Novitätenschau Psychoanalyse / Kulturwissenschaften - JUNI 2020 |
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Donald W. Winnicott |
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Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, die Infektionszahlen bei Covid-19 sinken; ein schlichtes Zurück zu den Verhältnissen der Vor-Coronazeit wird es so bald - wenn überhaupt - nicht geben. Die mit dem ›Shut-Down‹ verbundenen Einschränkungen des gesellschaftlichen, kulturellen Lebens und in weiten Teilen der Wirtschaft zeigen inzwischen ihre für viele Menschen einschneidenden Auswirkungen: Das bislang auf Masse und Menge hin ´optimierte` gesamtgesellschaftliche Geschäftsmodell passt plötzlich nicht mehr wirklich in die Zeit. Die auf ein ständiges ´Noch-Mehr` getrimmten Menschen sind verunsichert und geängstigt; mehr noch als um das Virus machen sie sich Sorgen um ihre Zukunft und die ihrer Kinder. In dieser ganz
außergewöhnlichen Situation ist der Bedarf nach Beratung, Hilfe und nicht
selten auch nach psychotherapeutischer Unterstützung so groß wie nie:
Existenzielle Nöte, Familien- und Partnerschaftsdramen, Fragen nach dem
Unsinn und Sinn des Lebens tauchen in der psychotherapeutischen Situation
vermehrt auf. In sich ruhende, kompetente und die Realitäten ihrerseits
nicht fliehende TherapeutInnen sind so gefragt wie nie. Diese sind es
unserer Erfahrung nach, welche die monatlichen Literaturhinweise der SFB
besonders gerne und mit kritischem Interesse sichten, die mitdenken und
Anregungen geben - und die diese überregional tätige Fachbuchhandlung
immer wieder frequentieren und in nachhaltiger Weise mit ihren
Literaturwünschen betrauen. - Das freut und hilft uns -
und dies mag ›ansteckend‹ wirken; im besten Sinne des
Wortes. |
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Zuerst - Verlagswechsel: DONALD W. WINNICOTT zieht um |
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›Wanderungsbewegungen‹ ... - Seit vielen Jahren hält dieser Prozess bereits an, und er beschleunigt sich noch: Traditionsverlage wie S. Fischer, Suhrkamp, Klett-Cotta dünnen ihre Fachbuchsortimente bezüglich psychoanalytischer Literaturen aus; derlei Titel sind meist kaum noch gefragt und verkaufen sich in aller Regel nur müh- und langsam, während mit Büchern ´moderner` Psychotherapierichtungen und insbesondere mit Erbauungs- und Ratgeberpublikationen viel leichter Geld verdient werden kann. Im
deutschsprachigen Raum übernimmt spiegelbildlich zu dieser Entwicklung der
Gießener Psychosozial-Verlag seit langem schon die Funktion eines ›Containers‹, indem Rechte und Lizenzen
psychoanalytischer Klassiker und Standardtitel von nicht länger an derlei
Publikationen interessierten Verlagen erworben werden. Dies ist immerhin
etwas und besser, als diese Bücher in gedruckter Form gar nicht mehr
verfügbar zu haben. Vergessen sollte dabei nicht werden, welcher Verlust
diese ´Transformation` gleichwohl bringt, wenn die langjährige
Kennerschaft und Expertise so vieler jeweils engagierter Lektoren und
Fachleute in den klassischen Verlagshäusern damit verloren- und untergeht.
Ein einzelner Verlag kann diese Könnerschaft und Kompetenz nicht
kompensieren. - Aktuell wechseln weitere Titel D. W. Winnicotts vom Stuttgart Klett-Cotta
Verlag zu Psychosozial nach Gießen; ebenso das komplette Verlagsprogramm
von CIP-Medien, u.a. mit seiner gefragten Psychotherapie-Lehrbuchreihe: |
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Donald W. Winnicott: COLLECTED WORKS im Angebot |
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Erstmals die Schriften DONALD W. WINNICOTTS in einer chronologischen und kundig kommentierten Geamtausgabe in der Originalsprache des Autors. In Zusammenarbeit
mit Oxford University Press, London,
bietet die Sigmund-Freud-Buchhandlung
die inzwischen vollständig erschienene Werkausgabe in 12 Bänden zu einem
konkurrenzlosen Aktionspreis an. Für Winnicott-Freunde gewiss eine große
Freude; für Institutsbibliotheken eine ideale Gelegenheit, diese wichtige
Gesamtausgabe in den Bestand aufzunehmen. Der Verlag zu diesem in Kooperation mit der Int. Winnicott Association besorgten Editionsprojekt: "Now, the Winnicott Trust together with Oxford University Press have published a 12 Volume Collected Works of D. W. Winnicott under the general editorship of Lesley Caldwell and Helen Taylor Robinson. The Collected Works presents virtually all Winnicott’s writings chronologically, bringing together letters, clinical case reports, child consultations, psychoanalytic articles, and papers, including many previously unpublished works on topics of continuing interest to contemporary readers (such as delinquency, antisocial behaviour, corporal punishment, and child care). The Collected Works begins with an authoritative General Introduction by editors Lesley Caldwell and Helen Taylor Robinson, while each of the volumes features an original introduction examining that volume’s major themes and written by an international Winnicott scholar and psychoanalyst. These are Kenneth Robinson, Christopher Reeves, Vincenzo Bonaminio and Paolo Fabozzi, Dominique Scarfone, Jennifer Johns and Marcus Johns, Angela Joyce, Anna Ferruta, Anne Horne, Arne Jemstedt, Marco Armellini, Steven Groarke, Throughout The Collected Works, editorial annotations provide historical context and background information of scholarly and clinical value. The final volume contains new and illuminating appendices, comprehensive bibliographies of Winnicott’s publications and letters, documentation of his lectures and broadcasts, and a selection of his drawings, introduced by Robert Ades." Volume 1, 1911-1938, with
an Introduction by Kenneth Robinson Eine multimediale Präsentation zu The Work and
Writing of D. W. Winnicott auf der eigens für das Editionsprojekt The
Collected Works of D. W. Winnicott gestalteten Internetseite der Oxford
Universityx Press finden Sie HIER. Bei jedem Einzelband lassen sich durch Anklicken
des weißen Buttons ergänzende Informationen abrufen. |
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PSYCHOSOMATIK - Körper trifft Seele |
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Eine Fülle neuer Erkenntnisse seitens Neuro- und Molekularbiologie, Epigenetik und Entwicklungspsychologie im Bereich der Stressforschung haben in den letzten zehn Jahren zu einem weitreichenden Paradigmenwechsel in der Psychosomatischen Medizin geführt. Tradierte Theoriemodelle
verschiedener Psychotherapieschulen zur Entstehung und Behandlung
zahlreicher Erkrankungen mit körperlicher Leitsymptomatik haben dadurch an
Bedeutung eingebüßt. Das soeben erschienene Handbuch bietet zunächst in
21 Kapiteln eine aktuelle Bestandsaufnahme der wissenschaftlich gesicherten
bio-psycho-sozialen Grundlagen der jüngsten Entwicklungen und
Erkenntinsstände der Psychosomatik, um dann in weiteren 68 Kapiteln bei
zahlreichen Erkrankungen in den verschiedenen medizinischen Fachgebieten
die jeweiligen Konsequenzen für deren Diagnostik und Therapie ausgehend
von den Erkenntnissen der Grundlagenforschung darzustellen. Ergänzt wird
dies durch Beiträge zur Sozialmedizin, Begutachtung und Prävention. Ulrich T. Egle, Prof. Dr. med., Freiburg und Psychiatrische Klinik Sanatorium Kilchberg/Zürich. Christine Heim, Prof. Dr. rer. nat. , Charité - Universitätsmedizin Berlin, Gliedkörperschaft der Freien Universität Berlin, Humboldt-Universität Bernhard Strauß, Prof. Dr. phil., Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Jena. Roland von Känel, Prof. Dr. med., Klinik für Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik, Universitätsspital Zürich. |
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Der Blinde Fleck der Psychoanalyse - wenn die Sinnfrage ungestellt bleibt |
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PSYCHOANALYSE - DASEINSANALYSE - EXISTENZANALYSE:
Das Gesamte ist mehr als die Summe seiner Teile Seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts versuchte die „anthropologische Psychiatrie“, mittels der phänomenologischen Methode jenseits einer symptombezogenen Beschreibung psychischer Erkrankungen zu einem Verständnis des Erlebens kranker Menschen zu gelangen. Ausgehend von der Daseinsanalytik Martin Heideggers in „Sein und Zeit“ (1927) begründete Ludwig Binswanger die „daseinsanalytische Schule der Medizin und Psychiatrie“, neben Psychoanalyse, Individualpsychologie und Analytischer Psychologie eine der wichtigen tiefenpsychologischen Schulen. In seinem philosophischen Hauptwerk „Grundformen und Erkenntnis menschlichen Daseins“ entwarf er zudem eine eigene Anthropologie. (Abstract eines Beitrages von Christof Goddemeier im Deutschen Ärzteblatt anläßlich Biswangers 50. Todestages in 2016) Was ist das jeweils ‚Eigene’ der Existenzanalyse und Daseinsanalyse? Längle: Viktor Frankl, der Begründer der Existenzanalyse, sah im Einbeziehen der Sinnsuche des Menschen in die Psychotherapie das Zentrale seiner Richtung. Der Mensch will nicht einfach Bedürfnisse befriedigen, er will in erster Linie verstehen, wofürer lebt, und kann ein Leiden nur ertragen, wenn er ein ‚Wozu’ hat. Frankl sprach darum mehr von der „Logotherapie“ – wobei ‚Logos’ soviel wie ‚Sinn bedeutet. Logotherapie war für ihn „Ergänzung der herkömmlichen Psychotherapie“, was sich in den 1920er und 1930er Jahren natürlich nur auf Freud und Adler bezog. Holzhey: Bei Freud möchte ich gerne anknüpfen. Das „Eigene“ der Daseinsanalyse kann man nur in Bezug auf die Psychoanalyse formulieren. Etwas überspitzt könnte man sagen, dass die Daseinsanalyse das Produkt eines Zusammen-denkens von Freud und Heidegger (plus Sartre) ist. Die Daseinsanalyse nimmt die Entdeckungen Freuds auf und stellt sie in den Zusammenhang der existenziellen Grundsituation des Menschen. Diese besteht darin, dass wir Menschen nicht einfach (wie alles Lebendige) unabänderlichen Seinsbedingungen unterworfen sind, sondern dass wir um diese insgeheim auch wissen, sodass unsere Lebensführung immer von diesem Wissen um die conditio humana mitbestimmt ist, auch wenn wir gar nicht ausdrücklich darüber nachdenken. Das vollständig Gespräch der beiden Schulenvertreter findet sich in: Alice Holzhey: “Daseinsanalyse”, Ein Gespräch über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Daseins- und Existenzanalyse, Wien 2008 (UBT 2966, vergriffen) |
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Elf Monate nach seiner Befreiung aus dem Konzentrationslager Buchenwald hielt Viktor E. Frankl im März 1946 eine Reihe von Vorträgen an der Volkshochschule des Wiener Arbeiterbezirks Ottakring. Der Psychologe, der bald weltberühmt werden sollte, erläuterte den gespannt Lauschenden seine zentralen Gedanken zu Lebenssinn und -haltung. Ausgehend von seiner eigenen Maxime »Lebe so, als ob du zum zweiten Male lebtest«, entfaltet Frankl seine Grundüberzeugung, dass Menschsein in jeder Lebenslage immer auch die Möglichkeit des Auch-anders-Können beinhaltet. Eindringliche Belege dafür sind für Viktor Frankl seine eigenen Grenzerfahrungen von Demütigung, Verlust, Hunger und Todesangst, die dennoch Hoffnung, Freundschaft und Sinnerfahrung während der Lagerhaft in Buchenwald zuließen. Viktor Frankls Lebensthema ist von ungebrochener Aktualität: Denn seine Botschaft lautet, daß jede Lebenskrise immer auch eine Chance eröffnet – die Möglichkeit der Karthasis, des erkenntnisgeleiteten Neuanfangs oder eines gelingenden Abschiednehmens von lebenslang mitgeschleppten selbstbetrügerischen Illusionen, die den Blick auf Realitäten und die wirklichen Möglichkeiten des verbleibenden Lebens blockieren. Begleitet und unterstützt werden kann dieser Prozess der Rückbesinnung, der Erneuerung und Nachreifung manchmal auch in und mit psychotherapeutischer Begleitung. Dies setzt freilich voraus, daß der Begleitende nicht zu den vielen am Markt grasenden Möchtegern-Gärtnern zählt, welche in erstaunlicher Verkennung und Verleugnung ihres "Bock-Sein" sich zu der Annahme verstiegen haben zu meinen, anderen - kompetenzfrei - "helfen" zu müssen oder zu sollen, ohne über ein Mindestmaß an Selbsterkenntnis, Selbstanalyse, Selbstzweifeln und Demut zu verfügen und entsprechend die existentiellen Themen des Lebens abwehren müssen - wie der Teufel das Weihwasser!. Aus dem Vowort von Joachim Bauer: "Die in diesem Buch wiedergegebenen Texte, Niederschriften dreier im Jahre 1946 von Viktor Frankl gehaltener Vorträge, sind von ungeheurer Wucht und verblüffender Aktualität. Sie geben, in komprimierter Form, das gesamte Denken dieses großen Arztes und Psychotherapeuten wieder, welches er in den nachfolgenden Jahrzehnten in zahlreichen Artikeln und Büchern ausgebreitet hat. Die Tiefe, mit der Viktor Frankl die Conditio humana in diesen drei Texten ausleuchtet, ist unerreicht. Das Verdienst des Beltz Verlags, mit der Herausgabe dieses Bandes das Denken Viktor Frankls dem heutigen Publikum, insbesondere jüngeren Menschen, zugänglich zu machen, ist daher außerordentlich hoch einzuschätzen. Viktor Frankl war, obwohl er eine solche Bezeichnung aufgrund seines zurückhaltenden, bescheidenen Wesens abgelehnt hätte, ein Gigant. Für mich steht er mit Hippokrates, dem Begründer der ärztlichen Heilkunst im klassischen Griechenland, und dem elsässischen Arzt Albert Schweitzer, der 1954 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, auf einer Stufe. Großartig ist, wie Viktor Frankl uns die Quellen aufzeigt, die unserem Leben Sinn spenden können. Was heute welt-weit immer mehr Menschen umtreibt (und sie dazu bringt, sich immer stärker verschiedenen spirituellen Angeboten zuzuwenden), ist die Erkenntnis, dass materieller Wohlstand per se keine sinnstiftende Veranstaltung ist. »Lust an sich«, so Frankl, »ist nichts, was dem Dasein Sinn zu geben vermöchte. ... Glück soll und darf und kann nie ein Ziel sein, sondern nur das Ergebnis.« Von hier aus entwickelt Viktor Frankl nun den entscheidenden Gedanken, der den Kern des von ihm entwickelten existenzphilosophischen Konzeptes bildet: »Die Frage [kann] nicht mehr lauten: ›Was habe ich vom Leben zu erwarten‹, sondern darf nur mehr lauten: ›Was erwartet das Leben von mir?‹« Das Leben ist es, so Frankl, das Fragen an uns richte, auf die wir zu antworten haben. Nur indem wir darauf antworten, biete sich die Möglichkeit zur Sinnerfüllung. (...)" Aus dem mehrseitigen Vorwort Joachim Bauers Der Autor: Viktor E. Frankl (1905–1997), Prof. Dr., war Professor für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Wien und Professor für Logotherapie u.a. in San Diego, Kalifornien. Begründer der Logotherapie. Inhaber von 29 Ehrendoktoraten. Seine Bücher wurden in 22 Sprachen übersetzt. |
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Die Daseinsanalyse verdankt ihre Entstehung und Entwicklung den geistigen Erneuerungen, die auf die beiden Weltkriege folgten. Im Bereich der Psychiatrie kam in den 20er Jahren eine Bewegung in Gang, die teils durch die Auseinandersetzung mit der Freudschen Psychoanalyse, teils durch ein wissenschaftliches Unbehagen über die traditionelle, systematisierende klinische Psychopathologie ausgelöst, nach einem neuen Grundlagenverständnis menschlicher Existenz und deren Störungen forschte. Im besonderen wurde die einseitige naturwissenschaftliche Ausrichtung der Psychiatrie und Psychotherapie heftiger Kritik unterworfen. Als Protagonisten dieser Auseinandersetzung mit der naturwissenschaftlichen Psychiatrie und Psychotherapie dürfen wohl Ludwig Binswanger (1881–1966) und Medard Boss (1903–1990) genannt werden. Beide Forscher fanden in den Schriften Martin Heideggers (1889–1976), anfänglich besonders in dessen Hauptwerk „Sein und Zeit“ (1927), später in anderen Werken, einen völlig neuen, phänomenologisch-hermeneutischen Zugang zum kranken Menschen. Nachdem Heidegger sich mit Boss befreundet hatte und in dessen Haus während beinahe 10 Jahren Seminare abhielt, entstand die Daseinsanalyse als therapeutisches Verfahren, zunächst in Zürich, dann im ganzen europäischen Raum und in Übersee. Inhalt: Vorwort zur 2. Auflage / Einleitung - Begriffsbestimmungen und Definitionen - Martin Heidegger (1889-1976) - Biographisches - Politischer Irrtum - Das unheimliche Zeitalter - Die Frage nach dem Sein - Die Existenzialien - Die phänomenologisch-hermeneutische Betrachtungsweise - Medard Boss (1903-1990) - Die Zollikoner Seminare - Die Bedeutung der Sprache in der Daseinsanalyse - Die Sprache der Philosophen Interdisziplinäre Verständigung - Die Sprache in der psychotherapeutischen Praxis - Das phänomenologisch-hermeneutische Gespräch - Bedingungen psychotherapeutischer - Wirksamkeitsforschung aus daseinsanalytischer Sicht - Wirksamkeit - Forschung - Eine Umfrage - Wie weiter? // Literatur / Namensverzeichnis / Sachverzeichnis Der Autor: Gion Condrau (* 9. Januar 1919 in Disentis, Schweiz; † 21. November 2006 in Zürich) war ein Schweizer Psychiater und Psychotherapeut. - Leben: Condrau absolvierte 1937 die Matura in Disentis. Anschliessend absolvierte er ein Medizinstudium in Bern und promovierte 1944. Er besuchte Ausbildungen in Psychiatrie in Zürich, Lissabon und Providence, USA, in Neurologie und Neurochirurgie in Zürich und Paris (La Salpetrière). Gleichzeitig studierte Condrau Philosophie, Psychologie, Soziologie und Heilpädagogik an der Universität Zürich mit dem Abschluss Dr. phil. hist. Er absolvierte eine spezielle Ausbildung in Psychoanalyse in den USA, in Jungscher Analyse (C. G. Jung) in Zürich und in Daseinsanalyse am Institut für ärztliche Psychotherapie. Danach arbeitete er mit Medard Boss bis 1990 zusammen. Er besuchte von 1959 bis 1968 Seminare von Martin Heidegger in Zollikon.(Quelle: nach Wikipedia) |
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Der Klassiker ist als ein preiswerter Reprint im Fischer-Taschenbuch-Verlag Aus der Einleitung des Autors: "Psychotherapie geschieht durch die Sprache. Sprechen heißt reden, heißt aber auch hören und schweigen. Im Sprechen ist das Hören und das Schweigen inbegriffen (Heidegger). Wenn wir sagen, die Sprache sei etwas spezifisch Menschliches, dann heißt das nichts weniger, als daß nur der Mensch sprechen kam, da nur er die Sprache hat. Deshalb vermag auch nur der Mensch zu hören und zu schweigen. Im Sprechen, Hören und Schweigen sind die drei Hauptmerkmale psychotherapeutischen Wirkens enthalten. Das psychotherapeutische Gespräch ist das einzige «Instrument» unserer Tätigkeit alle anderen Maßnahmen, die in der Behandlungssituation das eine oder andere Mal erforderlich werden können, dienen lediglich der Unterstützung oder Ermöglichung sprachlicher Kommunikation. Die Sprache des Kranken bedeutet Mitteilung.(...) Durch die Sprache sagt der Kranke etw. aus. Im Sprechen vergegenwärtigt er seine Vergangenheit und seine Zukunft. Durch die Vergegenwärtigung wird die Vergangenheit zur Gegenwart, sie wird nochmals gelebt. Der Kranke spricht zum Psychotherapeuten, aber auch zu sich selbst. Er holt aus seiner Lebensgeschichte alle Leiden, Enttäuschungen, Entbehrungen, Mißhandlungen, aber auch alle Freuden hervor, um sie im Erzählen wieder zu erleben, um sich wieder in jene Situation zu begeben, die er vielleicht damals nur ungenügend zu bewältigen vermochte. Er läßt den Therapeuten teilnehmen an seinem Schicksal, er teilt mit ihm seine vielleicht nur zaghaft vorgebrachten geheimen Wünsche und Hoffnungen, macht ihn aber auch zum Mitverschwörer seines Hasses und seiner Rachsucht. Ist die Sprache Mitteilung, dann liegt in ihr bereits auch die Möglichkeit begründet etwas nicht mitteilen zu wollen, wie ja beispielsweise zum Verständnis auch die Möglichkeit des Mißverständnisses oder Unverständnisses gehört. Es gibt Kranke, die gerade durch das Reden schweigen. (...)" |
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GRUNDLAGEN DER PHILOSOPHIE - Martin Heidegger: Vom Denk-Vermögen |
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»In das, was Denken heißt, gelangen wir, wenn wir selber denken. - Damit ein solcher Versuch glückt, müssen wir bereit sein, das Denken zu lernen. Sobald wir uns auf dieses Lernen einlassen, haben wir auch schon zugestanden, daß wir das Denken noch nicht vermögen. Aber der Mensch heißt doch der, der denken kann — und das mit Recht. Denn er ist das vernünftige Lebewesen. Die Vernunft, die ratio, entfaltet sich im Denken. Als das vernünftige Lebewesen muß der Mensch denken können, wenn er nur wilL Indes will der Mensch vielleicht denken und kann es doch nicht. Am Ende will er bei diesem Denkenwollen zu viel und kann deshalb zu wenig (?). Der Mensch kann denken, insofern er die Möglichkeit dazu hat. Allein dieses Mögliche verbürgt uns noch nicht, daß wir es vermögen. Denn wir vermögen nur das, was wir mögen. - Aber wir mögen wiederum wahrhaft nur Jenes, was seinerseits uns selber und zwar uns in unserem Wesen mag, indem es sich unserem Wesen als das zuspricht, was uns im Wesen hält. Halten heißt eigentlich hüten, auf dem Weideland weiden lassen. Was uns in unserem Wesen hält, hält uns jedoch nur so lange, als wir selber von uns her das Haltende be-halten. Wir behalten, wenn wir es nicht aus dem Gedächtnis lassen. Das Gedächtnis ist die Versammlung des Denkens. Worauf? Auf das, was uns hält, insofern es bei uns bedacht ist, bedacht nämlich deshalb, weil Es das zu-Bedenkende bleibt. Das Bedachte ist das mit einem Andenken Beschenkte, beschenkt, weil wir es mögen. Nur wenn wir das mögen, was in sich das zu-Bedenkende ist, vermögen wir das Denken. Um das Denken zu vermögen, müssen wir es
lernen. - Was ist Lernen? Der Mensch lernt, insofern er sein Tun und Lassen
zu dem in die Entsprechung bringt, was ihm jeweils an Wesenhaftem
zugesprochen wird. Das Denken lernen wir, indem wir auf das achten, was es
zu bedenken gibt. Unsere Sprache nennt z. B. das, was zum Wesen des
Freundes gehört, das Freundliche. Dementsprechend nennen wir jetzt das,
was in sich das zu-Bedenkende ist: das Bedenkliche. Alles Bedenkliche gibt
zu denken. (....)« |
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Aus dem Archiv der SFB: Von Condrau signiert |
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Erhaltungszustand Im Archiv der SFB ein sehr gut erhaltenes antiquarisches Exemplar und MIT einer Signatur Gion Condraus auf dem Voesatz. - Gesuchter und inzwischen recht selten angebotener Titel; - als signiertes Exemplar dezeit nirgends sonst erhältlich. |
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BUCHKUNST - Ausgewählte Vorzugsausgaben bei der SFB |
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›Das Wasser, das zu rein ist, hat keine Fische.‹ |
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Der Verleger der Edition Tiessen Wolfgang Tiessen (1.01.1930; † 26.10.2017) zu diesem Verlagsprojekt: »Der erste Druck mit konstruktiver Graphik (manchem befremdlich). Nicht mit dem Lineal konstruiert und dann in Siebdruck gedruckt; Holzschnitte vielmehr von Ian Tyson mit ihren handwerklich bedingten leichten Unebenheiten, insofern ideal korrespondierend mit den 1684 vergleichsweise ebenso entstandenen Matrizen, aus denen die Original-Janson-Antiqua dann hergestellt wurde.« (Aus »Wolfgang Tiessen: Rückblicke auf meine Bücher und darauf, wie es zur Edition Tiessen kam.«). Details zu dieser Vorzugsausgabe
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In einem Raum mit 15 Kalligraphien berühmter Zen-Meister begegneten sich 2017 der Komponist und Dirigent Hans Zender und der Zen-Lehrer und Religionswissenschaftler Michael von Brück. Aus ihrem Gespräch entsprang die Idee, eine ungewöhnliche Einführung in den Zen-Buddhismus zu wagen. Diese geht weder historisch vor noch systematisch, sondern folgt den Einfällen beim Betrachten der Rollbilder. Während Hans Zenders Reflexionen kurz und bündig Gedanken ausdrücken, die einladen, beim Bild zu verweilen und es tief wirken zu lassen, hat Michael von Brück in einer Reihe von Sesshins zu den Kalligraphien meditiert. Dabei umkreist er das, was auf den Bildern zu sehen ist, und verbindet es mit dem großen geistigen Schatz des Zen-Buddhismus. Er stellt berühmte Zen-Meister vor, die in ihren Einsichten, Koans und Geschichten, mit ihrem Humor und ihrer Poesie die existentiellen Fragen unseres Menschseins zur Sprache bringen. Die Mitwirkenden Michael von Brück, Jahrgang 1949, ist seit 1979 Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Er lebte viele Jahre in Indien und ist mit dem Dalai Lama befreundet. Seit 1985 ist er Zen- und Yoga-Lehrer. Nach einer ersten Professur in Regensburg war er von 1991 bis 2014 Professor für Religionswissenschaft an der LMU in München. Zahlreiche Veröffentlichungen, u. a. die Standardwerke „Zen. Geschichte und Praxis“ und „Einführung in den Buddhismus“. Hans Zender, geb. 1936, ist einer der renommiertesten deutschen Dirigenten und Komponisten. Von 1964 bis 1987 Chefdirigent und Generalmusikdirektor in Bonn, Kiel, Saarbrücken, Hamburg. Von 1988 bis 2000 Professor für Komposition an der Musikhochschule Frankfurt. Zu seinen bekanntesten Werken gehören „Chief Joseph“, „Don Quijote de la Mancha“, „Logos-Fragmente“, „Shir Hashirim“, „Hölderlin lesen I-IV“. Zahlreiche Ehrungen und Preise. Neuere Bücher zur Musik: „Die Sinne denken“, „Waches Hören“. |
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PSYCHE und GESELLSCHAFT - Wesen und Unwesen des Digitalen |
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Digitale Medien überfluten ihre ´User` mit Massen an präsenten Bildern, wie es dies in der Menschheitsgeschichte noch nie zuvor gegeben hat. Dies kommt tatsächlich einem ´Selbstentzug` gleich, nämlich dem aus dem Realen. Dies zu tun ist nichts anderes als Welt-Flucht: Die Abwesenheit des Realen bedeutet Abwesenheit im Hier und Jetzt. Dieser Entzug hat - wie da und dort allmählich dammert - immense Folgen für das Individuum und die Gesellschaft, für die individuelle Symbolbildung, für das Verhältnis von Erregung und Bedeutung, für die Sprache. Der Psychoanalytiker (DPV) Werner Balzer, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, ist Psychoanalytiker (Lehranalytiker, DPV) mit Praxis in Heidelberg, zeigt, dass die Invasion präsenzmedialer Bilder elementare psychische Prozesse beschädigt. Mit den Mitteln der psychoanalytischen Entwicklungs-, Mentalisierungs- und Symbolisierungstheorie sowie der Zeichentheorie von C.S. Peirce stellt er die Veränderungen des Subjekts durch Einfluss und Gebrauch digitaler Präsenzmedien dar. Die in diesem Band erstmals versammelten Aufsätze des Autors bieten Fachkundigen der Psychologie, Psychoanalyse, Kultur- und Sozialwissenschaft ein profundes Verständnis des Mentalitätswandels unserer Zeit. Inhalt: Statt eines Vorworts - Vom Walkman zum Womanizer - 1 Das Sensorische und die Gewalt - Mutmaßungen über ein Diesseits von Gut und Böse - 2 Lust am Nichtdenken? - Zum Verhältnis von Erregung und Bedeutung in beschleunigten und entgrenzten Lebenswelten - 3 Der Entzug des inneren Raumes - Über zeitgenössische Konstitutionsbedingungen von Subjektivität - 4 Symbolisierung als Repräsentation von Getrenntheit.Ein Auslaufmodell? - 5 Eyes Mind Shut - Die Krise der Bildlichkeit und die Verkümmerung der symbolischen Repräsentanzen - 6 Subjekt und Synapse - Streifzüge durch die Umwelten von Menschen und Maschinen - 7 Schrankenlos - Die elektronischen Präsenzmedien und der beschädigte Primärprozess. - Literatur / Bibliografische Anmerkungen. |
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Die digitale Transformation im globalen Kontext des Kapitalismus wirft für den Autor Fragen von existenzialer Bedeutung für die Zukunft, für die Entwicklung unserer Kultur auf. Vielfältige Aspekte und Dimensionen des external auferlegten Transformationsprozesses wesentlicher kommunikativer und sozialer Verkehrsformen vom Analogen ins Digitale müssen beachtet und bedacht werden, wenn dienliche Aussagen und Wertungen in diesem Feld getroffen werden sollen; etwa Fragen danach, was die rapide Veränderung mit dem und am Menschen macht? Welcher Formwandel provoziert wird durch diese Veränderung der Totalität des Alltags der menschlichen Daseinsführung? Ob und inwiefern mit diesen grundlegenden Veränderungen die Gefahr einer Kulturregression und Depersonaliserung einhergeht?, u.v.m. Ein Zugang zum Verständnis der Herausforderung über eine hermeneutische Arbeit am Mythos bietet sich an, die allerdings der Applikation einer psychoanalytisch fundierten Kritischen Theorie bedarf. Der post-strukturale Blick auf die Subjektivierungsformen kann diesen Zugriff auf die Problematik eröffnen und den Blick, das Problembewußtsein schärfen: Digitalisierung meint die Formung des Menschen zum homo digitalis. Es geht auch - kollektiv unbewußt - um Demiurgensehnsucht und Wunschmaschinen, um Magie und Animismus, um die Sehnsucht nach einfachsten und vorbestimmten ntworten auf kindliche Fragen. Der Autor: Frank Schulz-Nieswandt ist Professor für Sozialpolitik, Methoden der qualitativen Sozialforschung und Genossenschaftswesen an der Universität zu Köln, außerdem Honorarprofessor für Sozialökonomie der Pflege an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar. Zuletzt bei K&N erschienen: "Die unvollkommene Paideia. Eine psychomotorische Hermeneutik meiner Odyssee zwischen Schicksal und Freiheit" (2019), "Die Formung zum Homo Digitalis. Ein tiefenpsychologischer Essay zur Metaphysik der Digitalisierung" (2019). |
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KULTUR: Formvollendet - die Kunst, auf Gehör und Interesse zu stoßen |
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Ein ebenso glänzender wie scharfsinniger Beitrag des Philosophen und Kulturwissenschaftlers Robert Pfallers zur Debatte über Wesen und Form, Essenz und Oberfläche, Argument und Rhetorik. Warum favorisieren Menschen ganz bestimmte Automodelle – und meist nicht die für die gedachten Zwecke nützlichsten, ökonomisch sinnvollsten, ökologisch weniger bedenklichen? Warum berührt den einen ein bestimmtes Kunstwerk, ein Roman, ein Film, während diese den anderen kalt lassen? In welchen Worten muss ein guter Vortrag formuliert sein, damit er bei einem bestimmten Gegenüber Wirkung zeigt und ´ankommt`? In seinem neuen Buch untersucht der Autor Funktion, Bedingung und Wirkungsweise der Form, um ihrem Geheimnis auf die Spur zur kommen – ihrer Wirk-Macht. Kapitel 1 - Die blitzenden
Waffen. Das Formelement im Leben, in der Kunst und in der Wissenschafft Der Autor: Robert Pfaller, geboren 1962, studierte Philosophie in Wien und Berlin und ist nach Gastprofessuren in Chicago, Berlin, Zürich und Straßburg Professor für Kulturwissenschaften und Kulturtheorie an der Kunstuniversität Linz. Von 2009 bis 2014 war er Professor für Philosophie an der Universität für angewandte Kunst Wien. Im S. Fischer Verlag ist von ihm »Das schmutzige Heilige und die reine Vernunft. Symptome der Gegenwartskultur« erschienen, die vielbeachtete Studie »Wofür es sich zu leben lohnt. Elemente materialistischer Philosophie«, »Zweite Welten. Und andere Lebenselixiere« sowie im Fischer Taschenbuch »Kurze Sätze über gutes Leben«. Mit mit der Psychoanalytiker Beate Hofstadtler hat er außerdem den Band »After you get what you want, you don't want it. Wunscherfüllung, Begehren und Genießen«, eine Festschrift für August Ruhs, herausgegeben. |
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DER GALERIST - Die Kunstabteilung der SFB: Antje Wichtrey |
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Für die Leserinnen und Leser der ›Novitätenschau‹ ist Antje Wichtrey beileibe keine Unbekannte: In 2010 wurden erstmals verschiedene Arbeiten der Künstlerin an dieser Stelle vorgestellt. Heute freut sich die Kunstabteilung der SFB, den LeserInnen der Novitätenschau erstmals auch ein beeindruckendes Originalgemälde Antje Wichtreys vorstellen und zum Kauf anbieten zu können: Details zu dieser Arbeit
Die Künstlerin: Antje Wichtrey, 1966 in Hannover geboren und im Alter von vier Wochen mit den Eltern nach München umgezogen, studierte in Hildesheim Kulturpädagogik. Heute lebt und arbeitet sie in der Nähe von Granada (Spanien). Seit 1989 widmet sie sich überwiegend dem Holzschnitt und erzielt eine ganz eigene Wirkung durch virtuos belebte Flächen. - Wichtreys Arbeiten befinden sich in zahlreichen Sammlungen und Museen. Sie schmücken u. a. Räume der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt und Leipzig, der Anna Amalia Bibliothek in Weimar, im Frankfurter Institut für Sozialforschung u.a. Nb.: Zögern Sie nicht, uns bei Interesse an weiteren Arbeiten dieser oder anderer renommierter KünstlerInnen nach einem Angebot zu fragen; die SFB-Kunstabteilung verfügt über einen großen Fundus und kooperiert mit führenden europäischen Kunsthäusern und Galerien. Eine Auswahl unserer Angebote an Originalgrafik finden Sie HIER. |
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SFB - Literatur-Couch - HEUTE: Unterwegs ins Neandertal |
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»A lot of my prophecies about the alienated society are going to come true.«"(...) … Everybody's going to be starring in their own porno films as extensions of the polaroid camera. Electronic aids, particularly domestic computers, will help the inner migration, the opting out of reality. Reality is no longer going to be the stuff out there, but the stuff inside your head. It's going to be commercial and nasty at the same time. (...)" James Graham Ballard (1930-2009) in einem Interview mit ´Heavy Metal` (April 1982) |
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Kühn und prophetisch, erstmals 1970 in den USA erschienen, zensiert und nur unter dem Ladentisch zu bekommen ... 1970 zum ersten Mal unter dem Titel The Atrocity Exhibition erschienen, gilt dieser auch in formaler Hinsicht wegweisende Text als J.G. Ballards wichtigstes Buch. Zweifellos aber ist das in den USA schon früh der Zensur anheimgefallene Werk sein einflussreichstes, vor allem in Popkultur und Kunst. J.G. Ballards fragmentierte Mikroromane beschreiben auf visionäre Weise wie die Massenmedien das Bewusstsein erobern und zersplittern. Worum es geht: Der Psychiater mit seinen wechselnden Namen (Talbert, Traven, Travis...) ist verfolgt von gewaltsamen Bildern und Ereignissen der späten 1960er-Jahre – vom Attentat auf John F. Kennedy, dem Tod Marilyn Monroes, dem Vietnam Krieg – und wird selbst zum Attentäter, Pilot, Unfallopfer… Innere und äußere Realitäten, Körper und Landschaften verbinden sich untrennbar, und die Vision eines 3. Weltkriegs ersteht: »In seinem Bewusstsein repräsentiert dieser die endgültige Selbstzerstörung und das Ungleichgewicht einer asymmetrischen Welt… Der menschliche Organismus ist eine Schreckensschau, und er ist ihr unfreiwilliger Zuschauer.« Ein experimenteller Text als Störfeuer gegen die Übermacht der Massenmedien. Der Autor: J.G. Ballard begann als Science-Fiction-Autor in den späten 1950er-Jahren, ging aber schon sehr bald andere Wege, da die Zukunft für ihn nicht im »outer space«, sondern im »inner space« lag. In den 1970ern veröffentlichte er »Crash« (verfilmt von David Cronenberg), »High-Rise« und »Concrete Island«, später »Empire of the Sun« (verfilmt von Stephen Spielberg) und weitere Romane über die Auswirkungen technologischer und architektonischer Entwicklungen auf die Gesellschaft, mit denen er seiner Zeit immer weit voraus war. |
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Der Psychiater Dr. Robert Laing wohnt in einem hochtechnisierten - wir würden heute von einem ´enorm smarten` - Hochhaus sprechen, welches stolze 40 Stockwerke hat und das seinen betuchten Bewohnern den größten Komfort verspricht: Alles ist hier vorhanden, vom Supermarkt über Swimming-Pools bis zu Kindergärten, so dass die gutsituierten Bewohner das Haus nur noch zu Meetings und Einladungen verlassen müssen. Eine perfekt scheinende »Gated Community« für die Upper-Mittelklasse. Allerdings sind auch hier nicht alle gleich; die Größe der Wohnungen und die Ausstattung der einzelnen Etagen sind nach Einkommen und Status der Bewohner geordnet. Laing macht nicht nur die Bekanntschaft des Fernsehjournalisten Richard Wilder, der es aufstiegsmäßig bisher nur in den zweiten Stock geschafft hat, sondern auch die des Architekten und Schöpfers des Hochhauses, Anthony Royal, der über allen ganz oben im Penthouse residiert. Nachdem im Hochhaus aus unerfindlichen Gründen nach und nach bestimmte Funktionen ausfallen, Aufzüge blockieren, die Müllschlucker ihren Dienst versagen, die Hausbediensteten kaum noch anzutreffen sind, kommt es immer häufiger zu Konflikten zwischen den Parteien und den drei Protagonisten. Kakophonien, eine immer offenere Tyrannei unter den Bewohnern tritt zu Tage und jeder gibt sich in der entstehenden Anarchie seinen Perversionen und Obsessionen hin. Keiner verlässt mehr das Haus, und die Zustände in dieser Residenz, dessen Planer den Mietern Sicherheit und Geborgenheit versprach, eskalieren zusehends ... Stimmen zu diesem Roman "Das Unheimliche in JG Ballards Roman findet sich dort, wo das Ungewöhnliche sich allzu vertraut anfühlt, wo wir realisieren, das die wirklich erschreckenden Menschen mitten unter uns sind, das sie du und ich sein könnten." The Guardian, London "Ballard beschreibt kühl und kontrolliert den Rückfall des Menschen in die Barbarei." Wolfgang Bortlik, 20MINUTEN.CH "Ballard zeigt sich einmal mehr als Kenner menschlicher Abgründe und als ein großer Visionär des Abseitigen." Norbert Zähringer, in: DIE WELT |
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DAS LACAN`SCHE FELD - Lacan: aus der therapeutischen Praxis |
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Mit diesem kleinen Bändchen wird erstmals in deutscher Übersetzung ein historisches Dokument verfügbar, welches zu einer Auseinandersetzung mit dem Gegenstand der Transsexualität /des Transsexualismus vor dem Hintergrund der Theorie und des Schaffens Jacques Lacans einlädt. Seit den 1970er Jahren in Frankreich und in den darauffolgenden Dekaden auch in amerikanischen Ländern hat eine solche Auseinandersetzung einen beachtlichen Literaturkorpus hervorgebracht, der in Europa bislang kaum rezipiert wurde. Die vorliegende Fallvorstellung mit Jacques Lacan fand am 21. Februar 1976 im Pariser Sainte-Anne-Krankenhaus statt. Anwesend dabei war ein psychoanalytisch-psychiatrisches Fachpublikum, in dem sich auch viele der Lehranalysant*innen Lacans befanden. Lacan, der das Gespräch mit Michel H. auf Bitte seines Kollegen Marcel Czermak führte, ist zu diesem Zeitpunkt 74 Jahre als, sein Patient Michel 22. - Ein aufschlußreiches Dokument. |
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(...) Zuhören heißt sich einlassen, heißt sich konzentrieren, heißt auch der Flüchtigkeit Bestand verleihen, wenn durch das Gehörte rationale, aber vor allem auch emotionale Assoziationsketten entstehen. Das Ohr ist ein hoch sensibles Organ. Es ist das Sinnesorgan, das bei der Geburt des Menschen am weitesten entwickelt ist. Vom ersten Augenblick seines Lebens ist das Neugeborene äußerst hellhörig, besonders was Stimmen und Stimmungslagen angeht. Über das Ohr entsteht der erste Kontakt zur Außenwelt. Hinhorchen,
Aufmerksamkeit und Konzentration sind eine Grundvoraussetzung für die
emotionale, kognitive und motorische Entwicklung eines Menschen. Dies mag
andeuten, welche Folgen es haben kann, wenn Menschen nicht hören können,
aber auch - wenn sie nicht zuhören können. Denn Zuhören können heißt
im tiefsten Sinn des Wortes wahrnehmen, Zwischentöne hören, Botschaften
empfangen, Klangfärbungen interpretieren, Stimmungen erkennen und - das
vielleicht Wichtigste - kommunizieren können (...)" - Aus dem
Geleitwort Die Beiträge des
Bandes (Auswahl) Christian G.
Allesch: Im Netzwerk der Sinne - Zuhören und Gesamtwahrnehmung Der Herausgeber: Hans Sarkowicz, geboren 1955, war Leiter des Bereichs Kultur und Wissenschaft beim Hessischen Rundfunk. |
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An Inzest- oder Missbrauchsfolgen leidende Frauen zeigen in der therapeutischen Situation Erlebens- und Verhaltensweisen, die oft auch für den psychoanalytisch ausgebildeten Psychotherapeuten nicht einfach nachvollziehbar sind. Hier gibt das Buch der erfahrenen Münchner Psychoanalytikerin wichtige Verstehenshilfen aus ihrer eigenen praktischen Arbeit. Ausführlich dargestellt sind typische Konstellationen und Beziehungsfallen, in die der Therapeut, die Therapeutin nicht selten agierend einbezogen und verstrickt wird. Die Autorin: Ursula Mayr, Dipl-Psych., ist als Psychologische Psychotherapeutin (Psychoanalyse) in eigener Praxis in Übersee am Chiemsee tätig; sie ist Lehranalytikerin bei der Münchner Arbeitsgemeinschaft für Psychoanalyse (MAP). Lieferbarkeitshinweis: Bei der SFB
verlagsfrischer Archivbestand zum Angebotspreis, beim Verlag vergriffen. |
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