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Novitätenschau Psychoanalyse / Kulturwissenschaften - OKTOBER 2020 |
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Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser der Novitätenschau, »So many Books, So little time« - dieses ganz dem Realitätsprinzip verpflichtete Motto unserer New Yorker Kollegen der legendären Buchhandlung ›STRAND BOOKSTORE‹ erinnert Menschen, die bei sich sind, an die Begrenztheit des eignen Lebens: Da mag man über soviel Rechner- und Speicherkapazitäten verfügen, wie es nur gerade geht: An dem eigenen Lebenszeitbudget ändert dies nichts. Wer das für sich erkannt hat, nutzt seine Zeit, hält sich nicht vorwiegend bei Nebensächlichkeiten auf; führt lieber ein möglichst entspanntes, ein entschleunigtes Leben unter Gleichgesinnten. Als Buchhändler Ihres Vertrauens, beziehungsweise als solche, die dieses Vertrauen durch Sach- und Fachverstand zu gewinnen seit vielen Jahren angetreten sind, ist es uns Ehre und Vergnügen zugleich, Ihnen beim Fischen im riesigen und kaum überschaubaren Büchermeer, also beim Auffinden besonders guter Fachbücher und bester Belletristik und anderer Literaturen dienlich zu sein. - Wenden Sie die mit dem Covid-19-Regeln einhergehenden Einschränkungen positiv; nutzen Sie die freigesetzte Zeit zum Literaturstudium, zum behaglichen Lesen: unterziehen Sie sich womöglich einer herbstlichen ›Romantherapie‹ - ganz ohne Risiken und Nebenwirkungen. Noch etwas: Die derzeit noch laufende ›Sommer-Sellout-Aktion‹ der SFB, bei der auf die bereits preisreduzierten Titel des Modernen Fachantiquariats ein zusätzlicher Sonder-Rabatt gewährt wird, endet in wenigen Tagen, am 10.10.2020. HIER gelangen Sie zu den attraktiven Aktionsangeboten. |
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In dieser Ausgabe
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Der kurze Weg zur SFB: Bestelltelefon 0800 588 78 30
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Lieber Herr Kernberg, erzählen Sie doch einmal! |
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Otto Kernberg zählt zu den bekanntesten und einflußreichsten zeitgenössischen Psychoanalytikern weltweit. In dem jetzt erschienen Buch, welches sich einer Idee des Facharztes für Psychotherapie, Psychiater und kalholischen Theologen Manfred Lütz verdankt, zieht Kernberg eine Bilanz seines Therapeutenlebens; er beschreibt lebendig und auch für ein nicht psychoanalytisch ausgebildetes Leserpublikum gut verständlich, was psychische Krankheiten aus psychoanalytischer Sicht sind und ausmachen und wie sie in psychoanalytisch orientierten Therapien für gewöhnlich behandelt werden. Dabei kommt Kernberg auch auf ganz Grundsätzliches zu sprechen, etwa was psychoanalytische Therapie unter dem Wissen der Endlichkeit und des unaufhaltbaren Zerfall des Menschen mit dessen Tod am Ende für Patienten leisten kann. Auch die Frage nach der Existenz Gottes meint Manfred Lütz stellen zu müssen. Darüber hinaus geht es in dem interessanten Gespräch der beiden nicht zuletzt um Otto Kernberg selbst; um seine eigene Geschichte: die Kindheit im Wien der 30er Jahre in einer jüdischen Familie, um seine Flucht vor den Nazis im Jahr 1933 nach Chile, wo er Medizin studierte, 1954 dort mit seiner psychoanalytische Ausbildung begann und schließlich 1991 mit Unterstützung von Robert S. Wallerstein in die USA übersiedelte und alsbald eingebürgert wurde. Auch in hohem Alter praktiziert und publiziert Otto Kernberg noch in New York, nur einen Sprung weit entfernt vom Donald Trumps ´Trump Tower`. Die Gesprächsthemen der beiden älteren Herren: 1. Was ist die Seele, Herr Kernberg? -»Otto, Du Arschloch!«. Erlebnisse eines alten männlichen Kängurus - 2. Würden Sie Herrn Trump behandeln, Herr Kernberg? - Über Chancen und Grenzen der Psychotherapie - 3. Was sind Irrwege der Psychotherapie, Herr Kernberg? - Das Drama des Missbrauchs durch Psychotherapeuten und Priester - 4. Was ist ein guter Psychotherapeut, Herr Kernberg? - Der Unterschied zwischen Psychotherapie und Seelsorge - 5. Eine jüdische Kindheit in Wien: »Heil Hitler!«, Begegnung mit Freud und Flucht im letzten Moment - 6. Das letzte Schiff nach Chile: Eine paradiesische Stadt, »Hände hoch!« und eine rebellische Zeit - 7. Lebendige Weltanschauungen: Früher Atheismus, die blinden Flecken der Neurobiologie und ein Disput über Gott - 8. Der Holocaust und die Folgen: Die Psychologie des Bösen, betrunken in Wien und eine erlösende Begegnung in Frankfurt - 9. Abenteuer: Zu viele Espressos in Rom, ein Paukenschlag in Santiago und eine Karriere in den USA - 10. Die Kunst einer glücklichen Liebe und die Liebe zur Kunst: Ewigkeit, ewiges Leben und »Ich muss darüber nachdenken« Die Gesprächspartner: Otto Kernberg, geb. 1928 in Wien, ist ein US-amerikanischer Psychiater und Psychoanalytiker österreichischer Herkunft. Er emigrierte 1939, zunächst nach Chile, später USA. Kernberg hat zahlreiche Publikationen veröffentlicht, vor allem zu Narzissmus und Persönlichkeitsstörungen. Manfred Lütz, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, katholischer Theologe und Autor. |
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PSYCHOTHERAPIE /PSYCHOANALYSE: dissoziative Störungen |
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›Dissoziation‹ kann als Selbststabilisierungsversuch von Menschen verstanden werden, die sie nach erlittenen traumatischen Erlebnissen davor schützten müssen, von unerträglichen Emotionen oder unaushaltbaren Erinnerungen überwältigt zu werden. Als bedrohlich empfundene Inhalte werden so aus dem Alltagsbewusstsein ausgeblendet; - dies aber mit Folgen. Nebenwirkungen dieser Selbstschutzfunktion können dabei Gefühle der Entfremdung vom eigenen Körper oder von der gewohnten Umgebung, Erinnerungslücken oder eine starke Diskrepanz zwischen Handeln und Erleben sein. Wolfgang Wöller zeichnet in diesem ins Thema einführenden Reader die Geschichte der psychoanalytischen Beschäftigung mit dissoziativen Phänomenen von ihren Anfängen bis in die Gegenwart nach. Inzwischen gibt es integrative psychodynamische Ansätze zur Behandlung dissoziativer Störungen, die auch neurobiologische, bindungstheoretische und psychotraumatologische Forschungsergebnisse berücksichtigen. Wöller nimmt die Schwierigkeiten und verschiedenen Vorgehensweisen bei der Diagnostik von Dissoziationen in den Blick und widmet sich dem Behandlungskonzept für schwere dissoziative Störungen, in dem sich der neueste Stand eines ressourcenbasierten psychodynamischen therapeutischen Zugangs widerspiegelt. Inhalt (Die Kapitel ohne die Unterpunkte): Einleitung - Frühe Beschäftigungen mit dissoziativen Phänomenen: Historische Vorläufer - Psychoanalytische, bindungstheoretische und neurobiologische Perspektiven auf dissoziative Störungen - Therapeutische Praxis - Schlussbemerkungen- Literatur Der Autor: Wöller, Wolfgang, Priv.-Doz. Dr. med., Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie für Neurologie und Psychiatrie. Psychoanalytiker (DGPT, DPG) und Lehranalytiker. EMDR-Supervisor (EMDRIA). Bis Ende 2017 Dozent an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Dozent am Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Düsseldorf. Bis Ende 2017 Ärztlicher Direktor und Leitender Abteilungsarzt der Abteilung mit Schwerpunkt Traumafolgeerkrankungen und Essstörungen der Rhein-Klinik Bad Honnef. HINWEIS: Alle lieferbaren Bände der Reihe "Analyse der Psyche und Psychotherapie" finden Sie mit allen Infos zu den Inhlten auf SFB-Online HIER in der Rubrik ›Reihenwerke‹ |
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GENERATIVITÄT - ein Blinder Fleck in der Psychoanalyse? |
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›Generativität‹ meint die prinzipielle Befähigung des einzelnen und der Gesamtheit der Menschen zu dem Wissen, daß das eigene Überleben und das der Menschheit insgesamt gründet auf Verantwortung, auf Sorge, Fürsorge für sich und den anderen. Diese Verantwortung reicht über die eigene Lebensspanne weit hinaus; sie wird dabei immer auch die Erfordernisse und Bedürfnisse kommender Generationen ´unterschwellig` mitbeachten. In der ´Guten alten Zeit`, in der Menschen oft in Mehrgenerationengemeinschaften aufwuchsen, zusammen lebten und arbeiteten, war das Prinzip der Generativität, der Verantwortung aller für alle, intuitiv klar und fest verwurzelt. Der einzelne konnte und durfte auch damals wichtig sein; noch wichtiger aber war am Ende die Gruppe und ihr Fortbestand. Im heutigen ›Zeitalter des Narzißmus‹ (Lasch), in Zeiten der Vereinzelung und Entsolidarisierung, sind viele Menschen in ihrer autistischen Selbstverliebtheit und Ichbegrenzung zu Altruismus und der Einsicht, daß es auch ein Neben-Mir und Nach-Mir gibt, nicht mehr fähig. - Mit katastrophalen Folgen: Wer keine Rücksicht, kein ´Morgen` kennt, der lebt parasitär und destruiert, wo immer es geht, gilt doch: ›Nach mir die Sintflut!‹ Dem für den Fortbestand der Menschheit überlebenswichtigen ´Auftrag` der Arterhaltung steht, das wissen wir spätestens seit Freud, Aggressions- und Todestrieb des einzelnen und des Kollektives entgegen. Diese immer wieder hochenergetisch in reggressiven Schüben durchbrechenden destruktiven Potentiale konterkarieren den eingeschriebenen Grundauftrag der Generativität. Dies war immer schon so; das Problem dabei aber ist, daß die von Menschen in den vergangenen 150 Jahren ersonnenen Mittel und Werkzeuge zur Eroberung und Nutzung unseres Planeten und seiner Ressourcen inzwischen vom weitgehend Zuträglichen ins überwiegend Kontraproduktive umgekippt sind: Eröffnete beispielsweise ab den 1890er Jahren der intensive Auf- und Ausbau des europäischen Eisenbahnnetzes eine bis dahin unbekannte Mobiltät für viele Menschen, ohne nennenswerte Naturressourcen zu verschlingen, sehen wir uns heute mit den verheerenden Aus- und Nebenwirkungen eines pathologischen Mobiltätswahnes gigantischen Ausmaßes konfrontiert. Mochte vor 70 Jahren die Haverie in einem städtischen Heizkraftwerk schon folgenschwer genug für die Betroffenen sein, so wissen wir inzwischen aus Erfahrungen der jüngeren Zeit, was es heißt, wenn sich ein schwerer ´Störfall`, ein ´Gau`, in einem AKW ereignet: unendliche Verheerung, unendliches Leid! . Allmählich klingelt da etwas, im Schneckengehäuse der instutionellen Psychoanalyse, indem immer mehr Kolleginnen und Kollegen anfangen zu begreifen und andere längst erkannt haben, von welch grundlegender Bedeutung das Thema der Generativität für ihr Selbstverständnis, für die therapeutische Praxis und ihre Forschungsarbeit hat.. Einige der Beiträge gehen diesen Fragen und Herausforderungen nach, wenn etwa kollektive Generationenkonflikte versuchsweise in den Blick genommen werden: Insbesondere der immer ausgeprägter und schamloser sich gebärende Neid und die einhergehenden massiven - unbewußt ausagierten - Aggressionen der in hohem Maße narzißtisch aufgeladenen Alten, die seinerzeit als "Wiederaufbauer" und Oberverdränger maßgeblich an der Einrichtung der heutigen Zustände mitrgewirkt und mitverdient haben. Mit Beiträgen von Thomas Abel, Ute Auhagen-Stephanos, Heribert Blaß, Uta Blohm, Valérie Bouville, Joachim F. Danckwardt, Steffen Dörre, Michael J. Froese, Gisela Grünewald-Zemsch, Dirk Hamelmann-Fischer, Andreas P. Herrmann, Monika Huff-Müller, Elisabeth Imhorst, Gabriele Junkers, Vera Kattermann, Vera King, Helga Krüger-Kirn, Wolfgang Mertens, Leopold Morbitzer, Stefanie Rosenfeld, Ann Kathrin Scheerer, Stefanie Sedlacek, Heinz Weiß, Hans-Volker Werthmann, Hans-Jürgen Wirth und Michael Wolf Die Themenfelder der Beiträge: 1) Generativität und Generationenbeziehungen - 2) Generativität in Familie und Gesellschaft - 3) Alter und Generativität - 4) Generativität und historische Aspekte der Psychoanalyse - 5) Gesellschaftliche Bedrohungen der Generativität - 6) Generativität in der institutionalisierten Psychoanalyse: Dirk Hamelmann-Fischer: Die psychoanalytische Familie: ein Fall für Jugendamt und Heimaufsicht? Über Generativität und den Umgang zwischen den »psychoanalytischen Generationen« / Heinz Weiß: Überlegungen zur Entwicklung und Gefährdung von Generativität und Kreativität in der psychoanalytischen Ausbildung // Stefanie Sedlacek: Ödipale Verwicklungen und psychoanalytische Generativität // Andreas P. Herrmann: Generativität in der Psychoanalyse. Über das Gelingen und Scheitern von Lehranalysen // Gisela Grünewald-Zemsch: Supervision in der analytischen Ausbildung. Von der Herausforderung, einen generativen Impuls in der Ausbildungssupervisionsbeziehung zu entwickeln. |
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Welche Erinnerungsspuren werde ich nach meinem Tod der Nachwelt hinterlassen? Was habe ich zu Lebzeiten unternommen, um mich in der Gemeinschaft nützlich zu machen? Was verbindet mein unwiederbringbar gelebtes Leben mit der Zukunft der Nachgeborenen? Habe ich irgend einen positven Beitrag geleistet, oder hauptsächlich tonnenweise Müll hinterlassen? Bin ich während meines Lebens verwiegend als Verbraucher, Konsument und kleingeistiger Ausnutzer ungerechter Wirtschaftsstrukturen aufgefallen - oder gibt es da auch noch etwas anders? - Was? Etwas hervorbringen, das über die eigene Existenz hinausreicht, einen Beitrag zu einer lebenswerten Welt zu leisten - das ist ein mitunter auftauchender Wunsch im fortgeschritteneren Lebensalter einigermaßen gereifter Erwachsener. Dieses Begehren ist verständlich, steigen doch Scham und Schuldgefühle bei den Aufrichtigeren der allmählich ins Alter kommenden ´Man-gönnt-sich-ja-sonst-nichts-Generation`, die, wenn sie es nur irgend konnte, gerafft und konsumiert hat und großteils taub, blind und stumm geblieben ist angesichts der sich längst abzeichnenden globalen Umwelt-, Struktur- Bevölkerungs- und ökonomischen Probleme, die nun schulterzuckend an die nächste Generation übergeben werden!. »Auf der Höhe unseres Könnens und Wissens«, schreibt Heiko Ernst, »sollten wir nicht mehr um uns selbst kreisen, sondern damit beginnen, etwas weiterzugeben von dem, was wir selbst in früheren Jahren erhalten haben. Das ist keineswegs reiner Altruismus. Wer hilft, die Welt auf eine gute Zukunft zuzusteuern, schöpft daraus auch für sich selbst Sinn - und in gewisser Weise Unsterblichkeit.« Der Autor: Heiko Ernst, Jahrgang 1948, Diplompsychologe, trat 1975 in die Redaktion der Zeitschrift Psychologie Heute ein und ist seit 1979 deren Chefredakteur. 1983 bis 1992 Aufbau und Leitung eines Sachbuchprogramms im Beltz-Verlag |
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Jahrbuch der Psychoanalyse - der jüngste Band |
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Die Beiträge des Bandes
Wolfgang-Loch-Vorlesung: Aleida Assmann / Udo Hock: Vom Nutzen und Nachteil des Vergessens für das Leben. Nachruf: Friedrich-Wilhelm Eickhoff: Nachruf auf Professor Léon Wurmser. |
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Große Theoretiker und Kenner der Psychoanalyse: KLAUS HEINRICH |
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»Nichts, woran Sie sich erinnern können, ist vorbei.«Klaus Heinrich, Träger des ›Sigmund-Freud-Preises für wissenschaftliche Prosa‹› der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt; Ehrenmitglied der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung Bis 2018 erschienen
die einst als ´Geheimtipp` gehandelten Vorlesungen und Schriften des
Philosophen, Religions- und Literaturwissenschaftlers Klaus Heinrich im Frankfurter Stroemfeld
Verlag, der Ende 2019 seinen Geschäftsbetrieb einstellen mußte. - Jetzt
hat der in Freiburg und Wien beheimatete Kulturverlag ça ira die
Rechte an den Werken Klaus Heinrichs übernommen, hält die früher
erschienenen Ausgaben verfügbar und plant die Publizierung weiterer
Arbeiten des Autors. Stimmen zu Klaus Heinrich und seinem Werk: »In klassischen Konstellationen der Philosophie geht Heinrich den Operationen der Verdrängung und den Spuren des Wiederauftauchens des Verdrängten nach; beinahe scheint es so, daß, je stringenter eine Theorie versucht, die Systematizität der Welt zu sichern, um so unerbitterlicher die unterdrückte chaotische Mannigfaltigkeit an den Rändern durchbricht.« Emil Angehrn »Sein persönlicher Habitus ist von seiner Art, Wissenschaft zu betreiben, nicht zu trennen, und charakteristisch für diese ist die Weise, wie er penetrant die Nähe zum Trauma sucht und hält, eine Nähe ganz ohne Abwehr und Rationalisierung. Ihm gelingt es, wenn ›alles gut geht‹, Assoziationen, die bis ins Unbewußte reichen, zu verknüpfen.« Caroline Neubaur »Heinrich teilt die Skepsis gegenüber dem psychoanalytischen Mythos vom Ödipuskomplex, und zwar gerade dadurch, daß er den Mythos von Ödipus noch einmal ins Zentrum seiner kritischen Aufmerksamkeit rückt. Statt die Figur lauthals fortzujagen wie Deleuze / Guattari in ihrem ›Anti-Ödipus‹, soll sie vielmehr selber zur Mitarbeit aufgerufen sein, die Psychoanalyse ein stück weit über sich selbst aufzuklären.« Jörg Döring |
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Anfangen mit Freud – ein Appell des Kulturwissenschaftlers und Religionsphilosophen Klaus Keinrich, der Aussperrung der Psychoanalyse und der unabhängigen Geisteswissenschaften in Deutschland bis 1945 nicht eine zweite folgen zu lassen, die einer Provinzialisierung gleichkäme. Für die Geisteswissenschaften in unserem Land – anders als in Frankreich – ist die Psychoanalyse nach 1945 nicht zu einem Ferment, zu einem universalen Denk-Werkzeug der geisteswissenschaftlichen und philosophischen Reflexion geworden. Nur eine Philosophie, die den Menschen als bedürftiges, in sich zerrissenes und begehrliches Wesen versteht und damit ernstnimmt, vermag auch den Aufklärungsanspruch ernstzunehmen, den die psychoanalytische Deutung erhebt, und den Psychoanalytiker als Bundesgenossen eigenen Erkennens. Ihr vornehmstes Ziel heute ist, den Schleier der in aller Regel abgewehrten Faszination zu durchdringen, der den tiefen, unbewußt ausagierten Selbstzerstörungswunsch der Gattung umgibt. Inhalt:
Vorwort |
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Klaus Heinrich zu der Neuausgabe seines Buches: "Nachrichten aus einer anderen Welt – das war mein erster Eindruck, als diese Vorlesung, fertig gesetzt, zur Zeremonie des Wiedererkennens vor mir lag. Das ›konkrete gesellschaftliche Allgemeine‹ – wer würde es heute, wo wir es dank Aufhebung der Kluft zwischen virtuell und real, nach Wegfall der Blockaden von Raum und Zeit, mit Händen zu greifen meinen, noch so benennen? Wer auch nur nach ihm fragen, nachdem die Religion des Marktes es, samt den seine Ankunft beglaubigenden Emotionen, sakramental zu verbürgen scheint? Aber dann wendete sich das Blatt. Nichts war vergangen. Die Fragen, vor 25 Jahren gestellt, mochten verschüttet sein, aber sie waren darum nicht weniger aktuell. Der Begriff des ›konkreten gesellschaftlichen Allgemeinen‹, vom Herausgeber mit Recht in den Titel dieser Vorlesung gesetzt, die Sozialwissenschaftler und Philosophen in ›Grundbegriffe der Psychoanalyse Sigmund Freuds‹ einführen sollte, war nicht nur der materiale Existenzbegriff, den ich den abstrakten Zwängen entgegenhielt, sondern bezeichnete die Utopie, die ich den Sozialwissenschaften zurückgewinnen wollte. Mit dem Begriff des konkreten gesellschaftlichen Allgemeinen suchte ich an der materialen Reflexion in der Psychoanalyse Freuds ebenso wie an der in Marx' Kritik der politischen Ökonomie festzuhalten. Ich warb darum – und diese Werbung ist heute aktueller denn je –, den Reflexionsanspruch, der beiden gemeinsam ist, nicht preiszugeben. Das tertium der Reflexion hier wie dort ist Opferlogik, sie ist so alt wie die Gattung selbst – das aus der Psychoanalyse Sigmund Freuds zu lernen, befähigt zu Kritik an vorschneller Instrumentalisierung der Maxschen Theorie (als sei mit der Beseitigung des kapitalistischen Krebsgeschwürs die Opferlogik außer Kraft gesetzt) und Ausmalung der aus ihr ableitbaren Utopien (als sei ein neuer opferfreier Ursprung in der Zukunft ansiedelbar). Wie die Opfergesellschaft in eine der opferfreien Bündnisse verwandelt werden kann, muß als die emanzipatorische Grundfrage der Religionswissenschaft verstanden werden." - K. H. |
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ALLE derzeit lieferbaren Bücher von und zu KLAUS Heinrich finden Sie auf SFB-Online HIER |
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SFB - AUDITORIUM: [Wer (zu-)hört, hat mehr zu sagen] |
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Inzwischen hat es jede(r) begriffen: Die Folgen der Covid-19-Situation auf die Kultur, das Öffentliche Leben, die Wirtschaft und nicht zuletzt auf die Psyche der Menschen sind einschneidend und ihre Folgen werden wohl noch lange nachwirken; dies ganz unabhängig von den extrem unterschiedlichen Einschätzungen und den Positionen zu der Sinnhaftigkeit der beschlossenen Einschränkungen. Der Kultur- und Bildungssektor, das öffentliche Leben insgesamt, sind weiterhin erheblich eingeschränkt und ein Ende ist weiterhin nicht absehbar, Dies betrifft u.v.a. auch das Ausbildungs- und Tagungswesen im Feld der Psychotherapie und Psychoanalyse: Die meisten Tagungen und Symposien entfallen oder können allenfalls in stark reduziertem Format stattfinden. Vor diesem Hintergrund wird die SFB in den kommenden Monatsausgaben der ›Novitätenschau‹ eine zusätzliche Rubrik ›Aus den Hörsälen der Psychoanalyse und Psychotherapie‹ aufnehmen, in der herausrragende Vorlesungen und Vorträge renommierter FachvertreterInnen verschiedener Disziplinen in Originaltondokumenten, bzw als Filmdokumentationen vorgestellt werden sollen. - Nutzen diese Angebote als prduktibe Kompensation in Zeiten des stark ausgedünnten Tagungsangebote. |
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Das Seminar der beiden renommierten Fachvertreter vermittelt einen fundierten und dabei praxisbezogenen Einblick in die moderne psychodynamisch orientierte Psychosomatik auf jüngstem Sach- und Forschungsstand. Die Schritte des diagnostisch-analytischen Erkennens, Erklärens und Behandelns werden in ihrer Gesamtheit genutzt, um psychosomatische Störungen von der ersten Begegnung mit dem Patienten an über ätiologische Erklärungsmodelle bis hin zum sich daraus ergebenden therapeutischen Prozess zu konzeptionalisieren. Neben den grundlegenden Konzepten einer psychodynamisch orientierten Psychosomatik werden in den Vorlesungen einzelne spezifische psychosomatische Störungen anhand von Fallbeispielen beschrieben: Magersucht, psychodiabetologische, psychoonkologische und traumabedingte Störungen bis hin zur integrierten Psychosomatik von Herzerkrankungen. |
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»Es gibt Erscheinungen und Wirklichkeiten, die einen bedeutenden Einfluß in unserem Leben haben, und die mit naturwissenschaftlichen Prüfungsmethoden nicht erklärt werden können. Für diese Seinsbereiche - die menschliche Selbstwahrnehmung ist eine solche - müssen andere Formen verbindlichen Wissen gesucht und weiterentwickelt werden. Die Psychanalyse ist eine Antwort auf Fragen, die aus dem Bereich der Psychologie kommen, aber mit herkömmlichen naturwissenschaftlichen Methoden nicht zu beantworten sind. Der Schwerpunkt dieser Vorlesung liegt auf dem Erlernen der Psychoanalyse als Essenz und als therapeutisches Instrument. So ist Sinn dieser Vorlesung die Erprobung der Psychoanalyse als Instrument in der Verständigung mit Mitmenschen und vor allem in der Verständigung über die eigene Innenwelt.« Alexander Mitscherlich |
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Eine vom Bayerischen Rundfunk im Jahr 1960 (!) aufgezeichnete Vortragsreihe, in der Alexander Mitscherlich eindrücklich und gut verständlich in das Verständnis einer psychoanalytisch orientierten Sozialpsychologie einführt, - Beeindruckend! Der Mensch kommt ungebildet und unkultiviert zur Welt. Sein Reifezustand bei der Geburt ist sehr weit vom Reifeziel entfernt. Aber im Gegensatz zur Reifung des Tieres, steht am Ende der Reifungsperiode des Menschen nicht ein perfektes Artwesen, sondern ein mit den sozialen Formen nur einigermaßen vertrauter und durch Lernen gebildeter Mensch. Wir können uns vom frühesten Lebensanfang an nur im Wechselspiel mit unserer Umwelt bilden. Das Erlernen des Verstehens anderer Menschen muß im Mittelpunkt unserer Aufgaben stehen. Das neugierige Verhalten, das im menschlichen Individuum unter günstigen Lebensbedingungen lange in die Periode des Erwachenseins hinein anhält, und den Menschen offen hält, schließt aber auch den Irrtum, das Missverständnis mit ein. Wie die natürlichen Entwicklngskrisen des individuellen Lebens vom Irrtum des mangelnden Verstehens überschattet werden können, davon ist in dieser Vorlesungsreihe die Rede. Die Themen der Vorträge: Bildung und Kulturheuchelei - Der Reflex reicht nicht aus - Die guten Vorbilder und die üblen Folgen - Die Taktik des Ich gegenüber dem Nicht-Ich - Vorurteile und ihre Manipulation - Die Angst vor dem anderen - Sitzenbleiben oder Amoklaufen - Prestige und Sicherheit - Massen, Spötter und Einsame - Die Politik der Individuen. |
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Zwei Vorträge des großen Denkers im Originalton I. CD: Zeitgeschichte in Lebensgeschichten (1977, ca. 57 Minuten) Wenn Hans-Georg Gadamer aus seiner Lebensgeschichte erzählt, lässt er für den Zuhörer die Zeitgeschichte des vergangenen Jahrhunderts lebendig werden. Als Sohn eines Naturwissenschaftlers am 11. Februar 1900 geboren, wuchs er in der Dienstwohnung für Professoren zwischen Chemiedämpfen und Reagenzgläsern auf. Gegen den Willen seines Vaters widmete er sich der Philosophie. Seine »philosophischen Lehrjahre« verbrachte er in Breslau, Marburg, München und Freiburg, bevor er als Hochschullehrer bis zum Jahre 1968 in Marburg, Leipzig, Frankfurt am Main und Heidelberg wirkte. II. CD 2: Kairos - Ein Diskurs über die Gunst des Augenblicks und das weise Maß (1989, ca. 53 Minuten) Nach zwei Weltkriegen beschäftigt sich Hans-Georg Gadamer intensiv mit der menschlichen Urerfahrung von Zeit. Welche Möglichkeiten hat der Mensch, um den rechten Augenblick zu erkennen? Zur Klärung dieser Frage geht Gadamer in die griechische Mythologie zurück: zu Kairos, dem Gott der günstigen Gelegenheiten. Die Gunst des Augenblicks zu erkennen und zu nutzen sieht Gadamer als zentrale Herausforderung unserer Zeit. Wer diese Fähigkeit besitzt, hat auch die nötige Urteilskraft, um die Gleichgewichtsstörungen der Welt zu erkennen – und sie wieder in die richtige Balance zu bringen. Insofern ist Kairos aktueller denn je. |
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KULTUR - GESELLSCHAFT - PSYCHE: [Susan Sontag] |
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»Sigrid Nunez liefert das bis heute lebendigste
und schillerndste Frühling 1976 in New York City: Sigrid Nunez, gerade mal 25 Jahre alt, träumt davon, Schriftstellerin zu werden, als Bob Silvers von der „New York Review of Books“ ihr einen Job vermittelt: Sie soll einer bekannten Autorin, die ein paar Straßenecken weiter auf der Upper Westside wohnt, bei der Korrespondenz helfen. Wenig später sitzt Nunez am Küchentisch von Susan Sontag und tippt auf deren Schreibmaschine, was Susan ihr diktiert. Sie lernt die glamouröse Denkerin aus nächster Nähe kennen, verliebt sich in deren Sohn David und zieht schließlich bei den beiden ein. Ein Erinnerungsbuch, in dem Sigrid Nunez über die vielleicht prägendste Begegnung ihres Lebens schreibt und ein privates, nuanciertes Porträt von Susan Sontag entsteht. Die Autorin: Sigrid Nunez, geboren 1951 in New York, zählt zu den erfolgreichsten us-GegenwartsautorInnen. Sie ist die Tochter einer deutschen Mutter und und eines chinesisch-panamaischen Vaters. Sie studierte am Barnard College und erhielt einen MFA-Abschluß an der Columbia University. Für ihr viel bewundertes Werk wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Für "Der Freund" erhielt sie 2018 den National Book Award und erreichte ein großes Publikum |
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Susan Sontags eindrücklichste Erzählungen jetzt erstmals in deutscher Übersetzung Es sind Lebensthemen, die Susan Sontag in ihren Erzählungen bewegen: Mit 14 besucht sie Thomas Mann in seinem kalifornischen Exil – mit hinreißender Ironie beschreibt sie die Verletzlichkeit ihres jugendlichen Ichs. Jahre später erfährt Sontag von der AIDS-Diagnose und -Erkrankung eines engen Freundes – ihre Ängste und Hoffnungen werden zum Stimmenchor des intellektuellen New York. Und lange nach ihren berühmten Essays über Fotografie beschäftigt sie sich wieder mit dem Verhältnis von Bildern und Realität – in der Geschichte von einem Vogel und einem Nachkommen Noahs. Dieser Band versammelt wichtige Erzählungen der großen amerikanischen Autorin endlich auf Deutsch – sie zeigen sie von ihrer persönlichsten Seite. |
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Die Dienste und Angebote der Sigmund-Freud-Buchhandlung - Zentralbuchhandlung für die Literaturen der Psychoanalyse und Kulturwissenschaften im Netz
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Aus dem Klassischen Fachantiquariat der SFB: ANNA FREUD |
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Ein von Anna Freud auf dem Vorsatz signiertes
antiquarisches Exemplar; aus dem Besitz von Carlota Pollock (!) in guer
Erhaltung; mit Annas Signatur kraftvoll auf dem Vorsatz in Tinte. |
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SFB - LITERATUR-COUCH: Besser lesen |
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»Es ist diese unbedingte Ehrlichkeit, dieser Wille, sich der Schuld zu stellen, die den Büchern von Annie Ernaux ihre ungewöhnliche Stärke verleihen.«The New York Times, vom 13.05.2019 |
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Scham ist für Annie Ernaux das beharrliche Gefühl der eigenen Unwürdigkeit. Die Autorin seziert es an sich selbst, indem sie weit zurückschwingt in eine eigentlich unfassbare Episode ihrer Kindheit und in eine Vergangenheit, die nicht vergehen will. Juni 1952, die kleine Annie ist 12 Jahre alt. Eines Sonntagnachmittags geschieht etwas Entsetzliches – fassungslos muß sie miterleben, wie der Vater die Mutter umzubringen versucht. Nach kurzer Zeit beruhigt sich der Vater, und Annie versucht, den ausgeuferten Ehekonflikt zu vergessen. Bis sie, nahezu ein halbes Jahrhundert später, auf ein altes Foto stößt, das sie zurück in ihre Kindheit katapultiert, indem bei ihr eine Flut an verdrängten Erinnerungen vehemet aufsteigent. Aber was genau ist damals geschehen? Und wie ist kam es dazu? Je tiefer Annie in dieses
entscheidende Jahr eintaucht, umso deutlicher wird ihr die Spannung, in der
ihre Eltern lebten, zwischen dem Wunsch nach sozialem Aufstieg und dem
demütigenden Rückfall in die alten Verhältnisse. Und auch Annies
Zerrissenheit gewinnt an Kontur, ihr immer wieder schmerzhaftes Bemühen,
dem Einfluss einer religiösen Erziehung zu entrinnen und der bohrenden
Sehnsucht nach Aufbruch und einem besseren Leben zu folgen. »Erschütternd.« - Auf: Deutschlandfunk Kultur, 02.09.2020 »Die Scham ist ein quälendes Gefühl der Unwürdigkeit und Unterlegenheit. Etwas, das dem Ideal der Chancengleichheit in einer demokratischen liberalen Gesellschaft zutiefst widerspricht und im Verborgenen rumort. Im Leben vieler Menschen. Auch in Deutschland, wo es erstaunlicherweise bislang keine Literatur gibt, die diese unangenehme Wahrheit so berührend und nüchtern, so klug und klar benennt wie Annie Ernaux.« - Auf: SWR, 8/2020 »Die Ethnologin ihrer selbst, wie [Annie Ernaux] sich in diesem ernsten und absolut lesenswerten Buch explizit nennt, denkt die persönliche Scham weiter, positioniert ihre Familie in der Welt der Unterdrückten und entlarvt die soziale Determiniertheit. Das macht sie in der ihr eigenen, unverwechselbaren Schreibweise: klar, nüchtern und zuweilen trocken. Keine Metaphern, keine Gefühlsduseleien, nichts Überflüssiges.« - Susanne von Schenck, im Saarländischer Rundfunk, 19.08.2020 Die Autorin: Annie Ernaux, geboren 1940, bezeichnet sich als »Ethnologin ihrer selbst«. Sie zählt zu den bedeutendsten französischsprachigen Schriftstellerinnen unserer Zeit; ihre Romane sind von Kritik und Publikum gleichermaßen gefeiert worden. |
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»Annie Ernaux zu lesen ist ein Schock, eine Erfahrung, vor allem ist es wichtig. Bei ihr wird das Private politisch, die Politik ins Gespräch überführt, und aus alledem wird brisante, aktuelle und poetische Literatur … ein Meisterwerk.« Nils Minkmar, in: Literatur-SPIEGEL, September 2017 Das Schwarz-Weiß-Foto eines Mädchens in dunklem Badeanzug auf einem Kieselstrand. Im Hintergrund eine Steilküste. Sie sitzt auf einem flachen Stein, die kräftigen Beine ausgestreckt, die Arme auf den Felsen gestützt, die Augen geschlossen, den Kopf leicht zur Seite geneigt. Sie lächelt. Ein dicker brauner Zopf fällt ihr über die Schulter, der andere verschwindet hinter ihrem Rücken. Offensichtlich imitiert sie die Pose der Filmstars aus Cinémonde oder aus der Werbung für Ambre-Solaire-Sonnenmilch und will so ihrem demütigend unreifen Kleinmädchenkörper entfliehen. Auf ihren Schenkeln und Oberarmen zeichnet sich der helle Abdruck eines Kleides ab, ein Hinweis darauf, dass ein Ausflug ans Meer für dieses Kind eine Seltenheit ist. Der Strand ist menschenleer. Auf der Rückseite: August 1949, Sotteville-sur-Mer. Kindheit in der Nachkriegszeit, Algerienkrise, die Karriere an der Universität, das Schreiben, eine prekäre Ehe, die Mutterschaft, de Gaulle, das Jahr 1968, Krankheiten und Verluste, die so genannte Emanzipation der Frau, Frankreich unter Mitterrand, die Folgen der Globalisierung, die uneingelösten Verheißungen der Nullerjahre, das eigene Altern. Anhand von Fotografien, Erinnerungen und Aufzeichnungen, von Wörtern, Melodien und Gegenständen vergegenwärtigt Annie Ernaux die Jahre, die vergangen sind. Und dabei schreibt sie ihr Leben – unser Leben, das Leben – in eine völlig neuartige Erzählform ein, in eine kollektive, »unpersönliche Autobiographie«. |
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»Seethalers Sprache wirkt bedächtig, Worte wie Murmeln vom Boden aufhebend und alle Rückseiten betrachtend (...).« Annemarie Stoltenberg, auf; NDR - Kultur |
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Gustav Mahler, der große Komponist und Dirigent, auf seiner letzten Reise. – das ergreifende Porträt des Ausnahmekünstlers. Nach „Das Feld“ und „Ein ganzes Leben“ der neue Roman von Robert Seethaler. An Deck eines Schiffes auf dem Weg von New York nach Europa sitzt Gustav Mahler. Er ist berühmt, der größte Musiker der Welt, doch sein Körper schmerzt, hat immer schon geschmerzt. Während ihn der Schiffsjunge sanft, aber resolut umsorgt, denkt er zurück an die letzten Jahre, die Sommer in den Bergen, den Tod seiner Tochter Maria, die er manchmal noch zu sehen meint. An Anna, die andere Tochter, die gerade unten beim Frühstück sitzt, und an Alma, die Liebe seines Lebens, die ihn verrückt macht und die er längst verloren hat. Es ist seine letzte Reise. "Der letzte Satz" ist das bewegende Porträt eines an sein Ende gekommenen Künstlers als einem müde gewordener Schöpfer faszinierender Werke, dem während seiner letzten Schiffspassage von New York nach Europa die Vergangenheit in Gestalt glasklarerer Erinnerungen der Schönheit und des Bedauerns über lebenslang Versäumtes entgegentritt. Der Autor: Robert Seethaler, geboren 1966 in Wien, ist ein vielfach ausgezeichneter Schriftsteller und Drehbuchautor. Seine Romane "Der Trafikant" (2012) und " Ein ganzes Leben" (2014) wurden zu großen internationalen Publikumserfolgen. 2018 ist sein neuer Roman " Das Feld" erschienen. Robert Seethaler lebt in Wien und Berlin. ANGEBOT FÜR BÜCHERLIEBHABERINNEN und BÜCHERLIEBHABER: In Kooperation mit dem Autor und seinem Verlag, Carl Hanser, München und Berlin, kann die SFB eine kleine Anzahl dieses Romans in von Robert Seethaler signierten Exemplaren anbieten. - Eine Freude für alle Liebhaber des Autors und auch eine feine Geschenkidee, die es nicht an jeder Ecke gibt. |
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Die Welt der Symphonie und die Persönlichkeit Gustav Mahlers werden durch Werkbeschreibungen, Dokumente und Essays sowie zahlreiche Porträts und Bildbeschreibungen von verschiedenen Seiten beleuchtet. „Symphonie heißt mir eben: mit allen Mitteln der vorhandenen Technik eine Welt aufbauen“, hat Gustav Mahler 1895 gesagt. In diesem Buch haben siebzehn Autorinnen und Autoren Merkmale der einzelnen Symphonien Gustav Mahlers herausgearbeitet und daran seine musikalische Welt mit ihren Zitaten, Chiffren und Topoi dargestellt: die sukzessive Auflösung überkommener Formschemata, das Einbeziehen des Alltäglichen in das Schaffen und mit dem „Zerfallen der romantischen Kunst“ (Hegel) den Aufbruch in die Neue Musik. Jede Symphonie Mahlers wird in einem eigenen Kapitel behandelt, das aus einem Mahler-Porträt und einer dazugehörigen Bildbetrachtung, einer Werkbeschreibung, Dokumenten und einem Essay besteht. Weitere Themen sind neben einer Biografie und einem literarischen Einstieg in die Welt um 1900 der symphonische Ton Mahlers, die Bedeutung der Volksmusik für sein Schaffen, die Entwicklung der Vokalsymphonie, Mahlers Verhältnis zur Natur, seine Beziehungen zu Strauss und Schönberg sowie verschiedene Aspekte zu Mahlers Stellung im Wiener Geistesleben des Fin de Siècle. Die Autorin: Renate Ulm, geboren 1957, studierte Klavier sowie Musik- und Theaterwissenschaften an der Ludwig- Maximilians-Universität in München und arbeitet als Redakteurin in der Hauptabteilung Musik des Bayerischen Rundfunks. |
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BUCHKUNST bei der SFB - heute: DECAMERON |
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Auf 100 Exemplare Limitierte Vorzugsausgabe als Halbpergamentband im Schmuckschuber „Ich sage nun, daß seit der heilbringenden Menschwerdung des Gottessohnes 1 348 Jahre vergangen waren, als in der herrlichen Stadt Florenz, die edler als jede andere in Italien ist, eine todbringende Pest ausbrach, welche entweder durch die Einwirkung von Himmelskörpern oder wegen unserer ungerechten Taten durch Gottes gerechten Zorn zu unserer Besserung über die Sterblichen geschickt wurde. (...)" Giovanni Boccaccio Giovanni Boccaccios Hauptwerk entstand in den fünf Jahren nach der Pestepidemie von 1348 in Florenz: „Das Dekameron“ („Il Decamerone“, Erstveröffentlichung: 1470) beginnt mit der Schilderung der fürchterlichen Seuche. Noch während eines Kirchgangs beschließen sieben junge Damen aus gutem Hause, sich für einige Tage aufs Land zurückzuziehen und laden drei junge Männer ein, sie zu begleiten. Zwei Wochen lang erzählen sie sich jeden Tag zehn Geschichten. Die wenigsten davon sind frei erfunden; Boccaccio griff auf klassische, orientalische und mittelalterliche Stoffe zurück. Es sind ernste und heitere, frivole und erbauliche, stets prägnant formulierte Geschichten, mit denen Boccaccio die italienische Novelle begründete. Er preist die Liebe als positive Kraft, kritisiert die Leichtgläubigkeit des Volkes und stellt ihr das Ideal der intellektuellen Gewandtheit gegenüber. Seit Ende 2019 ist unsere globalisierte Welt mit dem Corona-Virus konfrontiert, der ähnlich wie damals Der schwarze Tod uns seitdem in Atem hält. Die Gesellschaften stehen unter Stress, ihre Institutionen kommen an ihre Grenzen, die Wirtschaft in ihren für uns relevaten Feldern - Automobilindustrie, Luftfahrt, die Reise- und Veranstaltungsbranche - knicken ein; Kurzarbeit und Stellenabbau sind angesagt. Woanders zerlegt man sich gänzlich, die USA schwankt und steuert auf die größte Krise ihres Bestehens zu; all dies ist besorgniserregend. Olaf Martens, ein in Leipzig lebender Projekt- und Photokünstler, erhielt vom Verlag den Auftrag, die von Boccacio literarisch eingefangene Situation mit heutigen künstlerischen Mitteln und übertragen auf die aktuelle kritische Situation unserer Welt fotografisch umzusetzen. Martens castete für seine Idee 10 junge SchauspielerInnen und bat sie, verschiedene Geschichten in unterschiedlichsten Kostümen exemplarisch oder parabelhaft darzustellen. Das Ergebnis sind berührende, artifizielle Bilder der Not und der Selbstbestimmung. Die Bilder sollen Zeugnis, Metaphern für die konstruktive Kraft sein, die manchen von uns Menschen innewohnt, wenn sich alles um uns herum zu verändern scheint. |
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TagungskalenderUnser überregionaler Kalender zu Tagungen, Konferenzen und Symposien aus dem Bereich der Psychoanalyse |
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