten Reihe »Die andere Bibliothek« in der auf 999 Exemplare limitierten Vorzugsausgabe. Der Einband dieser prachtvollen Edition in einer handgebundenen Originalbroschur mit Pergaminumschlag gefertigt aus Bütten a Fleur mit eingeschöpften getrockneten Originalblüten und Farnblättern der Auvergne und geborgen in einem Lederschuber in sehr guter Erhaltung; ungelesen. Worum es geht: Seinen richtigen Vater kennt er nicht. Seine Mutter vernachlässigt ihn. Als die Familie nach Tanger zieht, verliert sich der junge Mann im Gewühl der neuen Stadt. Die erste Liebe findet er bei den Huren, aber am Ende wollen sie ihn vergiften. Er sucht Arbeit und findet selten welche. Sein Stiefvater verachtet ihn, schimpft ihn einen arbeitsscheuen Taugenichts, scheut sich aber nicht, ihm selbst das wenige erarbeitete Tagelöhnergeld noch abzuknöpfen. Er wird angepumpt, übers Ohr gehauen - und doch ist diese lakonisch erzählte Geschichte keine Leidensgeschichte. Die Schicksalsergebenheit, mit der der Erzähler die Kalamitäten seiner Existenz auf sich nimmt, zeugt, wenn nicht von Empörung gegen den Lauf der Welt, so doch von einem durch nichts zu brechenden Überlebenswillen. Wie es zu diesem Buch kam: Der amerikanische Autor, Musiker und Weltenbummler Paul Bowles (1910-199) hat niemals erzählt, wie es eigentlich zu der Freundschaft mit Layachi kam, aber den Quellen nach zu urteilen, muss Layachi oft bei Bowles zu Besuch gewesen sein, der irgendwo in Marokko lebte. Und während einer dieser zahlreichen Besuche ist dann die Idee zu dem Buch ´Ein Leben voller Fallgruben` entstanden. Wie Bowles in seiner Einleitung berichtet, "schrieben" die beiden Ein Leben voller Fallgruben während einer Reihe von Abenden, an denen Layachi seine Geschichte in einen Kassetten-Recorder sprach. Bowles war überrascht, dass es seinem Freund möglich war, die Geschichte ohne Pause zu erzählen und dass er nur äußerst selten etwas korrigieren oder streichen musste. |
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Aus dem KLASSISCHEN FACHANTIQUARIAT der SFB - Neulich, am Nil |
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»Wir wollten erklären, woher der eigentümliche Charakter des jüdischen Volkes rührt, der wahrscheinlich auch seine Erhaltung bis auf den heutigen Tag ermöglicht hat.« Sigmund Freud, Der Mann Moses und die monotheistische Religion, S. 568 (GW) |
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Extrem rare Erstausgabe. - Grinstein, 10527; Meyer-Palmedo/Fichtner 1939a; Sternfeld-T. 147f. (Exilarchiv) »Der Mann Moses und die monotheistische Religion« ist nicht nur die umfangreichste, sondern auch die bei weitem wichtigste Arbeit Freuds zum Thema der Bedeutung von Religion aus psychoanalytischer Perspektive. Es ist das große Alterswerk des Begründers der Psychoanalyse, veröffentlicht 1939 noch zu Lebzeiten, als Freud, der aus seiner Heimatstadt Wien fliehen mußte, in England Aufnahme gefunden hatte, seinen nahen Tod vor Augen. Geschrieben unter dem Eindruck seiner Krebserkeankung, dem Sterben und nicht zuletzt unter dem Eindruck der Nazibedrohung. Zum Erhaltungszustand: Das Klassische Fachantiquariat der SFB verfügt aktuell über ein schönes Exemplar mit dem Originalschutzumschlag (dieser mit minimalen Läsuren und mit einer kleinen Fehlstelle am hinteren Einband. Wie meist bei dieser Exil-Ausgabe, finden sich auf einigen Seiten geringe Spuren von Stockfleckchen; zudem mit wenigen vereinzelten Randanstreichungen in Blei und auf U3 (hinteres Deckblatt) mit handschriftlichen Notizen und Seitenverweisen. Ein besonders gut erhaltenes und gewiss sammelwürdiges Exemplar dieser letzte Arbeit Sigmund Freuds. |
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PSYCHE und GESELLSCHAFT - Von der prägenden Kraft der Sprache |
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»Radikal und behutsam zugleich. Dieses Buch ist ein heilsames, inspirierendes Geschenk.« Kübra Gümüsay, Autorin des Buches "Sprache und Sein", das sich mit über Sprache und ihren Erwerb subtil vermittelten Rollen- und Denkklischees befasst Die Politologin Emilia Roig zeigt – auch mit Blick auf die Geschichte ihrer eigenen Familie, in der wie unter einem Brennglas Rassismus und Black Pride, Antisemitismus, Homophobie, Patriarchat aufeinanderprallen –, wie sich die vielfältigen Mikroausformungen und -ausprägungen von Rassismus im Alltag mit all den anderen Formen der Ausgrenzungen und negativen Zuschreibungen zwischen den Menschen überschneiden, verstärken und was dies alles bewirkt. Roig möchte mit ihrem fundierten und an Beispielen reichen Beitrag mithelfem, beim Leser, der Leserinnt ein Problembewusstsein dafür zu wecken, wie Zustände, die wir - zwar nie reflektiert - von Kindesbeinen an für ganz „normal“ halten – die Bevorzugung der Ehe, des männlichen Körpers in der Medizin oder den Kanon klassischer Kultur etwa – historisch gewachsen sind und immer schon von den Mächtigen befeuert und genutzt wurden, Menschen im Interesse des eigenen Machterhaltens gegeneinander aufzubringen. Dabei scheint in Emilia Roigs Text zugleich eine Anhnung davon auf, wie und daß eine ganz andere Welt und ein Zusammenleben aller und auf Augenhöhe möglich ist. INHALT: 1. Prolog – Nina - 2. Unterdrückung sichtbar machen - 3. Zu Hause. »Ich, als Schwarze Frau …« – Rassismus in der Familie - Wenn Hautfarbe keine Rolle spielt. - Wie menschliche Differenzen zu »Rassen« gemacht werden - »Ab heute spreche ich nur noch Kreolisch« - »Ach, sind die süß …« – Fetisch Hautfarbe. - Das Nest des Patriarchats - Was ist das Patriarchat eigentlich? - Ist Gleichberechtigung in der Ehe möglich? - Der Sturz des Patriarchats - (Mein) Queer Awakening - Über internalisierte Schuld und Scham - Zwangsheterosexualität und unsichtbares Begehren. - 4. In der Schule und an der Universität: Wie strukturelle Diskriminierung funktioniert - Jede*r bekommt, was er*sie verdient? - Warum es »umgekehrten Rassismus« nicht gibt - »Willst du Putzfrau werden?« - Was ist Wissen? - Die Auslöschung und Aneignung von Wissen - Erinnerungspolitik - Neutralität gibt es nicht - Vielfältiges Wissen: ein neues Paradigma. - 5. In den Medien: Die Empathielücke - Wie über Unterdrückung berichtet wird - Individualität ist ein weißes Privileg - Überlegenheit auf dem Bildschirm - Schönheit ist politisch - 6. Im Gerichtssaal: Was ist »kriminell«? - Die Neutralität der Justiz - Könnten wir Polizei und Gefängnisse abschaffen? - Eine kurze Geschichte des Gefängnisses - Eine Zukunft ohne Gefängnisse. - 7. Bei der Arbeit: Über die »Arbeit der Liebe« - Sexarbeit - Stigma Sexarbeiterin - Die Frage der freien Wahl - Das Ende der Arbeit – eine Utopie? - 8. Im Krankenhaus: Die Norm »Gesund« - Wie Unterdrückung krank macht - Die Folgen fehlender Empathie. - 9. Auf der Strasse: Immer auf der Hut! - Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?« - Feminismus ohne Rassismus. - 10. Im Körper der Frauen: Wessen Leben ist schützenswert? - Die Angst vor dem Aussterben - Von Rechten für einige zur Gerechtigkeit für alle. - 11. Das Ende der Unterdrückung: Wie Hierarchien aufgebrochen werden - Vergiss alles, was du weißt - Veränderung erlauben ; den Tod akzeptieren - Ist eine Einheit der Menschen möglich? // Epilog / Dank / Nachweise und Anmerkungen. Die Autorin: Emilia Zenzile Roig, Jahrgang 1983, wurde in Dourdon in Frankreich geboren. Sie wuchs in einem Vorort von Paris als Tochter eines jüdisch-algerischen Vater und einer aus Martinique stammenden Mutter auf. Emilia Zenzile Roig ist Politologion und als Aktivistin engagiert in den Feldern Intersektionalität und Antidiskriminierung. Sie lebt seit 2005 in Berlin, promovierte an der Humboldt-Universität zu Berlin und an der Science Po Lyon. |
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"Dieses Buch ist ein Befreiungsschlag - und ein kluger Essay von literarischer Qualität und politischer Kraft." - Martina Läubli, in der Neuen Zürcher Zeitung, NZZ Dieses Buch folgt einer Sehnsucht: nach einer Sprache, die Menschen nicht auf Kategorien reduziert. Nach einem Sprechen, das sie in ihrem Facettenreichtum existieren lässt. Nach wirklich gemeinschaftlichem Denken in einer sich polarisierenden Welt. Kübra Gümüsay setzt sich seit langem für Gleichberechtigung und Diskurse auf Augenhöhe ein. In diesem Buch geht Kübra Gümüsay der Frage nach, wie Sprache das Denken der Menschen prägt, beeinflusst und unsere Politik bestimmt. Sie zeigt, wie Menschen als Individuen unsichtbar werden, wenn sie immer als Teil einer Gruppe gesehen werden – und sich nur als solche äußern dürfen. Doch wie können Menschen wirklich als Menschen sprechen? Und wie können wir alle – in einer Zeit der immer härteren, hasserfüllten Diskurse – anders miteinander kommunizieren? Die Kapitel: Die Macht der Sprache - Zwischen den Sprachen - Die Lücke ist politisch - Individualität als Privileg - Wissen ohne Wert - Die intellektuelle Putzfrau - Die Agenda der Rechten - Der Absolutheitsglaube - Frei Sprechen - Ein neues Sprechen. Die Autorin: Kübra Gümüsay, geboren 1988 in Hamburg, ist eine der einflussreichsten Journalistinnen und politischen Aktivistinnen unseres Landes. Sie studierte Politikwissenschaften in Hamburg und an der Londoner School of Oriental and African Studies. 2011 wurde ihr Blog Ein Fremdwörterbuch für den Grimme Online Award nominiert. Sie war Kolumnistin der tageszeitung und stand mehrfach auf der TEDx-Bühne. Die von ihr mitbegründete Kampagne #ausnahmslos wurde 2016 mit dem Clara-Zetkin-Frauenpreis ausgezeichnet. Nach Jahren in Oxford lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn wieder in Hamburg. |
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Die Menschheit ist in einem Zeitalter angekommen und hat - global betrachtet - ein durchaus kritisches Stadium erreicht, in dem dieses sich überaus rasant vermehrende Spezies zu großen Teilen derart destruktiv handelt und kontraproduktiv agiert, daß Grund zur Annahme besteht, sie könne womöglich schneller und unschöner als gedacht von diesem Planeten auch wieder verschwinden. Es wäre dies dann ein reichlich kurzes Gastspiel von wenigen Tausend Jahren menschlicher Kultur und im Vergleich zu vielen Insektenarten, die sich ihren jeweiligen genetischen Eigen-Arten seit Millionen von Jahren ziemlich treu geblieben sind, eine unerhebliche Zeitspanne. - Wie das? Ein im Vergleich zur Gesamtweltbevölkerung zahlenmäßig immer kleinerer Anteil von massiv Priviligierten und ihre mitpriviligierten Zuarbeitenden und Erfüllungsgehilfen ruiniert diesen Planeten immer rücksichtsloser für den kleinen Vorteil des Augenblicks, global organisiert in einem System des Raubtierkapitalismus, auf dessen Schlachtfeldern anschließend im wahrsten Sinn des Wortes kein Gras mehr wächst (Man denke an das rasante Schwinden der Regenwälder und anderen Raubbau an Natur und Mensch). Dieses menschenverachtende System entwertet darüber hinaus alles, was ihm in die Quere kommt: Menschen und ihre (Arbeits-)Beziehungen und Traditionen, das Prvate. In sieben Kapiteln widmen sich der Ökonom Raj Patel und der Historikers Jason W. Moore.jeweils einem Aspekt dieser Entwertung von ´Welt`: Es sind dies die folgenden Schlüsselbegriffe: die Natur/Umwelt, die menschliche Arbeit, das Soziale, die Nahrung und Ernärung, die Energie, das Leben - und nicht zuletzt erstaunlicherweise auch das Geld selbst als Triebmittel, als Aphrodisiakum. Die Autoren führen den LeserInnen - gut belegt und reich an Argumenten - vor Augen, wie sehr es an der Zeit ist, diese anhaltende (selbst-)zerstörerische Entwicklung, die dem Gros der Menschheit großen und immer größeren Schaden zufügt, zu durchbrechen. Dies aber bedeutete, das Beziehungs-, Lebens- und Wirtschaftsssystem ganz anders zu organisieren. Die Kapitel: 1 Billige Natur - 2 Billiges Geld - 3 Billige Arbeit - 4 Billige Fürsorge - 5 Billige Nahrung - 6 Billige Energie - 7 Billige Leben // Schluss / Anmerkungen / Literatur / Dank. Die Autoren: Raj Patel hat als Ökonom für die Weltbank, die World Trade Organization und die Vereinten Nationen gearbeitet, bevor er sich entschied, aus diesen Kreisen auszusteigen und sie kritisch zu durchleuchten. - Jason W. Moore lehrt Weltgeschichte, Soziologie und Ökologie an der Universität von Binghamton und koordiniert das "World-Ecology Research Network". Moores Essays zur politischen Ökonomie und Sozialtheorie wurden vielfach ausgezeichnet. |
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DER GALERIST - Die SFB-Kunstabteilung: ›Schöne Grüße an Freud‹ |
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Beeindruckende und farbkräftige Radierung, handkoloriert, des renommierten deutschen Künstlers, der seit seiner Studienzeit abwechseld in St. Petersburg und in Deutschland lebt und arbeitet. Die begehrte Arbeit aus dem Zyklus ´Sigmund Freud` bei der SFB als ein galeriefrisches Exemplar verfügbar. Ein schöner Blickfang und besonders bestens geeignet z. B. als Schmuck eines lichten Behandlungs- oder Arbeitszimmers.
Über den Künstler: Alexander von Hagemeister, 1956 geboren, besuchte Sascha 1980-1985 die Universität und die Hochschule für Kunst in St. Petersburg. 1983 hatte er dort im Kulturclub seine erste Einzelausstellung. Hagemeister arbeitet abwechselnd in Deutschland und St. Petersburg und ist der deutschen Literatur und Wissenschaft verbunden. Seine Themenwelt, die Psyche des menschlichen Seins, setzt er auf die ihm eigene skurril - interlektuelle Weise farbenfroh in verschiedenen Techniken um. |
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SFB - LITERATUR-COUCH: Neue und anregende Literaturen |
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»Lesen ist wie Atmen« Alberto Manguel |
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›Der Friedhof der vergessenen Bücher‹ ist jener geheimnisvolle Ort, um den das gesamte Erzähluniversum von Carlos Ruiz Zafón kreist: Eine tief unter Barcelona verborgene Bibliothek, in der die Bücher darauf warten, ihre Seele an ihren Leser weiterzugeben. Im 2001 erschienenen Roman »Der Schatten des Windes« entführte Carlos Ruiz Zafón seine Leserinnen und Leser erstmals in dieses magische Labyrinth. Zafóns letztes Projekt war es, diesen Ort in Erzählungen noch einmal aufzusuchen und weiter wachsen zu lassen. Es entstand ein Geheimfach von Geschichten, das hier zum ersten Mal vollständig geöffnet wird. Es war sein großer Wunsch, diese Texte in einem Buch zu sammeln, nun wurde es zum letzten Geschenk an seine Leser und Leserinnen. Der Autor: Carlos Ruiz Zafón, geboren 1964, begeisterte mit seinen Barcelona-Romanen um den Friedhof der Vergessenen Bücher. »Der Schatten des Windes«, »Das Spiel des Engels«, »Der Gefangene des Himmels« und »Das Labyrinth der Lichter« waren allesamt internationale Bestseller. Seine ersten Erfolge feierte Carlos Ruiz Zafón mit den drei phantastischen Schauerromanen »Der Fürst des Nebels«, »Mitternachtspalast« und »Der dunkle Wächter«. Carlos Ruiz Zafón wurde 1964 in Barcelona geboren und starb 2020 in seiner Wahlheimat Los Angeles. Alle aktuell lieferbaren Romane Zafóns finden Sie auf SFB-Online HIER |
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»Wer sich auf Manguels Essayband einlässt, möchte weiterlesen, notfalls das Depot stürmen, in dem die einzigartige Bibliothek lagert, die er so liebevoll und sachkundig heraufbeschwört.« Margrit Klingler-Clavijo, im Deutschlandfunk Kultur Alberto Manguel, der vielleicht größte Leser unserer Zeit, erzählt in diesem Buch von zehn unterhaltsamen und ebenso gelehrten Abschweifungen von der wunderbaren Komplizenschaft zwischen Leser und Buch und von seinen ganz persönlichen Leseeindrücken. Wer ist Alberto Manguel? - Er war der langjährige Vorleser des erblindenden Dichters Jorge Luis Borges und ist seit 2016 als Direktor der argentinischen Nationalbibliothek in Buenos Aires sein Nachfolger. Er wurde 1948 in Buenos Aires geboren, wuchs in Israel und Argentinien auf und ist kanadischer Staatsbürger. In mehreren Sprachen zu Hause, wirkte er u. a. in Buenos Aires, Paris, Mailand, London und Toronto als Verlagslektor, Literaturdozent und Übersetzer. Sein in alle Weltsprachen übersetztes Buch ›Eine Geschichte des Lesens‹ wurde 1998 mit dem Prix Medicis ausgezeichnet. 2018 wurde Alberto Manguel der Gutenberg-Preis der Stadt Mainz verliehen. Worum es geht: Ein Leben lang waren ihm seine Bücher Inspiration und Freunde. Jetzt ist er ohne sie, denn seine Bibliothek schlummert verpackt in Umzugskartons. Im Geiste stöbert er nun durch die Seiten der Weltliteratur und durch die Bibliotheken seines Lebens - die Stadtbüchereien seiner Kindheit, später seine eigenen Bibliotheken in Paris, London, Mailand, in der schwülen Hitze von Tahiti. |
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SFB - VINOTHEK: Edle Tropfen für den lauschigen Sommerabend ... |
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Unsere Sommerempfehlung leckerer BIO-Weine für den entspannten Tagesausklang bei einem Buch oder andere schöne (Geschenk-)Anlässe; zahlreiche andere Sorten und die beliebten Probierpakete finden Sie auf SFB-Online HIER |
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KULTURWISSENSCHAFT - Hilfreiche Hinweise für träumende Mondreisende |
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Ein noch heute Rätsel aufwerfender, visionärer Text Johannes Keplers, begleitet von einem fulminanten Essay von Beatrix Langner. Lange nicht mehr erhältlich gewesen, hat der renommierte Matthes u Seitz Verlag diese fulminante Traumerzählung jetzt wieder aufgelegt. Der Band bietet die blühend-kreativen Phantasie Keplers in einer textkritischen Übersetzung nach der Originalausgabe von 1634 vollständig auf Deutsch. Ergänzt wird das Buch durch einen lesenswerten Essay von Beatrix Langner, in dem sie die Träumereien dieses äußerst ungewöhnlichen Mathematikers, Astronoms und Denkers des deutschen Humanismus vor dem Hintergrund der religions- und naturphilosophischen Debatten seiner Zeit nachzeichnet und deren Spur bis heute verfolgt. Wie im Rausch schrieb Johannes Kepler 1609 in nur zwei Nächten diese geheimnisvolle Traumerzählung einer Reise zum Mond. In seinen letzten Lebensjahren ergänzte er sie um einen umfangreichen astronomisch-mathematischen Anmerkungsteil, erst nach seinem Tod konnte diese Schrift veröffentlicht werden. Von zeitgenössischen Astronomen als »bizarr« und »seltsam« abgelehnt, steckt in ihr mehr als eine mutige Verteidigung des kopernikanischen Weltbilds. Der Autor: Johannes Kepler (1571–1630) gilt als Begründer der Astrophysik. Nach einem Theologiestudium in Tübingen veröffentlichte er 1596 sein erstes Werk zur Astronomie. Im Zuge der Gegenreformation musste Kepler nach Prag fliehen, wo er 1610 kaiserlicher Hofmathematiker wurde. 1619 veröffentlichte Kepler seine Ergebnisse der Forschungen zur Weltharmonik und zur Planetenbewegung. |
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»Allein, es schafft keine geringe Erleichterung, wenn ich bedenke, daß wir uns nicht so über die ungeheure, geradezu unendliche Weite des äußersten Himmels wundern müssen, als vielmehr über die Kleinheit von uns Menschen, die Kleinheit dieses unseres so winzigen Erdkügelchens.« Johannes Kepler (1571 - 1630) Man kennt Kepler (* Weil der Stadt 1571, † Regensburg 1630) als Astronomen, der die Gesetze der Planetenbewegung erkannt hat, als Mathematiker und als Optiker, dem wir das Keplersche Fernrohr verdanken. Weniger geläufig ist Kepler als Dichter. Aber gleich das erste astronomische Werk des Vierundzwanzigjährigen, das "Mysterium Cosmographicum", beginnt mit zwei kurzen Gedichten und endet mit einem Hymnus auf Gott als Schöpfer der Welt in 32 Hexametern. Schon aus der Studienzeit kennen wir 13 Gedichte zu Hochzeiten, Magisterpromotionen und anderen Gelegenheiten. Keplers Dichten setzt sich fast bis zum Tod fort. Keplers Gedichte sind oft originell, einige zeigen seinen Humor und seine Spottlust. Viele Gelehrte der Frühen Neuzeit schrieben Gedichte in der Sprache der Wissenschaft, in Latein. Auch Keplers Gedichte sind fast ausnahmslos lateinisch geschrieben. In dieser Ausgabe ist den lateinischen Texten eine deutsche Übersetzung im Versmaß des Originals gegenübergestellt. Ein ausführlicher Kommentar interpretiert die Gedichte und informiert über historische Hintergründe, erklärt schwer verständliche Stellen und bietet knappe biographische Angaben zu den angesprochenen Personen. |
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Auf SFB-Online, der Internetseite für die Literaturen der Psychoanalyse und Kulturwissenschaften im Netz, findet sich neben dem Onlineshop mit 2.000.000 lieferbaren Büchern und Medien zahlreiche weitere Rubriken, etwa unsere beiden Fachantiquariate, die Kunstabteilung und das Newsletterarchiv, in dem die Ausgaben der vergangenen Jahre als pdf-Dateien gelistet sind. |
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Freuds letztes großes Werk ´Der Mann Moses und die monotheistische Religion` gehört zu seinen umstrittensten und problematischsten, aber auch anziehendsten Arbeiten und ist immer wieder zum Gegenstand von Mißverständnissen und Fehlinterpretationen geworden. Freuds darin aufgestellte Behauptung, Moses sei Ägypter gewesen, der von den Juden während des Auszugs aus Ägypten ermordet wurde, löste selbst bei seinen treuesten Anhängern, wenn nicht direkten Widerspruch, so doch zumindest Verwirrung und Unverständnis aus. Dagegen erfuhr ´Der Mann Moses` in den neunziger Jahren mit den Arbeiten von Yosif Hayim Yerushalmi, Jacques Derrida und Jan Assmann eine geradezu explosionsartige Anerkennung aud Aufmerksamkeit. Richard Bernsteins ´Freud und das Vermächtnis des Moses` stellt nicht nur den vorläufig letzten Höhepunkt im Rahmen der (post-)modernen Neubewertung des Freudschen Oeuvres dar, sondern zeigt auch, weshalb und auf welche Weise ´Der Mann Moses` Freuds eigentliches Vermächtnis ist. |
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Stimmen zu dieser Arbeit: »... Eine immens aufschlußreiche Untersuchung, bahnbrechend in der Erforschung des Menschen und Denkers Freud.« - Peter Gay »...wieder und wieder glücken der Autorin anschauliche, subtile Bilder und Formulierungen von solcher Stimmigkeit, solcher Prägnanz, daß sich der Leser nicht nur mit faszinierenden Aspekten von Freuds Werk und den überraschenden Hypothesen der Autorin konfrontiert sieht, sondern zugleich eine lustvolle ästhetische Erfahrung machen kann.« - Lore Schacht |
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TagungskalenderUnser überregionaler Kalender zu Tagungen, Konferenzen und Symposien aus dem Bereich der Psychoanalyse |
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