Novitätenschau Psychoanalyse / Kulturwissenschaften - JULI 2019 |
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Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser der Novitätenschau, während bei Rekordtemperaturen ringsum die Sommerferien beginnen und so mancher es nicht als aus der Zeit gefallen zu empfinden scheint, sich einmal mehr mit Kind & Kegel in die automobile Blechkarawane oder in lange Warteschlangen bei den Billigfliegern einzureihen, bleiben andere inzwischen lieber in in Ihrer vertrauten Umgebung, wissend, daß der Film des Lebens ja sowieso nur im eigenen Kopfkino besichtigt werden kann. Da die Reiseziele sich räumlich, mental und von ihrer Möbelierung her zusehends angleichen und annähern, kommen immer mehr und mehr bewußt im Leben stehende Menschen dahin, das Lesen als die inzwischen tiefengeschärftere, nachhaltig-bekömmlichere und alternative Form der Erlebnisreise (wieder)zuentdecken und für sich zu präferieren. - Hier steht die SFB ja längst im Ruf, im Dienste der Verführung zum Buch zu wirken ... Lassen Sie sich von den in aktuellen Themenfenstern vorgestellten (Fach-)Literaturen auch im Juli wieder informieren und anregen - oder durchaus auch einmal irritieren. Für jede und jeden dürften diese von vielen geschätzten, von manchen gefürchteten Literaturinformationen neuerlich etwas Passendes für die berufliche Arbeit oder das private Lesevergnügen bieten. Ihnen eine informative Lektüre und eine angenehm-rekreative Sommerzeit |
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In dieser Ausgabe
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PSYCHOANALYSE und PSYCHOTHERAPIE - Vom Handwerk |
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In seinem als Grundlagenwerk schlägt Merton Gill ein modifiziertes Konzept der Übertragung und ihrer Analyse vor: Denn in der Psychoanalyse gelte es, sowohl positive als auch negative Anteile bewußt zu machen und in das Übertragungs- /Gegenübertragungskonzept zu integrieren. Aus dem Inhalt: Vorbemerkung zur deutschen Ausgabe von Johann Michael Rotmann - Was verstehen wir unter »Deutung der Übertragung«? - Übertragung und Widerstand - Die zentrale Rolle der Übertragungsanalyse - Wie die Entfaltung der Übertragung in der analytischen Situation gefördert wird - Die Ubiquität von Übertragungsbedeutungen - Die Verbindung zwischen allgegenwärtiger Übertragung und realer analytischer Situation - Die reale analytische Situation in der Übertragungsanalyse - Übertragungsdeutung im Hier und Jetzt versus genetische Deutungen und Deutungen außerhalb der Übertragung - Die kleinianische Deutung der Übertragung - Freuds Erbe. Eine Konzepthierarchie. Aus dem Vorwort zur Erstausgabe bei S. Fischer: " (...) Die Übertragung gilt als wichtigstes Instrument jeder klassischen Psychoanalyse, ja, sie ist geradezu die Conditio sine qua non. Wie so häufig in den Wissenschaften, vor allem in denen vom Menschen, wagen sich an Schlüsselbegriffe nur wenige Autoren heran, so auch in der Psychoanalyse. So gibt es beispielsweise über die Couch, das wichtige Behandlungsgerät der Psychoanalyse, nur wenig Literatur, desgleichen über die Übertragung, wenn man von den allfälligen Erörterungen in Überblickswerken absieht. Mit dem vorliegenden Buch - einer deutschen Erstausgabe - ist dem Autor ein Werk gelungen, das noch zu seinen Lebzeiten als »klassisch« und »unverzichtbar« bezeichnet wurde. In den Vereinigten Staaten hat die Monographie mehrere Auflagen erreicht, kein Wunder, denn sie gilt als die Studie zum Thema." Willi Köhler, Herausgeber der berühmten TB-Reihe Geist und Psyche im S. Fischer Verlag im Vorwort zur dort seit Jahren vergriffenen Erstausgabe |
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SELBSTPSYCHOLOGIE - Heinz Kohut, Kunst und Krise |
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Heinz Kohut, Begründer der Selbstpsychologie, erkundete die innere Welt von Menschen aus ihrem eigenen Selbsterleben heraus mittels Introspektion und Empathie. Die von den Mitmenschen ausgehenden Selbstobjekterfahrungen sind für das strukturell vollständige, kräftige, ausgewogene und sich ständig verändernde Selbst zeitlebens notwendig. Menschen sind als Teil eines gesellschaftlichen Prozesses weniger von Trieben »getrieben« als geleitet von Idealen, Ambitionen und Talenten. Diese sind Ausdruck der individuellen Struktur eines Selbst mit speziellen Selbstobjektbedürfnissen. Die psychotherapeutische Arbeit mit Deutungen, die sich auf Konflikte beschränkt, ist bei der Behandlung früher Störungen wenig aussichtsreich, wenn nicht gleichermaßen Entwicklungsdefizite mittels neuer Selbstobjekterfahrung behoben werden. Wesentliche Erweiterung erfuhr die Selbstpsychologie durch die intersubjektive Theorie, die die Entfaltung, Erklärung und Entwicklung der subjektiven Welt eines Patienten in einem Wechselspiel mit einem Anderen fokussiert. - Die wesentlichen Exkpunkte und Charakteristika der Selbstpsychologie werden in diesem schlanken Reader im Überblick dargestellt. Der Autor: Wolfgang Milch, Prof. Dr. med., Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalytiker (DPV, IPA), ist in eigener psychoanalytischer und psychotherapeutischer Praxis bei Gießen tätig. Mitglied des International Council for Psychoanalytic Self Psychology und Mitherausgeber des Jahrbuches „Selbstpsychologie“. Beiträge zur psychoanalytischen Selbstpsychologie, Behandlung suizidaler Patienten, Narzissmus und psychoanalytischen Psychosomatik. HINWEIS: Die
lieferbaren Bände dieser Reihe finden Sie HIER |
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Aus dem bis 2017 als Zeitschrift für Selbstpsychologie erschienenen Periodikum wurde das Jahrbuch der Selbstpsychologie, dessen zweiter Band soeben erschienen ist. Seine Beiträge kreisen um das Thema Kunst und Krise. Kunst kann Krise darstellen, Veränderung im Sinn einer kreativen Lösung in den Denkraum stellen, denn Kreativität meint ja das Heraustretenkönnen aus herkömmlichen Denkschablonen, ohne das Wesentliche aus der Tradition zu verraten. In diesem Sinn hat Heinz Kohut seinen Beruf verstanden, in diesem Sinn war auch er Künstler. - Aus dem Inhalt (Auswahl) I. Teil: Geschichte fließt durch uns hindurch: Thomas Aichhorn: Der Einfluss von Nazi-Deutschlands Annexion Österreichs auf die »Psychoanalytische Bewegung« // Dagmar Herzog: Narzissmus, Post-Nazismus - und die Rezeption von Heinz Kohut im deutschsprachigen Raum // Thomas Aichhorn: »Ehe Sie sich den Kopf durch verschiedenste Richtungen verwirren lassen, vertiefen Sie sich eingehenst in Freuds Lebensarbeit« Bemerkungen zum Briefwechsel Heinz Kohut - August Aichhom II. Teil: Krise, Mut und Kreativität: Donna Orange: Einführung // Eldad Iddan: Wie können wir die heutige, vielgesichtige Krisenrealität konzeptionell einordnen? // Amanda Kottier: Aspekte globaler Krise(n) // Chris Jaenicke: Krise, Mut und Kreativität // Donna Orange: Klimakrise und Klimagerechtigkeit. III. Teil: Entwicklungsaufgaben in der Behandlung: Shelley Doctors: Entwicklungsaspekte in der Behandlung / Andrea Harms: Herr L. - eine Falldarstellung / Franz Resch: Herr L. und sein Therapieprozess // Karin J. Lebersorger: Auf Vatersuche in der Wehrmacht und dem IS // Jackie Gotthold: So schützen wir die Grenzen - Politik im kindertherapeutischen Behandlungszimmer // Amy Joelson: Das Kind, die Analytikerin und die große Welt drumherum -Sinnzusammenhänge in verschiedenen Perspektiven finden // Amy Joelson: Eine Jugendliche, ihr iPhone und ihre Analytikerin - eine intersubjektive Choreographie. Kohut Memorial Lecture: Shelley Doctors: Das Selbstobjektkonzept - das Herzstück von Kohuts Selbstpsychologie IV. Teil: Kunst und Kreativität: Paulus Hochgatterer: Das Zittern der Hand des Künstlers - Krise und Kreativität // Joseph D. Lichtenberg: Die Scham und ihre vielen Gesichter // Frank M. Lachmann: Von der Mutter-Kind-Dyade zur Behandlung Erwachsener. Was haben wir in den letzten 15 Jahren gelernt? Wie können wir es nutzen? |
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Der Wiener Psychoanalytiker Heinz Kohut hat 1980, im Jahr vor seinem Tode, an zwei Tagen hintereinander auf geschickte Fragen der amerikanischen Schriftstellerin Susan Quinn sehr persönlich geantwortet. Kohut spricht darin frei über sein Werk, seine Beziehungen zur Psychoanalyse und zu Psychoanalytikern. Besser als in einem Lehrbuch und ganz unmittelbar wird der Leser mit Kohuts eigenem, durch die Nazis gebrochenen Leben und dessen Beziehungen zu seinem Werk, vor allem dem Selbst, vertraut. Offen spricht er über die tiefen Kränkungen, die er durch andere Psychoanalytiker erfahren hat, nachdem er lange Zeit als Präsident der amerikanischen Psychoanalytischen Gesellschaft „Mister Psychoanalysis selbst“ gewesen war. Der Text dieses Gesprächs wird hier zum ersten Mal vollständig veröffentlicht, nachdem in früheren Arbeiten des Herausgebers und Übersetzers Uwe Henrik Peters Ausschnitte daraus wiedergegeben worden waren. Auch in seiner amerikanischen Originalsprache ist das Gespräch bisher nicht verfügbar. Der Titel des Buches, „Heinz Kohut über das Selbst und sich selbst“, ist somit im doppelten Sinne zu verstehen, eigentlich sogar im dreifachen. Er spricht da über sich selbst, dann über das Selbst und schließlich auch noch über die Beziehungen zwischen seinem Selbst und dem Selbst. In der Vorbereitung ihres Buches „A Mind of her Own, the Life of Karen Horney“ (1987) hatte Susan Quinn eng mit Uwe Henrik Peters zusammengearbeitet. Sie schenkte ihm das Interview, um es in einer ihm geeignet erscheinenden Form zu verwenden. |
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Außer Kontrolle? PSYCHOANALYTISCHE LEHR- u. KONTROLLANALYSE, SUPERVISION |
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Gisela Grünewald-Zemsch, in Nürnberg niedergelassene Psychoanalytikerin (DPG) fasst die Entwicklung der Ausbildungssupervision vom Beginn der psychoanalytischen Ausbildung bis heute zusammen und diskutiert diese insbesondere hinsichtlich der sehr spezifischen deutschen Verhältnisse. Sie beleuchtet die Ausbildungssupervision mithilfe psychoanalytischer Konzepte sowohl inhaltlich als auch unter emotional-kommunikativen Aspekten. Aus dem Vorwort der Autorin: "(...) Die psychoanalytische Ausbildungssupervision findet in einem Bereich statt, in dem es zunächst anscheinend vor allem um Wissensvermittlung, Kompetenzerwerb, Veränderungsbestreben und Entwicklungsbedürfnisse geht. Angst vor dem Unbewussten und Undenkbaren würde man hier weniger vermuten als in der Lehranalyse, die häufig im Fokus der Kritik an der psychoanalytischen Ausbildung steht. Was aber ist dann die Herausforderung, das Zögern, das ich während der gesamten Durchführung und Verschriftlichung dieser Forschungsarbeit bis hin zur Fertigstellung des Manuskripts für dieses Buch bei mir und anderen erlebt habe? Zwei zentrale Knotenpunkte waren spürbar und immer neu zu entwirren: die Erkenntnis, dass in Ausbildungssupervisionsbeziehungen unbewusste eigene, »private« Zustände von Supervisor und Supervisand und der Forscherin – ohne Möglichkeit der Verhinderung und Abwehr – Platz gegriffen und diese sich vermischt haben mit den ebenfalls unumgänglichen institutionellen, unübersichtlichen Verknüpfungen und den daraus resultierenden Empfindlichkeiten und Ängsten aller Beteiligten. Denken und Fühlen aller Beteiligter sind unter Beschuss – von innen und außen, persönlich und dynamisch-strukturell. Der zweite Knotenpunkt lässt sich daran erkennen, dass sich nur wenige mutige Kolleginnen und ein mutiger Kollege den Bedingungen dieser Beforschung anvertrauen konnten (...) Das vorliegende Buch diskutiert die gegenwärtigen Probleme und enthält Anregungen zu ihrer Überwindung. Es versucht eine vorläufige, sicherlich unvollständige, Kartografie und Beschreibung jener Aspekte der Ausbildungssupervision, die dazu beiträgt, dass Supervisanden, Supervisoren und das Institut ›unter Beschuss‹ geraten. Das zentrale Anliegen besteht – neben einer Bestandsaufnahme der institutionalisierten psychoanalytischen Ausbildung – darin, alle an dieser Ausbildung Beteiligten anzuregen, weiterhin und vermehrt Möglichkeiten und Hindernisse zu diskutieren, wie die Supervisionsbeziehung in der psychoanalytischen Ausbildung weiterentwickelt werden kann, wie sie emotional besser erkennbar werden kann, wie der Austausch untereinander gefördert werden und Weiterbildung zukünftig auch in diesem Bereich vorangebracht werden kann. (...)" Die Autorin: Gisela Grünewald-Zemsch, Dr. phil., Dipl.-Psych., geb. 1958, ist als Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin in eigener Praxis in Nürnberg tätig. Sie ist Lehranalytikerin und Supervisorin. Ihre Schwerpunktinteressen sind neben Ausbildungsfragen die politischen Implikationen und institutionellen Aspekte der Psychoanalyse der Gegenwart und der psychoanalytischen Ausbildung sowie das psychoanalytische Verständnis schwerer Pathologien. |
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Schweres Geschütz fahren der renommierte Psychoanalytiker, ehemalige Leiter eines psychoanalytischen Ausbildungsinstitutes und Hochschullehrer Siegfried Zepf und sein Mitautor in diesem Buch auf: Sie gehen hart ins Gericht mit der inzwischen aus ihrer Sicht zu konstatierenden und gehäuft zu beobachtenden Überangepasstheit, Selbstgefälligkeit, der verbreiteten Abstinenz und dem Desinteresse von nicht wenigen PsychoanalytikerInnen hinsichtlich kultur-, gesellschafts- und sozialpolitischen Themen und Diskursen. Die diversen psychoanalytischen Schulen mit ihren Institutionen und Interessenverbänden - Horte kleinbürgerlichen Spießertums, die ihre Instandsetzungsdienste gegen gutes Geld vermarkten, ohne an grundlegenden Änderungen und Verbesserungen des ´Verkehrswesens` zwischen den Menschen auch nur zu denken; diese gar einzufordern? Zepf und Seel fragen sich, woher diese mit ´Psychoanalyse` eigentlich nicht zu vereinbarende und durch Desinteresse gekennzeichnete ´Haltung` so vieler ihrer Vertreter kommen mag, die lieber schulterzuckend und in ihren Komfortzonen die mittelschweren Fälle behandeln, häufig genug, ohne wirklich mit den gesellschaftlich-ökonomischen Realtäten, der Lebenswirklichkeit der Patienten hinreichend vertraut zu sein; jenen Rahmenbedingungen, die nicht selten erst den Nährboden für das seelische Unglück ihrer Patienten abgeben. - Liegt das vielleicht an einer unzureichenden psychoanalytischen Ausbildung? An einer verfehlten KandidatInnenakquise? - oder geht es um etwas Grundlegenders? Für viele unserer LeserInnen dürften die provozierenden Überlegungen nicht eben leicht zu schlucken sein - die Vorstellung nämlich, daß Psychotherapie und ebenso auch die therapeutischen Anwendungsformen der Psychoanlyse, Freud, Jung, Adler & Co, jenseits aller Illusion und bei nüchterner Betrachtung auch als ein florierendes Geschäftsmodell beschrieben werden kann, bei dem nach durchlaufener und durchlittener Ausbildungs-, Anpassungs- und Konsolidierungsphase schließlich der Zugang zu den begehrten Pfründen winkt. Aus Sicht der Marx’schen ökonomischen Theorie haben Dienstleistungen, die mit Geld und Bezahlung in Verbindung stehen, immer, generell und ausnahmslos Warencharkter. Aus eben diesem offensichtlichen Charakter psychoanalytischer Dienstleistungen als ´Waren- /Therapieangebot` folgt für die Autoren, dass die unter dem Firmenschild ´Psychotherapie /Psychoanalyse` ihre Dienste feilbietenden PsychoanalytikerInnen faktisch als ´Ich-AGs`, »Mittelding zwischen Kapitalist und Arbeiter« (Marx) praktizieren. Die Verdrängung ihrer kleinbürgerlichen Natur, welche in Lehranalysen gemeinhin in unbewußtem Pakt mit dem Lehranalysierenden unangetastet und also unaufgelöst bleibt, macht es leicht, das Interesse vorrangig auf die Tauschwertrealisierung der eigenen psychotherapeutischen Dienstleistung, also auf hinreichende Patientenzahlen, optimale Stundensätze, flüssige Antragstellung - und auf das eigen ´Ranking` in der Kohorte zu richten, während die Durchdringung und Einbettung der eigentlichen Arbeit in Form einer Beschäftigung auch mit gesellschaftlichen, sozial- und tagespolitischen, ökologischen u. a. Themen meist vernachlässigt und abgewehrt wird. Inhalt: Vorwort - Statt einer Einführung: Fragen - Der Psychoanalytiker: ein Kleinbürger - Psychoanalyse: eine Scheinwissenschaft? - Der Begriff der Ware - Der Warencharakter psychoanalytischer Behandlungen und die Konsequenzen - Verdinglichung: das abhandengekommene Subjekt - Lehranalyse: die vermeintliche Rückgewinnung des Subjekts - Gesellschaftliches Alltagsbewusstsein und die »Restneurose« des Psychoanalytikers - Die psychoanalytische Ausbildung - Die Organisationsform psychoanalytischer Institute - Rekonstruktion einer psychoanalytischen Ausbildung, die es nie gegeben hat. // Literatur. Die Autoren: Siegfried Zepf, Prof. em. Dr. med., ist ehemaliger Direktor des Instituts für Psychoanalyse, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin der Universitätskliniken des Saarlandes sowie Lehranalytiker (DPG) am Saarländischen Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie. Dietmar Seel, Dipl.-Psych., ist Psychoanalytiker (DGPT) in eigener Praxis in Saarbrücken und Mitglied des Saarländischen Instituts für Psychoanalyse und Psychotherapie. |
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SEXUALITÄT - MACHT - WAHRHEIT - Michel Foucaults Vermächtnis |
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»Es gibt im Leben Augenblicke, da die Frage, ob man anders denken kann, als man denkt, und auch anders wahrnehmen kann als man sieht, zum Weiterschauen und Weiterdenken unentbehrlich ist.« Michel Foucault, in: Sexualität und Wahrheit. Der Gebrauch der Lüste |
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Es ist eine Sensation und »ein postumes Wunder« (L'Express): Dreieinhalb Jahrzehnte nach dem Tod des Autors erscheint der vierte und letzte Band von ›Sexualität und Wahrheit‹ – Michel Foucaults großangelegter Geschichte der Sexualität und Meilenstein philosophischer Forschung im 20. Jahrhundert. Die Geständnisse des Fleisches, von Foucault noch auf dem Sterbebett vollendet, schließt an die legendären Vorgängerbände an und zeugt einmal mehr von der Ausnahmestellung dieses Denkers. Im Mittelpunkt stehen die ethischen Diskussionen der Kirchenväter über das Geschlechtsleben in den ersten frühchristlichen Jahrhunderten. Foucault liest die Predigten und Abhandlungen von Clemens von Alexandria, Gregor von Nyssa, Johannes Chrysostomos, Johannes Cassianus oder Augustinus von Hippo als Dokumente einer Sorge um das Seelenheil – als Zeugnisse der Herausbildung einer neuen Moral und Selbsterfahrung, die das Abendland fortan prägen sollten. Insbesondere die Jungfräulichkeit und die Ehe stehen dabei im Fokus der Auseinandersetzungen, die bei Augustinus in eine bis in unsere Gegenwart wirkende Ökonomie der Begierde münden: in eine konstitutive Pflicht des Subjekts zur stetigen Problematisierung des Verhältnisses von Freiheit und Natur, von Vernunft und Begehren. |
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SFB - CINEMATHOTHEK: Von Franzosen das kritische Denken lernen |
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'Stil gibt es, wenn die Wörter einen Blitz erzeugen, der von den einen zu den anderen überspringt, auch zu weitab liegenden.' Gilles Deleuze Zu dieser Filmedition auf 3 DVD: Das einzige existierende Filmdokument eines der bedeutendsten Denker des 20. Jahrhunderts: Siebeneinhalb Stunden Filmgespräch mit dem französischen Philosophen und Rhizomatiker Gilles Deleuze, der für seine ehemalige Studentin und Freundin Claire Parnet 1988 erstmals die hartnäckige Weigerung aufgibt, im Fernsehen aufzutreten – unter der Bedingung, das Material erst posthum auszustrahlen. Dass Deleuze einige Monate vor seinem Freitod 1995 der Ausstrahlung in einzelnen Folgen dennoch zustimmt, ändert nichts an der ursprünglichen Versuchsanordnung dieses Ausnahmedokuments: Mit Ironie, viel Charme und ohne jedes Pathos nimmt das überaus lebendige ›Gespenst‹ des Philosophen die heterogenen Impulse auf, die von Parnets alphabetischer Begriffsauswahl von A wie Animal/Tier bis Z wie ZickZack ausgehen, und folgt ihnen freimütig. Von Spinoza zu Minnelli, von der Literatur zum Tennis, von der Zecke zur Kultur: Bestand für Deleuze die Aufgabe der Philosophie erklärtermaßen darin, 'Begriffspersonen' zu erschaffen, so kündet dieses ABC von deren weit verzweigtem Eigen-Leben. - Der Box liegt ein Textbuch mit de deutschen Übersetzung bei. DVD 1
/ A-F 145 Min.: Animal / Tier • Boisson /
Alkohol • Culture / Kultur • Désir / Wunsch • Enfance / Kindheit •
Fidélité / Treue. |
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»Pflege das Leben, wo du es triffst.« Hildegard von Bingen (1098 - 1179) Aus der klassischen Heimat des Lavendels (lat. Lavandula officinalis, Lavandula vera), den Küstenregionen des Mittelmeerraums, genauer: von den Feldern befreundeter provenzialischer Menschen, die im Einklang mit der Natur eine Landwirtschaft betreiben, kommt auch in diesem Jahr ein duftender Sommergruß: Allen im Juli bei der Sigmund Freud-Buchhandlung eintreffenden Bestellungen, welche in stabiler Umverpackung verschickt werden können, legen wir als duftende, die Melancholie in windeseile vertreibenden und den gesunden Schlaf fördernde kleine Aufmerksamkeit ein Beutelchen wohlriechenden Lavendels bei. |
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PSYCHOANALYSE trifft LITERATUR |
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Das begehrte und für das Thema unentbehrliche Manual ist jetzt auch in einer inhaltsgleichen und enorm preisgünstigen Studienausgabe erhältlich Die thematischen Beiträge renommierter AutorInnen dieses außergewöhnlich umfasseden Handbuchs bieten hervorragende Einblicke in die enge Beziehung zwischen Literatur und Psychoanalyse. In den Blick kommen dabei die Literatur als impulsgebender Gegenstand der Psychoanalyse und - umgekehrt - das der Literatur immer schon innewohnende latente psychoanalytische Wissen . Systematisch in diesem Handbuch aufbereitet werden darüber hinaus auch die literarischen Dimensionen der Psychoanalyse und das Verhältnis zwischen Psychoanalyse und Kultur- bzw. Literaturwissenschaft. Zwei ausführliche Register und ein Glossar beschließen den Band. Aus dem Vorwort der Herausgeber: "Das vorliegende Handbuch stellt sich die Aufgabe, über die systematische und die historische Dimension der engen und komplizierten Beziehungen zwischen Literatur & Psychoanalyse möglichst umfassend Auskunft zu geben. Zunächst ist zu bestätigen, dass die in den nachfolgenden Artikeln dargestellten Beziehungen zwischen Literatur & Psychoanalyse tatsächlich bestehen. Denn man darf ja durchaus mit einiger Berechtigung fragen: Was hat eine Psychotherapie neurotisch bedingter Leiden, bis heute von Ärztinnen und Ärzten sowie Psychologinnen und Psychologen praktiziert, die keineswegs zwingend den schönen Künsten ergeben sind, überhaupt mit Literatur zu schaffen (...)" |
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PSYCHOANALYSE /TIEFENPSYCHOLOGIE - Eidgenossen |
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»So gefällig sie auch ist, die These, Unbehagen an der heutigen Schweiz könnten nur Psychopathen haben, sie beweist noch nicht die gesellschaftliche Gesundheit der Schweiz. « Max Frisch Max Frisch erwähnt die (anonyme) These im Jahr 1974 in seiner Rede zur Verleihung des Großen Schillerpreises. Er nimmt dabei in Kauf, selbst zu den „Psychopathen“ gezählt zu werden, welche „die gesellschaftliche Gesundheit der Schweiz“ in Frage stellen. Allein am „Unbehagen“ gemessen, defilieren in langer Genealogie zahlreiche Geistesgrößen vorbei: Pestalozzi, Gotthelf, Keller, Meyer … Ohne das „Unbehagen an der Schweiz“ wäre die Schweiz nicht die Schweiz. Warum aber wird man in diesem Land so schnell mit einer derart deftig-heftigen Diagnose versehen, wenn man in und an (s) einem Land nicht nur Behagen verspürt? Dieser Frage geht derr Autor in seinem Buch nach. Wenn es sich jenen vermeintlich „Gesunden“ widmet, dann deshalb, weil sie ihm nicht als helvetische, geschweige denn mondiale Einzelfälle erscheinen. So wenig dieses Psychogramm eine klassische „Fallanalyse“ ist, so sehr will es ein Beitrag zur Kasuistik gesellschaftlicher Symptome sein. Die innere Schweiz als Modell, das den Rest der Welt bespiegelt? Ein sozialpsychologisches „Andorra“? Wo Zeitströmungen und Zeiten derart turbulent zusammenfließen, ereignen sich komplexe Interaktionen, die zu Transformationen aller Art führen, von der kompletten Umwandlung bis zur Isolierung neuer Elemente. Wer die Schweiz als ein solches Labor der Verschmelzungen zu verstehen sucht, hat es vielleicht ein wenig einfacher mit der Erklärung der ´restlichen` Welt? Der Autor: Dr. Gerhard Oberlin arbeitet als freier Literatur-, Kultur- und Sportwissenschaftler mit Wohnsitz in Tübingen. Nach einer internationalen Laufbahn als Lehrer, Schulleiter und Fortbildner war er unter anderem Dozent für deutsche Sprache und Literatur an der Beijing Foreign Studies University und am Deutsch-Chinesischen Institut der University of Business and Economics, Beijing, VR China; zuletzt Gastdozent an der Hebrew University in Jerusalem u. a. |
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»Ich lasse mir das Partikelchen Schweiz gerne gefallen in dem Sinne, zu dem Sie mich angeleitet, als eine Huldigung des einzigen Landes, in dem ich reich begütert bin, Sinn und Gemüt starker Männer mir geneigt weiß.« Sigmund Freud in einem Brief an Oskar Pfister Die Schweiz galt und gilt als das Eldorado der Privatkliniken, in denen wohlhabende Menschen aus ganz Europa Heilung von seelischen und anderen Beschwerden suchen. Kein Zufall, daß Thomas Manns Zauberberg, ein absonderliches Sanatorium, in welchem eine nach Goldstaub duftend Bohème ihre angegriffenen Lungen behandeln ließ, wenn nicht gerade eine der vielen über den Tag verteilten Schlemmerbüffets die Erkrankten ihre Kur unterbrechen lassen mußten, seine redselig-schräge Geschichtensammlung in Davos spielen ließ. Natürlich gab und gibt es in der realen Schweiz zahlreiche hervorragende psychotherapeutisch-psychiatrische Einrichtungen und Kliniken;- etwa mit dem Zürcher Burghölzli unter Eugen Bleuler besaß die Schweiz schon zu Freuds Zeiten eine der modernsten psychiatrischen Kliniken. Für die theoretische Entwicklung der Psychotherapie spielt die Schweiz bis heute eine zentrale Rolle. Neben C.G. Jungs Analytischer Psychologie und Ludwig Binswangers Daseinsanalyse sind auch die Theorien Hermann Rorschachs und Jean Piagets weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden. Seither haben Schweizer Therapeuten wie Oskar Pfister, Gustav Bally, Raymond de Saussure, Jürg Willi, Paul Parin und viele andere wichtige Beiträge zur Theorie und Praxis geleistet. Gut lesbar zeichnet der Autor im vorliegenden Buch erstmals die umfassende Geschichte der Psychotherapie und Psychoanalyse in der Schweiz nach - von den Anfängen des Gesundheitstourismus über das oft beschworene Drama Freud/ Jung bis hin zur weltweiten Verbreitung der Schweizer Impulse. |
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Als PSYCHOANALYTIKER in der SCHWEIZ - z. B. PAUL PARIN |
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PAUL PARIN, Aufnahme aus den 60er Jahren, Zürich. Soeben sind zwei weitere der auf 19 Bände angelegten Paul Parin-Werkausgabe im Winer Mandelbaum Verlag erschienen, drei weitere werden im Herbst folgen: |
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Aus dem Klassischen Fachantiquariat der SFB - SCHWEIZ |
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Sigmund Freud legte allergrößten Wert auf publizistische Unabhängigkeit: Die für die Entwicklung der psychoanalytischen Theorien und ihre Verbreitung eminent wichtige Wissenschafts- und Öffentlichkeitsarbeit sollte nicht durch externe Lektorate, womöglich weichspülende, die Texte redigierende oder mehr auf die Verkaufszahlen schielende Verlage beeinträchtigt werden. Daher wurde alles unternommen und viel privates Kapital eingesetzt, um schließlich 1919 einen hauseigenen, den Internationalen Psychoanalytischen Verlag IPV, begründen zu können. In diesem erschienen bis zu seiner Zwangsschließung duch die Nationalsozialisten zahlreiche grundlegende Arbeiten bekannter PsychoanalytikerInnen der ersten und zweiten Generation. Ebenso galt dies im Bereich der Fachzeitschriften - angefangen bei der IMAGO, über das Jahrbuch Almanach der Psychoanalyse, die Ztschr. Die Psychoanalytische Bewegung (1929–1933) bis hin zu der ab 1926 im IPV erschienenen Zeitschrift für psychoanalytische Pädagogik (1926-1938). Themenheft Schweiz - Aus dem Inhalt:
Zum Erhaltungszustand: Im SFB-Fachantiquariat in wenigen vergleichsweise gut erhaltenen Originalheften verfügbar, diese sind ohne Anstreichungen oder Anmerkungen und mit leichteren altersbedingten Gebrauchs- und Lagerspuren. |
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GEIST und PSYCHE - Das Echo des Lebens: RESONANZ |
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Neue Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften deuten klar darauf hin: Der Mensch wird ohne ein Selbst geboren. Wie aber entsteht unser Ich, das sich seiner bewußt wird und sich später von anderen Menschen abgrenzen kann? Wie gelingt es uns Menschen, ein Ich, Du oder Wir zu denken, zu fühlen, zu erleben? Was macht einen Menschen zum Individuum? Diesen zentralen Fragen geht der Arzt und Neurowissenschaftler Joachim Bauer in seinem neuen Buch nach. Für die Leseinnen und Leser der Novitätenschau hat Joachim Bauer fünf Fragen zu seinem Buch beantwortet, die vollständig beim entsprechenden Titeleintrag auf SFB-Online nachzulesen sind. - Hier nur zwei dieser Fragen und Antworten: 1) Warum ein Buch zu diesem Thema?: Wo die Frage nach der Entwicklung der Persönlichkeit gestellt und diskutiert wird, standen bis heute biologische bzw. biologistische Erklärungsansätze nach wie vor im Vordergrund. Die spektakuläre, erst vor wenigen Jahren gemachte Entdeckung der neuronalen Korrelate des Selbst, der sogenannten Selbst-Netzwerke („Self Networks“), stieß eine Tür auf und ließ auf dies Frage, wie unser Selbst entsteht, neues Licht fallen. Denn jene Hirnregion (der Präfrontale Cortex/PFC), in die sich die Selbstnetzwerke im Laufe der ersten etwa zwei Jahre „einnisten“, ist zum Geburtszeitpunkt neurobiologisch noch vollständig unreif und funktionsuntüchtig. Diese Region reift erst im Verlauf der ersten zwei Lebensjahre langsam heran (ihre Reifung findet erst mit dem etwa 18. Lebensjahr einen vorläufigen Abschluss, entwickelt sich danach aber lebenslang weiter). Damit stellen sich zwei Fragen: Wie kommen, trotz eines fehlenden kognitiven Adressaten, Säugling und Bezugsperson(en) zu Beginn des Lebens miteinander in Kontakt? Und: Wie kommt das Selbst ins Kind? Die Antwort auf diese Fragen stehen am Anfang von Bauers neuem Buch. 2) Welche neuen Perspektiven eröffnet das Buch?: Das Buch beschreibt, von einer neurowissenschaftlichen Perspektive herkommend, die Entstehung des menschlichen Selbst, seine lebenslange Weiterentwicklung, seine Bedeutung im sozialen Beziehungsgefüge, die Möglichkeiten seiner Beschädigung und Vernichtung sowie die Voraussetzungen guter Selbstfürsorge. Seine Entstehung verdankt das menschliche Selbst interpersonellen Resonanzvorgängen zwischen Säugling und Bezugsperson(en). Die neurobiologische Grundlage dazu bildet ein neuronales Resonanzsystem, welches bereits bei Geburt hinreichend funktionstüchtig ist, so dass Säugling und Welt in einen durch intuitive Imitations- und Spieglungsvorgänge hergestellten Kontakt kommen können. Den zentralen ein oder zwei Bezugsperson kommt für den Säugling die Rolle eines externen „Extended Self“ zu (in dem Sinne, in dem die angloamerikanischen Philosophen David Chalmers und Andy Clark dieses Thema 1998 eröffnet haben; ihre Ansätze werden im Buch erwähnt). Die Resonanzen, die der Säugling - u. a. in Reaktion auf seine vielfältigen vorbewussten vitalen Lebensäußerungen - von seinen Bezugspersonen erhält, lösen in ihm resonante Mitreaktionen aus, die keine flüchtige, ephemere Erscheinungen sind, sondern im Kind eine neuronale, ins Körpergedächtnis (Insula, Amygdalae, ACC) eingeschriebene (und zugleich natürlich auch psychische) Spur hinterlassen. Die an den Säugling gerichteten Resonanzen geben dem Säugling zum einen eine Auskunft, dass er ist, zum anderen aber auch wer er (oder sie) ist. Die Tonalität der am Säugling vorgenommenen Handlungen -ergänzt durch die Signale Körpersprache bis hin zum Singsang des Babytalks- geben dem Säugling eine Auskunft zwischen zwei Polen, wobei der eine Pol durch die verinnerlichte Botschaft „Ich bin willkommen auf dieser Welt“, der andere Pol durch die ebenfalls verinnerlichte Ansage „Ich mache anderen nur Ärger und falle lästig“ markiert ist. Die vielfältigen, aus seiner sozialen Umgebung an ihn adressierten Resonanzen werden von Säugling über die ersten Lebensmonate hinweg integriert und bilden den Kern eines ersten Selbst-Gefühls. Der
Autor: Joachim Bauer, Prof.
Dr,, Jg. 1951, ist seit vielen Jahren in der molekular- und
neurobiologischen Spitzenforschung tätig, unter anderem am Mount Sinai
Medical Center in New York. Der vielfach ausgezeichnete Forscher arbeitet
heute als Universitätsprofessor in der Abteilung für Psychosomatische
Medizin am Uniklinikum Freiburg. |
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Beachtliches von der LITERATUR-COUCH der SFB: Plattenbau trifft Bungalow |
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„Düster, krass, obsessiv.“ Susanne Brandt, auf: 3sat,
31.08.18 Während ihre Mutter das letzte Einkaufsgeld versäuft, beobachtet Charlie vom Balkon ihrer Betonmietskaserne die benachbarten Bungalows und deren Bewohner: Sie bemerkt schnell, dass es mehrere soziale Klassen gibt und sie selbst zur untersten gehört. Dann, kurz nach ihrem zwölften Geburtstag, zieht ein neues Ehepaar ins Viertel. Die beiden sind Schauspieler, unberechenbar, chaotisch, luxuriös, schlauer als alle anderen – und für Charlie das, was der Rest der Welt als ihre „erste große Liebe“ bezeichnen würde: Spielkameraden und Lover, größter Einfluss und größte Gefährdung. Klar und radikal erzählt Helene Hegemann vom Überleben in einer zunehmend apokalyptischen Welt und der vitalen Kraft des freien Willens. Die Autorin: Helene Hegemann, 1992 geboren, lebt in Berlin. 2010 debütierte sie als Autorin mit dem Roman "Axolotl Roadkill", der in 20 Sprachen übersetzt wurde. Die Verfilmung, bei der sie selbst Regie führte, wurde beim Sundance Festival 2017 mit dem World Cinema Dramatic Special Jury Award for Cinematography ausgezeichnet. |
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Die sechzehnjährige Mifti lebt seit dem Tod ihrer Mutter in Berlin und befindet sich in einem permanenten ´heranwachsenden` Ausnahmezustand. Als ungeliebtes Problemkind tanzt, vögelt und kokst sie sich durch die Hauptstadtszene und beobachtet diese und die hier lebenden Mitmenschen genau ... ´Schreckliche Leben sind der größte Glücksfall', schreibt die 16jährige Mifti in ihr Tagebuch. Seit dem Tod ihrer Mutter lebt sie in Berlin, und als ein für Sozialarbeiter und Therapeuten entschieden zu schwieriges, als 'posttraumatisch-belastungsgestört' eingestuftes Problemkind durchläuft sie nach 'Jahren der Duldungsstarre' eine - im Sinne von gesellschaftlich angepasstem Verhalten - eher ungünstige Entwicklung. Mifti kommt aus einem finanziell gut situierten Haushalt, sie nimmt Drogen, verweigert die Schule und hat für alles blitzgescheite Argumente. Anstatt sich, wie die meisten Gleichaltigen, an Konventionen abzuarbeiten, hinterfragt und analysiert sie lieber fortwährend ihre Umgebung, die gesellschaftliche Situation, in der sie lebt. Mifti wohnt noch bei ihren wohlstandsverwahrlosten Halbgeschwistern und ihr Vater steckt noch immer in seiner narzisstisch getönten frühkindlichen Allmachtsphase. Freiheit und Selbstzerstörung fallen zusammen und Mifti entlarvt in ihren von Wahn und Genie geprägten Zwischenwelten Sprache, Lebensentwürfe und Vorgegebenheiten der Erwachsenen. Sie kokettiert mit ihrer Kaputtheit und sucht im 'allgemeinen Dahinschimmeln' nach einem Zugriff auf ihr eigenes Leben. Der damals erst siebzehnjährigen Autorin Helene Hegemann ist ein sprachmächtiges, kluges Debüt über einen Zustand gelungen, in dem Traum, Alptraum und Realität nicht mehr wirklich voneinander zu unterscheiden sind. |
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PSYCHOTHERAPIE trifft KINO - Blicke durchs Schlüsselloch |
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Das Skandalöse: Das ist das Anrüchige, das Anstößige, das Obszöne, das Perverse - das zieht uns Menschen unweigerlich an, und von diesem Hang zum Außer-Ordentlichen, zum Tabubruch, Spektakel und der Grenzüberschreitung lebt nicht zuletzt der Film, das Kino. - Über Rolle, Funktion des "Skandalfilms" handeln die Beiträge des jüngsten Bandes der Erfolgsreihe aus dem Springer Verlag: Es geht um das heimliche Begehren, das uns überhaupterst erst in die Kinos treibt, und es geht um die Rigidität, mit der unsere verfilmten, externalisierten und projizierten Sehnsüchte in der Echt-Welt häufig kollidieren. Die Beiträge ind Auswahl: Volk, Stefan: Lichtspiel mit der Sünde - exemplarische Einblicke in die Genealogie des Skandalfilms // König, Hannes, (et al.): Kino als Freakshow - zur emotionalen Wirkung von Skandalfilm und Filmskandal // Riepe, Manfred: Die Gefahr des Sehens // Pechstein, Christina: Die gestohlene Jugend // Zeul, Mechthild: Zwischen Todestrieb und Sexualtrieb // Rauchfleisch, Udo: „Wer liebt, der ist ans Kreuz genagelt" // Piegler, Theo: „... denn sie wissen nicht, was sie tun" // Ziob, Brigitte: Schwule Cowboys // Auchter, Thomas: „Hier draußen wird nicht gelogen" // Freyberger, Harald: Sexualisierte Gewalt im Krieg // Strauß, Bernhard: Eine Ode an die tödliche Gier // König, Hannes: Das Böse im Blut // Hamburger, Andreas: Lars von Triers Verrücktspielen mit dem Publikum // Storck. Timo: Das Rasen und der Mäher // Goetzmann, Lutz u.a.: Motive des Opfers und der Apokastasis // Böhme, Hartmut: Gewalt und Rache in fünf Akten. Quentin Tarantinos Phantasmagorie des World War II // Maaz, Hans-Joachim: Ich, Nazi! // Gramatikov, Lily: Die Bösen sind immer die anderen // Lindner, Wulf-Volker: Das Anstößige. Zwischen Empörung und Nachdenklichkeit // Kraft, Hartmut: Es gibt kein gutes Ende u. a. |
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Legale und illegale Drogen spielen eine große Rolle in populären Spielfilmen, und das Suchtmotiv stellt seit über 100 Jahren ein beliebtes Thema des amerikanischen und europäischen Kinos dar: Substanzkonsum, Rausch, Ekstase und Sucht werden im Spielfilm entweder witzig-komisch, melodramatisch-tragisch, präventiv-aufklärerisch, propagandistisch, sozialkritisch oder ästhetisch beleuchtet und spiegeln damit Ängste, Sehnsüchte, Werthaltungen und geschichtliche Einstellungen gegenüber alternativen Zuständen des Bewusstseins wider. Dieses Buch befasst sich mit den unterschiedlichsten Suchtformen - von stoffgebundenen, wie Heroin- und Kokainsucht, bis zu den nicht-stoffgebundenen Süchten, wie Spiel- oder Sexsucht: Die Autoren greifen bekannte Spielfilme, aber auch TV-Serien auf, in denen Sucht, Rausch und Ekstase eine Rolle spielen, und vermitteln dem Leser einen Expertenblick auf die Abhängigkeiten der Protagonisten. Das Buch richtet sich sowohl an filmbegeisterte Fachleute aus Psychiatrie, Psychotherapie und Psychologie als auch an interessierte Cineasten, die süchtig sind nach mehr Wissen über ihre Helden. Weitere Themenbände dieser gefragten Reihe: |
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Neues von der LITERATUR-COUCH der SFB: Inside Psychotherapie |
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»Dieses Buch zählt zu dem besten, was es zum Thema Psychotherapie gibt.« The Times, London In der Liebe sind wir Menschen alle gleich: Jeder sehnt sich nach Liebe, jeder verliebt sich, jeder hat wohl schon einmal Liebeskummer erlebt; nicht allein Teenager können ein Lied davon singen .... Aber was passiert, wenn die Liebe zur Obsession wird? Die Angestellte einer Anwaltskanzlei ist felsenfest davon überzeugt, dass ihr Zahnarzt sie liebt und dass das Schicksal sie beide füreinander bestimmt hat bis in alle Ewigkeit. Eine Witwe bekommt Besuche von dem Geist ihres verstorbenen Ehemanns. Ein Akademiker ist seinem Spiegelbild verfallen. Eine wunderschöne Frau wird von Eifersucht auf die Rivalin geplagt, die es gar nicht gibt. Ein Nachportier ist besessen lasziven Dämonen. Mit diesen Fallgeschichten aus seiner Praxis nimmt uns der Schriftsteller und promovierte klinische Psychologe Frank Tallis mit auf eine höchst faszinierende Reise durch die Seelenlandschaft von Liebenden. Der Autor: Frank Tallis ist Schriftsteller und praktizierender klinischer Psychologe. Für seine Romane, vor allem für seine Erfolgsserie um den Psychoanalytiker und Detektiv Max Liebermann, erhielt er zahlreiche Preise, u. a. den “Writers' Award from the Arts Council of Great Britain” und den “New London Writers' Award”. Tallis lebt in London. |
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DER GALERIST - Die Kunstabteilung der SFB |
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Ein wahres Meisterstück der für sich schon begehrten und seltenen Erstausgabe des berühmten Klassikers von Morgenthaler /Parin: "Die Weißen denken zuviel" als ein einmaliges Exemplar im Handeinband in Vollleder aus vermutlich eidgenössischer Werkstätte. Sensationell: Der prächtige Band ist veredelt mit vier Kunstvorsätzen unter Verwendung von ORIGINALAQUARELLEN aus der Feder Fritz Morgenthalers; des Freundes und Kollegen Paul Parins, der aus einer brühmten Emmenthaler Künstlerfamilie stammte. Originale aus dem künstlerischen Schaffens Fritz Morgenthalers sind aktuell weltweit nirgends zu bekommen. Details dieser Vorzugsausgabe: Unikatexemplar der Erstausgabe im Ganzfranz-Handeinband der Zeit: Ganzleder / Leder / Goldrand / Lederbindung im Format 16,5 x 24,5 cm mit Kopfgoldschnitt, Rückentitel in Goldprägung auf Lederschild, 10 erhabene Bünde, Lederhäubchen, Innenkantenvergoldung, handgestochenes Kopfband, Linienvergoldung des Einbandes und illustrierte Vorsätze (aquarelliert). 525 Seiten, mit Fotoabbildungen auf Kunstdruckpapier, Anhang (8 Rorschach-Protokolle), Literaturverzeichnis und Anmerkungen. |
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Aus dem ARCHIV der SFB - Verrückt in Afrika |
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Der grandiose Bild- und Textband ist eine Expedition zu den Wurzeln der afroamerikanischen Naturreligionen, beispielhaft beobachtet am Umgang des Kontinents mit seinen »Verrückten«, mit seinem Verständnis von »Psychiatrie«. Hubert Fichtes und Leonore Maus Gemeinschaftswerke »Xango. Die afroamerikanischen Religionen – Bahia, Haiti, Trinidad« und »Petersilie. Die afroamerikanischen Religionen – Santo Domingo, Venezuela, Miami, Grenada« hatte der S. Fischer Verlag in den Jahren 1976 und 1980 als großformatige Bildbände herausgebracht – beide sind vergriffen, inzwischen sehr gesucht und erzielen im Antiquariat entsprechende Höchstpreise. »Psyche« erschien in ganz ähnlicher, gediegener Ausstattung. Hubert Fichtes Texte (erstmals 1990 veröffentlicht im Band »Psyche) und Glossen« wurden für diese Ausgabe anhand des Nachlasses geprüft und im Detail korrigiert. Erst in der wechselseitigen Beziehung mit den bislang unveröffentlichten Fotografien von Leonore Mau wird jetzt das komplexe Vorhaben der beiden Künstler lesbar und sichtbar. Eine faszinierende und betörende Reise auf einen unbekannten Kontinent der Körper und Seelen. Über die Autoren Leonore Mau, geboren 1916 in Leipzig, studierte Bühnenbildnerei, danach Ausbildung zur Pressefotografin. Ihre Fotografien fanden weltweite Aufmerksamkeit. Hubert
Fichte, geboren 1935 in Perleberg im
Bezirk Schwerin, arbeitete in Hamburg als Schauspieler, bevor er ein
landwirtschaftliches Studium aufnahm. Seit 1963 lebte er als freier
Schriftsteller in Hamburg und wurde u.a. mit dem Hermann-Hesse-Preis und
dem Fontane-Preis ausgezeichnet. Er starb 1986. |
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TagungskalenderUnser überregionaler Kalender zu Tagungen, Konferenzen und Symposien aus dem Bereich der Psychoanalyse |
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