Novitätenschau Psychoanalyse / Kulturwissenschaften - JANUAR 2019 |
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Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser der Novitätenschau, in Zeiten, in denen gesellschaftliche Stabilität und die Gewissheit über die Trag- und Leistungsfähigkeit unseres politischen Gemeinwesens keineswegs mehr als so selbstverständlich gesichert zu sein scheinen, sind aufrechter Gang, Kompetenz und intellektuelle Redlichkeit in der Debatte und ein klarer, aus profunden Quellen sich speisender eigener Standpunkt die Mittel der Wahl. Im Feld der psychoanalytischen Schulen und der Kulturwssenschaften möchte die SFB dazu ihren bescheidenen Beitrag leisten, indem sie auch in 2019 wieder Neues aus der pschoanalytischen Publizistik und zur gesellschaftlichen Debatte in informativen Themenfenstern vorstellt. Mit MELANIE KLEIN und spannenden Literaturen aus Psychoanalyse und Kulturwissenschaften über das UNHEIMLICHE starten wir ins Jahr, für das wir in der Redaktion den Leserinnen und Lesern der Novitätenschau Gesundheit und Wohlergehen wünschen. |
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In dieser Ausgabe
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Der kurze Weg zur SFB: Bestelltelefon 0800 588 78 30SFB - Zentralbuchhandlung für die Literaturen der Psychoanalyse und
Kulturwissenschaften - |
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BERICHTE AN DEN GUTACHTER .... - aktualisiert und neu aufgelegt |
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Der bislang selbstständige Schattauer Verlag, mit dem die SFB seit Jahrzehnten intensive Arbeitsbeziehungen unterhält, hat zum 1.01.2018 sein Programm in den Sparten Psychotherapie/Psychosomatik und Psychiatrie an den Verlag Klett-Cotta abgegeben. Die bekannte Buchgestaltung mit der verlagstypischen Covergestaltung in orange /weiß bleibt auch künftig erhalten; allen Titeln wurde aber eine neue ISBN zugeteilt. Die arbeitsintensive Integration des neuen Verlagsteiles hat dazu geführt, daß sich einige der für 2018 vorgesehenen Editionsprojekt deutlich verzögerten. Dies betraf auch die ursprünglich schon für den Jahresanfang 2018 angekündigte aktualisierte Nauauflage des Handbuch von Jungclaussen zur Antragstellung, auf das viele Kollegen dringend gewartet haben. - Jetzt ist die völlig überarbeitete und auf den neuesten Stand der Richtlinien gebrachte Neuausgabe erschienen. Der Verlag zu dieser Edition: "Dank der bewährten didaktischen ´Handschrift` des Autors lassen sich die verschiedensten Modelle und die erforderlichen Schritte bei der Antragstellung gut verstehen. Ein hilfreiches Manual, für Ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten in der tiefenpsychologisch fundierten und analytischen Psychotherapie, die ihre Berichterstellung konstruktiv für sich und ihre Therapieplanung nutzen möchten." Weitere Informationen zu diesem Manual finden sich beim entsprechenden Titeleintrag auf SFB-Online. |
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MELANIE KLEIN heute: Zugänge zu ihrem Konzept und Werk |
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»Erschaffe dein Denken und erschaffe es stets aufs Neue, indem du mit dem Weiblichen in dir in Berührung bleibst!« Melanie Klein |
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Rustins ´Melanie Klein lesen` versteht sich als eine Einführung in das Werk dieser herausragenden Psychoanalytikerin des 20. Jahrhunderts, die vor allem durch ihren grundlegenden Beitrag zu einer auch theoretisch fundierten und praxistauglichen Kinderanalyse und für ihr Konzept einer ´ inneren Welt` bekannt wurde. Für ein besseres Verständnis haben die Autoren prägnante Ausschnitte aus Melanie Kleins Schriften ausgewählt und mit kenntnisreichen Erläuterungen und Kommentaren versehen. Entstanden ist so ein Lesebuch im besten Sinn des Wortes, welches Neulingen, Ausbildungskandidaten und gleichermaßen langjährige Kennern des Kleinschen Werkes wertvolle Informationen zu Kleins klinischer und theoretischer Arbeit eröffnen dürfte. Ausgehend von ihrer therapeutischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen entwickelte Klein Konzepte wie das der projektiven Identifizierung, der paranoid-schizoiden und der depressiven Position, der unbewussten Fantasie oder der von Beginn des Lebens an bestehenden Objektbezogenheit des Menschen. Mit ihren revolutionären Erkenntnissen hat Klein unser Verständnis für unbewusste Prozesse nachhaltig erweitert und Möglichkeiten aufgezeigt, auch mit schwer gestörten Patientinnen und Patienten therapeutisch zu arbeiten. Margaret Rustin und Michael Rustin stellen zudem Kleins Ansichten zu Aspekten klar, bei denen sie oft missverstanden wurde, wie zum Beispiel der Frage nach dem Einfluss der Umwelt und der Rolle des Neides. Inhalt: Teil I: 1 Einleitung / 2 Kleins Frühwerk. Kindererziehung, Lernen und die Kinderanalyse / 3 Der Wisstrieb. Das Bedürfnis nach Wissen und seine Beeinträchtigung /4 Die Technik der Kinderanalyse / 5 Die Trauer, die Entdeckung der depressiven Position und deren Auswirkungen auf die Theorie der ödipalen Entwicklung / 6 Spaltung, die paranoid-schizoide Position und das Konzept der projektiven Identifizierung / 7 Die Einzigartigkeit der Darstellung einer Kinderanalyse / 8 Neid und Dankbarkeit. Teil 2: 9 Ethik, Ästhetik, Gesellschaft und das Werk Melanie Kleins. Einleitung in Teil 2 / 10 Die kleinianische Ethik. Die Moralität von Liebe und Hass / 11 Kleinianische Ästhetik / 12 Klein und die Gesellschaft / 13 Nachwort. Die Autoren: Margaret Rustin ist Mitglied der British Psychoanalytical Society und Psychotherapeutin für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie Kinderanalytikerin. - Michael Rustin ist Professor für Soziologie an der Universität von East London, er arbeitet als Gastprofessor an der Tavistock-Klinik, dem Portman NHS Foundation Trust und der Universität von Essex und ist assoziiertes Mitglied der British Psychoanalytical Society. |
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Dieses Notizbuch aus dem sonst mit Psychoanalyse nicht befassten renommierten Kunstverlag Hatje-Cantz ist eine kleine Sensation für alle, die sich mit Leben, Werk und Rezeption Melanie Klein befassen. Es wurde bei seinem Erscheinen in der Novitätenschau 10.2013 erstmals vorgestellt und soll hier neuerlich in den Blick der Leserschaft gerückt werden. Die Klein-Kennerin und Herausgeberin Jacqueline Rose erlaubt mit dieser höchst informativen und auch buchgestalterisch herausragenden Edition einen intimen Einblick in den Entstehungsprozess der Texte der österreichischen Psychoanalytikerin Melanie Klein (1882-1960) anhand des in Auszügen faksimilierten Manuskripts zu ihrer Abhandlung "Über Identifizierung" aus dem Jahr 1955. Die Pionierin der Kinderpsychologie legt hier die von ihr entwickelte Objektbeziehungstheorie dar. Während Sigmund Freud den Menschen als Einzelwesen definierte, ging Klein davon aus, dass Individuen durch Beziehungen zu anderen Personen, primär die frühkindliche Interaktion mit der Mutter, geprägt sind. Wie sie ihre für viele Kollegen provokanten Thesen erarbeitete, in den wissenschaftlichen Kontext situierte und von literarischen Quellen inspiriert wurde, zeigen Auszüge aus dem mit handschriftlichen Anmerkungen versehenen Manuskript sowie notierte Zitate aus Philosophie und Literatur und ein ebenfalls als Faksimile reproduzierter Brief von Joan Rivière, in dem die Unterstützerin, Übersetzerin und Förderin der Klein’schen Schule »ihrer Sorge um die vielfachen Missverständnisse Ausdruck verleiht, denen Kleins Werk unterworfen ist.« Mit einer erhellenden Einführung von Jacqueline Rose, Professorin an der Queen Mary University of London und Mitglied der British Academy sowie Mitbegründerin der Jewish Voices. |
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"Heutige Psychoanalytiker sind sich vielfach nicht der Tatsache bewusst, wie stark Ihr Denken und Tun nicht nur von der Lehre Sigmund Freuds, sondern auch von den Ideen Melanie Kleins beeinflußt wird. Capers Buch rekapituliert daher zunächst die Grundideen der Freudschen Errungenschaften, um im folgenden zu erläutern, wie Melanie Klein diese Grundkonzepte adaptiert, ergänzt und vor allem weiterentwickelt hat. Mit seiner Gegenüberstellung ihrer zentralen theoretischen Positionen in ihrer jeweiligen Begrifflichkeit gelingt es dem Autor, den roten Faden sichtbar zu machen, der die heute aktuellen psychoanalytischen Strömungen mit den Anfängen der Psychoanalyse verbindet." Lieferbarkeitshinweis: Bei der SFB als verlagsfrischer Archivbestand zum Angebotspreis, beim Verlag vergriffen. |
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Aus dem KLASSISCHEN FACHANTIQUARIAT der SFB - Melanie Klein |
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»Dem Andenken Karl Abrahams in Dankbarkeit und Verehrung gewidmet« Aus dem Vorwort Melanie Kleins: "Diesem Buche liegen die Erfahrungen zugrunde, die ich in meiner psychoanalytischen Arbeit mit Kindern gesammelt habe. Dem ursprünglichen Plane nach sollte der erste Teil der Darstellung der von mir ausgearbeiteten Technik, der zweite Teil der Zusammenfassung der theoretischen Ergebnisse gewidmet sein, die ich nach und nach aus der praktischen Arbeit gewann und die mir geeignet scheinen, nun als Stütze der von mir angewendeten Technik zu dienen. Während der Ausarbeitung dieses Buches, die eine Zeitspanne von einigen Jahren umfaßte, hat dessen zweiter Teil seinen Rahmen gesprengt. Meine Erfahrungen in der Psychoanalyse Erwachsener, die zu den in der Kinderanalyse gewonnenen hinzutraten, haben dazu geführt, daß ich meine Auffassung von den frühesten Entwicklungsstufen auch auf die Erwachsenenpsychologie anwandte. Ich kam dabei zu Resultaten, die ich nun als Beiträge zur psychoanalytischen Theorie der frühesten Entwicklungsstufen der Öffentlichkeit vorlege.(..)" Melanie Klein, Wien, 1932 Erhaltungszustand: Im Klassischen Fachantiquariat der SFB das Hauptwerk der Psychoanalytikerin als Erstausgabe in einem besonders gut erhaltenen Exemplar der Premiumbindungsvariante; parallel erschien eine Broschurausgabe. Unser Exemplar innen vorzüglich erhalten und offenbar allenfalls vorsichtig angelesen; der hellblaue Leinwandeinband mit nur geringen alters- und gebrauchsbedingten Spuren, die Buchkanten minimal bestoßen. Ein besonders wohlerhaltenes Exemplar der seltenen EA. Zu den umfassend vorgestellten vorgestellten Titeln des Klassischen Fachantiquariates der SFB gelangen Sie HIER |
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Conditio humana - Von der Zeitlichkeit des Menschen |
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Menschliches Leben vollzieht sich auf der Folie der Zeit. Es vollzieht sich im Erinnern des Vergangenen, im gegenwärtigen Tun und Erleben, im Gespanntsein auf das Kommende. Wie diese Zeitdimensionen sich wechselseitig verschränken, variiert je nach Lebenssituation und Zeitauffassung. Der Zukunftsbezug, der das Thema des vorliegenden Bandes bildet, umfasst selbst unterschiedliche temporale und lebensweltliche Prägungen. Eine Hauptunterscheidung ist die zwischen einer Zukunft, die im menschlichen Ausgriff gründet, und einer, die dem Menschen entgegenkommt; zwischen einer Zukunft, die wir entwerfen und tätig gestalten, und einer Zukunft, die wir empfangen; zwischen subjektiver Antizipation und dem Ereignis des Neuen. Diese strukturellen Differenzen überlagern sich mit unterschiedlichen existentiellen Haltungen und affektiven Wertungen. Wir können das Kommende als Erfüllung oder als Bedrohung vor uns sehen: Wir erwarten die Zukunft und können diese Erwartung als Furcht oder als Hoffnung erleben. Die Beiträge des Buches gehen der Zukunftsbeziehung im Horizont zweier Disziplinen nach, die sich in besonderer Weise mit den Grundbedingungen des menschlichen Daseins und Erlebens in der Zeit befassen: der Philosophie und der Psychoanalyse. Die Beiträge - Emil Angehrn; Joachim Küchenhoff: Einleitung I Zukunftsbewusstsein und Erwartung: Emmanuel Alloa: Berechenbare Zukunft. Eine Kritik der algorithmischen Prognostik / Mario Schärli: Zukunftserlebnisse. Grundriss einer Phänomenologie der Erwartung / Stephan Grätzel: Was können wir erwarten? Die Versöhnung als Ereignis der Sprache / Rolf-Peter Warsitz: Ist die Erwartung des Zukünftigen nur das Noch-Nicht des Vergangenen? / Gunnar Hindrichs: Das antizipierende Subjekt. II Formen und Bedeutung der Erwartung: Emil Angehrn: Warten und Erwartung. Von der Zeitlichkeit der Existenz / Joachim Küchenhoff: Erwartungshorizont und Möglichkeitsraum. Das Öffnen von Erwartung / Christian Bermes: Was darf man hoffen? Was kann man erwarten? Grenzgänge zwischen Erwartung und Hoffnung / Tilo Wesche: Das gute Leben und der Tod. Ethische Reflexionen über das Lebensende. III Genese und Grundlagen der Erwartung: Jutta Gutwinski-Jeggle: Wenn die Zukunft von einer Vergangenheit verstellt wird, die (noch) nicht vergangen ist / Ralf Zwiebel: Die Bearbeitung des Zukünftigen – Erwartungsaffekt und Traum / Heinz Weiß: Erwartung und unbewusste Phantasie. Kontroverse oder Begegnung zwischen Psychoanalyse und Philosophie / Erika Kittler: Die Erwartbarkeit der Welt, die Verstoffwechselung der Zeit. Die Herausgeber: Emil Angehn war von 1991–2013 Professor für Philosophie an der Universität Basel // Joachim Küchenhoff ist Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Basel. |
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DAS UNHEIMLICHE in Kultur, Psychoanalyse und Literatur |
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Einhundert Jahre nach Freuds berühmtem gleichnamigen Aufsatz spukt das 'Unheimliche' immer noch. Quer über verschiedene wissenschaftliche Disziplinen gehört es zu den schillerndsten Termini gegenwärtiger Theoriebildung. Es bezeichnet eine seltsame Nähe zwischen Wissen und Nichtwissen, dem Geborgenheit versprechendem Heim und seinem Kontrast dem Un-Heim; dem Unheimlichen, das als etwas eigentlich Vertrautes in verfremdeter, irritierender Gestalt oder umgekehrt als etwas Fremdes mit erschreckend vertrauten Eigenschaften erscheint. |
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Das Interesse an der Beziehung zwischen Psychoanalyse und Kunst wächst. In seinem neuen Buch erforscht und reflektiert der englische Psychoanalytiker Gregorio Kohon das psychoanalytische Verständnis von Entfremdung sowie die Freud'schen Vorstellungen des Unheimlichen und der Nachträglichkeit. Kohon geht darauf ein, wie diese Vorstellungen in Literatur und Kunst aufgegriffen werden und wie sie sich in unseren Reaktionen auf solche Werke wiederfinden. Kohon bietet dabei intensive Einblicke unter anderem in die Arbeiten von Franz Kafka, Jorge Luis Borges, Richard Serra, Edvard Munch oder Kurt Schwitters. Das Buch enthält außerdem ein Kapitel zum Warschauer Ghetto-Ehrenmahl und der ästhetischen Gegendenkmalbewegung im Deutschland der Nachkriegszeit. Kohon zeigt auf, wie einige Werke der Kunst und Literatur es schaffen, das scheinbar Unrepräsentierbare darzustellen und wie Psychoanalyse und Ästhetik sich die Aufgabe teilen, genau dieses Unrepräsentierbare erfahrbar zu machen. Der Autor möchte mit seiner Arbeit keine Übung in angewandter Psychoanalyse volegen; vielmehr werden Psychoanalyse und Kunst in ihrer jeweiligen Eigenständigkeit dargestellt und Wechselwirkungen beschrieben, die dazu beitragen können, daß sich ein vertieftes Verständnis von Ästhetik herausbilden kann. Entstanden ist eine kenntnisreiche und spannende Lektüre, die PsychoanalytikerInnen, PsychotherapeutInnen, KunsttherapeutInnen und Literatur- und KunstkritikerInnen gleichermaßen ansprechen dürfte. Aus dem Vorwort von Toni Griffiths: "Seit mehreren Jahren tausche ich mich mit Gregorio Kohon über Literatur und Psychoanalyse aus, und hieraus ergibt sich dieses Vorwort. Der Gegenstand unserer ausgedehnten Gespräche war unser gemeinsames Interesse an der Art und Weise, in der psychoanalytische Faktoren einen Teil der ästhetischen Erfahrung gestalten und formen. Kohons neues Buch erweitert die Vorlesungen bedeutend, die er 2010/2011 als Gastprofessor am Birkbeck College gab, und reflektiert den Platz des Unbewussten in der künstlerischen Form. Sein Buch beleuchtet den Boden, den Kunst und Psychoanalyse miteinander teilen. Dabei vermeidet es mechanische »Deutung«, verweigert sich der »Anwendung« und entwickelt stattdessen eine authentische Sprache, um über die Natur der ästhetischen Erfahrung nachzudenken. Es ist insofern eine Seltenheit in der interdisziplinären Forschung, als sowohl Psychoanalyse als auch Kunst eigenständig betrachtet werden, was ein neues Verständnis des Ästhetischen entstehen lässt. Psychoanalyse wird hier nicht als Metatheorie auf Kunst »angewandt«; die Wirklichkeit der psychoanalytischen Praxis ist immer in Reichweite und die Wirklichkeit des Kunstwerks ist immer fühlbar. Dies macht Kohons Unterfangen schmerzlich und sehr persönlich. (...)" |
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Ein früher vertrautes Zimmer, das einem plötzlich fremd und seelenleer erscheint; ausweglose Labyrinthe, aus denen es kein Entkommen gibt, ängstingende, dunkle Orte - mutterseelenallein: So ist das Unheimliche beschaffen. Ausgehend von den Topologien bei Sigmund Freud und Jacques Lacan wird das Unheimliche als ein spezifisch räumliches Phänomen untersucht, als beängstigend eigenmächtiger Ort, der selber tätlich wird: ein Tat/ Ort. Dabei sind es die Kunstwerke, welche diese Tat/ Orte des Unheimlichen immer schon erbaut und kartographiert haben. In der Kultur und deren Medien schafft sich das Unheimliche Raum, von den untoten Ruinen in Giovanni Battista Piranesis Kupferstichen über die labyrinthischen Architexturen Edgar Allan Poes und die sumpfigen Schrift-Landschaften H. P. Lovecrafts bis zu den obskuren Kino-Kammern von Fritz Lang und Dario Argento. Der Autor: Johannes Binotto ist Kulturwissenschaftler, freier Autor und Mitarbeiter am Englischen Seminar der Universität Zürich. Seine aktuellen Forschungsschwerpunkte sind Filmtechnik und/ als Psychoanalyse, Signalstörung und Affekt, sowie die Schnittstellen zwischen Raumtheorie, Literatur- und Medienwissenschaft. |
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KLASSISCHES FACHANTIQUARIAT - heimelig / heimlich / unheimlich |
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Grinstein I, 10687; Meyer-Palmedo /Fichtner Erste Buchausgabe (1924), welche die folgenden Arbeiten Freuds versammelt: Der Dichter und das Phantasieren / Das Motiv der Kästchenwahl / Der Moses des Michelangelo / Einige Charaktertypen aus der psychoanalytischen Arbeit: I) Die Ausnahmen - II) Die am Erfolge scheitern - III) Die Verbrecher aus Schuldbewußtsein / Eine Kindheitserinnerung aus ´Dichtung und Wahrheit` / Das Unheimliche Aus Freuds Einleitung von ´Das Unheimliche`: "Der Psychoanalytiker verspürt nur selten den Antrieb zu ästhetischen Untersuchungen, auch dann nicht, wenn man die Ästhetik nicht auf die Lehre vom Schönen einengt, sondern sie als Lehre von den Qualitäten unseres Fühlens beschreibt. Er arbeitet in anderen Schichten des Seelenlebens und hat mit den zielgehemmten, gedämpften, von so vielen begleitenden Konstellationen abhängigen Gefühlsregungen, die zumeist der Stoff der Ästhetik sind, wenig zu tun. Hie und da trifft es sich doch, daß er sich für ein bestimmtes Gebiet der Ästhetik interessieren muß, und dann ist dies gewöhnlich ein abseits liegendes, von der ästhetischen Fachliteratur vernachlässigtes. Ein solches ist das »Unheimliche«. Kein Zweifel, daß es zum Schreckhaften, Angst- und Grauenerregenden gehört, und ebenso sicher ist es, daß dies Wort nicht immer in einem scharf zu bestimmenden Sinne gebraucht wird, so daß es eben meist mit dem Angsterregenden überhaupt zusammenfällt. Aber man darf doch erwarten, daß ein besonderer Kern vorhanden ist, der die Verwendung eines besonderen Begriffswortes rechtfertigt. Man möchte wissen, was dieser gemeinsame Kern ist, der etwa gestattet, innerhalb des Ängstlichen ein »Unheimliches« zu unterscheiden. Darüber findet man nun so viel wie nichts in den ausführlichen Darstellungen der Ästhetik, die sich überhaupt lieber mit den schönen, großartigen, anziehenden, also mit den positiven Gefühlsarten, ihren Bedingungen und den Gegenständen, die sie hervorrufen, als mit den gegensätzlichen, abstoßenden, peinlichen beschäftigen. (...)" Zum Erhaltungszustand: Unser Exemplar in einem für sein Alter erfreulich guten Erhaltungszustand und ohne jede Anstreichungen oder Randbemerkungen. Im SFB-Fachantiquariat in der besonders raren gelben Original-Leinwandbindung des Internationalen Psychoanalytischen Verlags. Der Einband mit vergleichsweise nur geringen alterstypischen Gebrauchsspuren, innen sauber, ohne Unterstreichungen im Text. - Selten, (Zwei in der Erhaltung ähnliche Exemplare sind aktuell verfügbar) |
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SFB-Literatur-Couch: UNHEIMLICH |
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»Wohlgemerkt, das Leben hat keinen Sinn. Aber der Tod auch nicht. Und das ist eines der Dinge, die einem das Blut gefrieren lassen, wenn man das Universum Lovecrafts entdeckt.« Michel Houellebecq ›Gegen die Welt, gegen das Leben‹ ist mehr als nur ein brillanter Essay über H. P. Lovecraft, den Meister der modernen Horrorliteratur: ein Buch von Houellebecq über Houellebecq, ein Buch über Kunst und Moral, Realismus und Phantasie. Michel Houellebecqs erstes Buch aus dem Jahr 1991 blieb in der französischen Öffentlichkeit fast unbemerkt – zu Unrecht. Hierin beschäftigt er sich mit dem amerikanischen Urvater der fantastischen Literatur: H. P. Lovecraft. Houellebecq setzt sich mit ihm als Romancier von visionärer Kraft, aber auch mit dem Menschen selbst auseinander. Bereits in dieser beinahe romanhaften Biografie entwickelt Houellebecq die Grundpfeiler einer Poetik, die für sein späteres Werk entscheidend sein werden. Dieses Buch ist ein Schlüssel zum literarischen Schaffen des wichtigsten französischen Autors der Gegenwart. Stephen King zu diesem Buch: »Eine bemerkenswerte Verschränkung von kritischer Erkenntnis, kämpferischer Parteinahme und einfühlender Biografie – eine Art akademischer Liebesbrief, vielleicht sogar die erste wahrhaft zerebrale Liebeserklärung überhaupt.« |
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Howard Phillips Lovecraft, einer der großen Innovatoren der phantastischen Literatur, schrieb nicht nur eigene unheimliche Geschichten und Erzählungen, sondern setzte sich auch intensiv mit dem Werk seiner Kollegen und Vorgänger auseinander. 1927 erschien seine Studie ›Supernatural Horror in Literature‹, die nach wie vor als eine der besten literaturhistorischen Einführungen in die Phantastik gelten kann. Die kompakte und kenntnisreiche Darstellung zeichnet die Entwicklung des Genres von den Anfängen des »gotischen« Romans im 18. Jahrhundert bis zu den modernen Meistern der Gruselliteratur wie Arthur Machen, M.R. James und Algernon Blackwood nach. Es zeugt von Lovecrafts großer Belesenheit, daß er dabei auch die deutschen und französischen Phantasten berücksichtigt und sich nicht nur auf den angelsächsischen Sprachraum beschränkt. |
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'Sowohl dem glücklichen Leser, der sich zum ersten Mal in das verlockende Dickicht von Lovecrafts Prosa wagt, als auch dem erfahrenen Verehrer der Älteren Götter garantiert dieses unerlässliche Buch eine Fülle neuer Erkenntnisse. Mit dieser Ausgabe lesen wir den vielleicht bedeutendsten unheimlich-phantastischen Autor, der je gelebt hat, völlig neu.' Alan Moore 'H. P. Lovecraft – Das Werk' ist ein aufwändig ausgestatteter Prachtband, der alle wichtigen Arkham-Erzählungen in sorgfältiger Neuübersetzung enthält. Rund 300 oft vierfarbige Abbildungen zeigen Originalillustrationen, Cover, Filmplakate, Originalschauplätze und vieles mehr. Über 1000 Anmerkungen beleuchten zahlreiche Aspekte von Lovecrafts Leben und Werk. Die definitive Ausgabe für alle Lovecraft-Fans, Horror-Experten und Freunde schöner Bücher. H. P. Lovecraft ist neben Edgar Allan Poe DER Klassiker der modernen Horrorliteratur. Seine phantastischen Erzählungen erscheinen, im Original wie auch in zahlreiche Sprachen übersetzt, in hohen Auflagen und finden weltweit allergrößte Leserresonanz. Leslie S. Klinger präsentiert in 'H. P. Lovecraft – Das Werk' die besten Erzählungen, reich bebildert und mit einem ausführlichen Kommentar versehen. Der Neuübersetzung aus der Feder zweier ausgewiesener Lovecraft-Kenner gelingt es erstmals, Lovecrafts speziellen Stil und die besondere Atmosphäre seiner Erzählungen in deutscher Sprache schillern zu lassen. |
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›ES‹In der auf die hiesige Psychoanalyse seit einigen Jahren wie eine Hausse gekommenen Begeisterung für das Cineastische arbeitet man sich gerne an bewunderten Regisseuren, avantgardistischen Stoffen und verwinkelten Sujets ab. Vermeintliche B-Movies und Verfilmungen vermeintlich gehaltsarmer Massenlektüren von erfolgreichen, vermeintlich nicht der ´literararischen Hochkultur` zuzurechnenden Autoren geraten hingegen eher selten in den Blick des analytischen Betrachters - Dies gilt auch für den amerikanischen "Horror"-Autor Stepen King; die eine oder andere - flachte - Filmadaption hat man vielleicht einmal gesehen; die seitenumfänglichen Romanvorlagen, etwa bei ›It‹, mit einer ausgeklügelten Dramaturgie aus Vor- und Rückblenden und den eingebetteten historischen und sozialpsychologischen Skizzen lasen die meisten nicht. Dabei stellte Kings Roman "ES" einen hervorragenden ´Opener`, einen reichen Themenfundus für ein spannendes und erkenntnisreiches psychoanalytisches Seminar zu Fragen der psychoanalytischen Entwicklungspsychologie, zu den Themen Angst und Trauma, zur Problematik der ´Sprachverwirrung zwischen den Erwachsenen und dem Kind` (S. Ferenczi), zu (Alb-)Traum und Phantasie, zu Massenpsychologie, Wiederholungszwang, Rassismus, zum Thema Homophobie u.s.f. dar. Ein erfahrener, literaturkundiger und kreativer Dozent könnte sein Auditorium entlang des spannenden Stoffes erhellende Zugänge zu psychoanalytischen Konzepten eröffnen und seine Ausbildungskandidaten zum tätig-intellektuellen und dabei lustvollen akademischen Schwitzen bringen ... In einem im Juni 2018 von Dr. Niklas Gebele in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Klinikums Christophsbad, Göppingen, gehaltenen Abendvortrag, "Stephen King: Das Unheimliche", bringt dieser Freuds Arbeit "Das Unheimliche" und die in Teilen autobiografisch getönte Aufarbeitung frühkindlicher Traumata des Autors in seinem Roman "IT" in ein aufschlußreiches Spannungsverhältnis. Daß King den psychoanalytisch behausten Grundbegriff des "ES" als Titel seines Romans wählt, ist natürlich kein Zufall - Stephen King kennt sich mit dem Unbewußten aus, wie die Lektüren seiner Romane klarstellen. »(...) Das Unheimliche
lauert also unter der Oberfläche des Vernünftigen, es liegt verdrängt
unter dem, was gut, schön und wahr scheint. Bei Stephen King ist das meist
die Kleinstadt, das Kleinbürgertum, die Angepasstheit – man könnte auch
sagen: Das Erwachsene. Und es sind bei Stephen King meist die Kinder, die
als erste erkennen, dass da etwas nicht stimmt, dass da etwas Schauriges,
Schreckliches, Unheimliches unter der Oberfläche lauert. Diese universelle Wahrheit macht Kings Geschichten anschlussfähig: Als Kind wissen wir noch um das Grauen der Welt und verzweifeln an den Erwachsenen, die uns weismachen wollen, es sei alles halb so schlimm. Genau wie das Kind im Märchen Des Kaisers neue Kleider, das als einziges ganz selbstverständlich und wider den absurden Rationalismus der Erwachsenen ausruft: „Er hat doch gar nichts an!“ Weil das alltägliche Grauen der menschlichen Abgründe (solange sie das Kind nicht unmittelbar betreffen) nicht greifbar, aber eben doch erahnbar ist, und selbst da wo es manifest wird, oft zu unaussprechlich ist, um es beim Namen zu nennen, wird es in Monstern, Geistern, Ungeheuern symbolisiert, so wie King es in seinen Geschichten in Untoten, Horrorclowns, mordenden Maschinen und Psychokillern symbolisiert. Der eigentliche Horror aber, und um diesen geht es Stephen King, findet alltäglich tatsächlich zwischen den ganz normalen Menschen statt: Tod, Verlust, häusliche Gewalt, sexueller Missbrauch, Mobbing – sie werden von den Erwachsenen verdrängt, bagatellisiert und rationalisiert, für die Kinder aber sind sie schmerzhaft real. Wir sind heute in einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und wer mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, der kennt diese Rationalisierungen: „Reiß Dich zusammen“, „Das verstehst Du nicht“, „Das ist halt die Pubertät“, „Das geht anderen auch so…“ und so weiter. Aber das sind unzulässige Rationalisierungen und Verharmlosungen: Grausamkeit ist grausam, Schmerz ist schmerzhaft, Gewalt ist brutal – sie zu etwas Normalem, Unvermeidlichem, Logischem zu erklären, ändert daran nichts. Stephen King erzählt von diesem alltäglichen Grauen meist beiläufig, sozusagen im Schatten des grandiosen, übernatürlichen Horrors. Für die düsteren Seiten der conditio humana gibt es bei King keine Erklärungen, keine einfachen Lösungen. Das macht ihn zu einem großen Erzähler. Wie Hannah Arendt sagt: „Geschichten zu erzählen offenbart Bedeutung, ohne den Fehler zu machen, sie zu definieren.“ (...)« Den vollständigen Vortrag des Autors können Sie auf dessen HP ´Charakter Neurosen - Film- und Seriencharaktere auf der Psychoanalyse-Couch, hier nachlesen: http://charakterneurosen.blogspot.com/2018/06/stephen-king-das-unheimliche.html |
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Stephen Kings Meisterwerk über die Mysterien der Kindheit und den Horror des unerfüllten Erwachsenseins. »Ein Meilenstein der amerikanischen Literatur.« Chicago Sun-Times »Der Schrecken, der weitere achtundzwanzig Jahre kein Ende nehmen sollte – wenn er überhaupt je eine Ende nahm -, begann, soviel ich weiß und sagen kann, mit einem Boot aus Zeitungspapier, das einen vom Regen überfluteten Rinnstein entlangtrieb. (....)« Etwas Unheimliches, von den
Kindern später nur als "ES" bezeichnet, versetzt Mitte der 50er Jahre des
vergangenen Jahrhunderts insbesondere Kinder und Jugendliche einer kleinen
Provinzstadt in Neuengland in Angst und Schrecken: Kinder und Jugendliche
verschwinden spurlos, eine unerklärliche Mordserie an Kindern und jungen
Leuten ist zu verzeichnen, die statistisch weit über dem
Landesdurchschnitt liegt.Bürger sind besorgt, Verwaltung und Polizei tun
geschäftig, ermitteln aber nicht wirklich und tun die Vorfälle als
´zufällige Häufungen` und als bedauerliche Einzelfälle ab.In dieser
Atmosphäre begegnen sich sieben Kinder, die allesamt in irgendeiner Weise
Außenseiter sind: Ein Hochbegabter, ein Stotterer, ein jüdischer und ein
schwarzer Junge, die Tochter eines schlägernden Underdogs ... Sie alle, so
bemerken die Kinder bald, waren schon einmal im Blick und in Kontakt mit
"ES". Sie wollen zum Selbstschutz und vor dem Hintergrund der Blindheit und
Ignoranz der Erwachsenen eine verläßliche ´Gruppe` sein und versuchen,
"ES" in die Schranken zu verweisen. Scheinbar ist etwas dran´ an diesem
kindlichen Plan; jedenfalls ebben die unerklärlichen Todesfälle ab.
Sollte aber jemals eines der Gruppenmitglieder wieder in Bedrängnis sein,
sollte "ES" neuerlich auftauchen, so haben sich die Freunde geschworen,
daß sie wieder zusammenkommen und sich beistehen würden. Fünfundzwanzig
Jahre später, alle - bis auf einen - sind längst in der Welt verstreut
und erfolgreiche Leute geworden, startet Mike Hanlon, der als Bibliothekar
in Derry geblieben ist, einen telefonischen Rundruf: Einer aus der Gruppe
ist tot, und in Derry gibt es neue bestialische Morde - "ES" scheint wieder
da zu sein. |
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PSYCHE und GESELLSCHAFT - Infantilisierung als Programm? |
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»Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.« - Theodor Adorno |
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In den vergangenen Jahrzehnten und deutlich verstärkt nach dem Ende des ´Kalten Krieges` und der seit der Jahrtausendwende mit Vehemenz betriebenen globalen Digitalisierung menschlicher und wirtschaftlicher Beziehungen, findet sich das tradierte westliche Demokratiemodell zunehmend in einer Legitimationskrise: Banalisierung der Diskurse, eine schleichende Aushöhlung demokratischer Prozesse und des auf Teilhabe angelegten Systems durch schwindende Legitimation und das massive und erfolgreiche Hineinregieren und -bestimmen von markt- und finanzkräftigen Playern, die aus dem Off die Grundlegungen der politischen Willensbildung beeinflussen; gleichzeitig sinkt die Zahl der BürgerInnen, die sich durch das System und seine Repräsentanten noch hinreichend wahrgenommen und vertreten fühlen, denn, so der Autor: Demokratie wurde durch die Illusion von Demokratie ersetzt, die freie öffentliche Debatte durch ein Meinungs- und Empörungsmanagement, das Leitideal des mündigen Bürgers durch das des politisch apathischen Konsumenten. Schwerst gestörte und für ihre Heimatgesellschaften in fragwürdigster Weise tätige Gestalten werden auf dieser Geschäftsgrundlage zunehmend an führende Stellen katapultiert oder diese Funktionen mit willfähigen Lobbyisten besetzt. Wahlen spielen mittlerweile für grundlegende politische Fragen praktisch keine Rolle mehr. Die wichtigen politischen Entscheidungen werden von politisch-ökonomischen Gruppierungen getroffen, die weder demokratisch legitimiert noch demokratisch rechenschaftspflichtig sind. Die destruktiven ökologischen, sozialen und psychischen Folgen dieser Form der Herrschaft der Mächtigen und Einflussreichen bedrohen zunehmend die Gesellschaft, insbesondere ihren Zusammenhalt und damit letztlich unsere Lebensgrundlagen. Aus der Einleitung
des Autors: "Demokratie und Freiheit. Zwei Wörter, die mit
unerhörten gesellschaftlichen Versprechen aufgeladen sind und gewaltige
Veränderungsenergien zu deren Einlösung freisetzen können. Kaum mehr als
ein Schatten ist heute von den mit ihnen ursprünglich verbundenen
Hoffnungen geblieben. Was ist passiert? Wohl nie zuvor sind zwei Wörter,
an die so leidenschaftliche Hoffnungen geknüpft sind, in gesellschaftlich
so folgenschwerer Weise ihrer ursprünglichen Bedeutung entleert,
verfälscht, missbraucht und Demokratie bedeutet heute in Wirklichkeit eine Wahloligarchie ökonomischer und politischer Eliten, bei der zentrale Bereiche der Gesellschaft, insbesondere die Wirtschaft, grundsätzlich jeder demokratischen Kontrolle und Rechenschaftspflicht entzogen sind; damit liegen zugleich weite Teile der gesellschaftlichen Organisation unseres eigenen Lebens außerhalb der demokratischen Sphäre. Und Freiheit bedeutet heute vor allem die Freiheit der ökonomisch Mächtigen. Mit dieser orwellschen Umdeutung kommt diesen beiden Wörtern nun ein besonderer Platz im endlosen Falschwörterbuch der Geschichte zu. Mit zwei Wortvergiftungen werden unsere zivilisatorischen Hoffnungen auf eine menschenwürdigere Gesellschaft und auf eine Einhegung von Gewaltverhältnissen verwirrt, getrübt, zersetzt und nahezu aus dem kollektiven Gedächtnis getilgt. (...)" Der Autor: Rainer Mausfeld ist Professor an der Universität Kiel und hatte bis zu seiner Emeritierung den Lehrstuhl für Wahrnehmung- und Kognitionsforschung inne. In seinen gesellschaftspolitischen Beiträgen beschäftigt er sich mit der neoliberalen Ideologie, der Umwandlung der Demokratie in einen autoritären Sicherheitsstaat und psychologischen Techniken des Meinungs- und Empörungsmanagements. Mit seinen Vorträgen (u.a. "Wie werden Meinung und Demokratie gesteuert?" und "Die Angst der Machteliten vor dem Volk") erreicht er Hunderttausende von Zuhörern. |
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»Das wundersamste Buch des Jahres: Die Autorin und Buchgestalterin zaubert aus Verschwundenem große Literatur.« Alexander Cammann, in: DIE ZEIT »Der – wie alles von Schalansky – kongenial gestaltete Band wirkt fast wie ein Musterbuch der Erzählkunst. Aus dem Gegenstand ist die Form der Erkundung nicht abzuleiten, sondern jedes Mal selbst eine Entdeckung.« Richard Kämmerlings, in: Die literarische Welt Die Weltgeschichte ist voller Dinge, die verloren sind – mutwillig zerstört oder im Lauf der Zeit abhandengekommen. In ihrem neuen Buch widmet sich die Literatin und preisgekrönte Buchgestalterin Judith Schalansky dem, was das Verlorene hinterlässt: verhallte Echos und verwischte Spuren, Gerüchte und Legenden, Auslassungszeichen und Phantomschmerzen. Ausgehend von verlorengegangenen Natur- und Kunstgegenständen, dem entsorgten ´Palast der Republik`, einer ausgestorbenen Tigerart und vielem anderen entwirft die Autorin ein beispielhaftes Verzeichnis des Verschollenen und Verschwundenen, das seine erzählerische Kraft dort entfaltet, wo herkömmliches Reden an Grenzen gelangt. Die Autorin: Judith Schalansky, geboren 1980 in Greifswald, studierte Kunstgeschichte und Kommunikationsdesign und lebt als freie Schriftstellerin und Buchgestalterin in Berlin. Sowohl ihr Atlas der abgelegenen Inseln (mare, 2009) als auch ihr Bildungsroman Der Hals der Giraffe (Suhrkamp, 2011) wurden von der Stiftung Buchkunst zum »Schönsten deutschen Buch« gekürt. Seit dem Frühjahr 2013 gibt sie die beim Verlag Matthes & Seitz Reihe Naturkunden heraus. |
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Der GALERIST - Eugène Ionesco |
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Eine beeindruckende und farbkräftige Original-Lithografie des großen Dramatikers und Künstlers in einem mittelgroßen Format. Die Arbeit eignet sich perfekt zur ästhetischen Verfeinerung eines gediegenen Arbeitszimmers oder Therapieraumes. Es handelt sich um ein seltenes, mit a.e. bezeichnetes Archiveexemplar in nahezu frisher Erhltung. - Details dieser Arbeit:
Der Künstler: Eugène Ionesco, (* 26. November 1909 in Slatina, Rumänien als Eugen Ionescu; † 28. März 1994 in Paris) war ein international bekannter französisch-rumänischer Autor. Er gilt als bedeutendster französischer Dramatiker der Nachkriegszeit und als ein führender Vertreter des absurden Theaters. Ab den 1980er Jahren trat zunehmend Ionesco auch als Maler und Lithograph hervor. DER GALERIST - Die Kunstabteilung der SFB - bietet Ihnen eine große Auswahl an Originalgrafik bekannter Künstlerinnen und Künstler; zahlreiche weitere aktuell verfügbare und auch preislich attraktiven Angebote von Originalarbeiten renommierter Künstler finden Sie in der Kunstabteilung auf SFB-Online Sie HIER |
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FREUD /LACAN - Lacan trifft Kant / Vom Deuten |
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In ihrem Buch betrachtet die Autorin Aspekte der Andersheit in seiner ganzen Breite von der Intersubjektivität über das Ich in seiner Vielfältigkeit bis zur Andersheit Gottes und dem prärationalen und hyperrationalen Anderen. Die westliche Kultur ist, historisch bedingt, eine Ich-zentrierte, die den Anderen und das Andere gerne von einer egozentristischen Sicht her thematsiert und bewertet; das Andere an sich bleibt nicht selten unbeachtet. In ihrem Buchsthet daher das Andere ´n an sich` in allen Facetten zur Disposition. Die Arbeit wendet sich an Leser, die kritisch auf die einseitige Akzentuierung des Ego (des Selbst) in der westlichen Welt reflektieren. Wie Heidegger von einer Seinsvergessenheit sprach, so kann man bezüglich unserer Kultur von einer Alteritätsvergessenheit sprechen. Inhalt: Einleitung - 1. Das Verhältnis der Philosophie zur Andersheit / 2. Deffinition des Anderen und der Andersheit / 3. Methodische Reflexion und Vorschau. I. Teil: Die Anderen: A. Vermitteltheit der Intersubjektivität bzw. Interpersonalität, demonstriert an Georg Wilhelm Friedrich Hegel - 1. Menschliche Gemeinschaft: eine Synthesis a priori oder a posteriori? / 2. Liebe als Interpersonalität / 3. Herrschaft – Knechtschaft: die soziologische Interpretation / 4. Die psychologische Interpretation. / 5. Die politisch-historische Interpretation. / 6. Die onto-theologische Interpretation / 7. Intersubjektivitätsthese oder Subjektivitätsthese? B. Unmittelbarkeit der Begegnung bei Martin Buber - 1. Bubers dialogisches Prinzip / 2. Beziehung zwischen Ich und Du: das reine Zwischen / 3. Das ewige göttliche Du- II. Teil: Das Andere: Le je est l’autre, demonstriert an Jacques Lacans Theorie des Spiegelstadiums - 1. Geschichtliche Verortung der Theorie / 2. Methodik / 3. Analyse des Spiegelstadiums / 4. Aufbau der Lacan’schen Theorie / 5. Kritik und Schwierigkeiten. / 6. Je – moi – l’autre (Ich – Mich – der oder das Andere) III Teil: Das ganz Andere (Göttliche) - A. Platon: Das Sonnengleichnis ein Fall von negativer Theologie? / B. Pseudo-Dionysius Areopagita / C. Nicolaus Cusanus: De li non aliud / D. Johann Gottlieb Fichte: Wissenschaftslehre von (2. Vortrag) / E. Jacques Derrida: Di Dférance IV. Teil: Das Andere als Sub- und Hyperrationales - A. Subrationales Anderes /B. Hyperrationales Anderes /V. Teil: Das Andere als Transhumanes Die Autorin: Karen Gloy, geboren 1941, ist eine renommierte deutsche Philosophin, die bei Carl Friedrich von Weizsäcker, Hans-Georg Gadamer, Karl Löwith, Dieter Henrich, Ernst Tugendhat und Michael Theunissen studierte. 1982 wurde sie außerordentliche Professorin in Heidelberg. Von 1985 bis 2007 war sie Ordinaria für Philosophie und Geistesgeschichte an der Universität Luzern, später auch an der Harvard-Universität, der Universität Wien; derzeit lehrt sie als Gastprofessorin an der Ludwig-Maximilians-Universität München. |
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»Diese für unsere Wissenschaftlichkeit beschämende Korrektur: Übertragung« S. Freud Aus dem Editorial: "Diese Nummer des RISS begibt sich in das »Innerste« der Psychoanalyse, und das zum Titel gewählte Zitat Freuds zeigt an, wie sehr es an die Infragestellung der Wissenschaftlichkeit überhaupt, nicht nur der Psychoanalyse, anknüpft, die uns im Heft zuvor beschäftigte. Freud hat die Korrektur durch die Übertragung als beschämend bezeichnet: In ihr legt sich etwas bloß, etwas von der Scham selbst sowie weiteren erogenen Zonen, etwas von den nur unterstellten Trägern und nicht greifbaren Objekten, an denen und mittels derer sich das Sprechen und Schweigen der Praxis sowie die Rede der Theorie entzünden, wiederholen und aufs Neue ereignen können. Übertragung ist somit auch das »Äußerste« der Psychoanalyse: Als solche allererst in der Analyse hervortretend auf einem »Weg […], für den das reale Leben kein Vorbild liefert«, wie Freud in den Bemerkungen über die Übertragungsliebe schreibt, trägt die Übertragung die Logik des Unbewussten aus der analytischen Kur auch wieder heraus. Wenn Freud im selben Text mahnt, dass man »kein Anrecht« habe, »der in der analytischen Behandlung zutage tretenden Verliebtheit den Charakter einer ›echten‹ Liebe abzustreiten«, dann steht darin auch die »Echtheit« jeder Liebe, auch unsere Liebe zum »Echten« überhaupt auf dem Spiel.(...)" Eine Auswahl der Beiträge dieser Ausgabe: Jean Allouch: Von der psychotischen Übertragung. Teil 1 / Mai Wegener: Wissenschaft und Liebe – Notiz zur Übertragung / Alfredo Zenoni: Sich in der psychotischen Übertragung orientieren / Cristina Faccincani: Zur Vielfalt der Übertragungsvorgänge und ihren Komplikationen / Johannes Kleinbeck: »Um den Eros herum«. Wie Männer seit Platons Symposium über die Himmlische und Irdische Liebe grübeln; u. a. |
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BESSER LESEN - Neues von der Literaturcouch - ›Selbsterfahrungen‹ |
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»Mit leichter Feder kombiniert Juli Zeh eine kluge Meditation über moderne Männerrollen mit einem düsteren Buch über ein Kindheitstrauma zum Psychothriller.« Denis Scheck, in: Der Tagesspiegel Lanzarote, am Neujahrsmorgen: Henning sitzt auf dem Fahrrad und will den Steilaufstieg nach Femés bezwingen. Seine Ausrüstung ist miserabel, das Rad zu schwer, Proviant nicht vorhanden. Während er gegen Wind und Steigung kämpft, lässt er seine Lebenssituation Revue passsieren. Eigentlich ist alles in bester Ordnung. Er hat zwei gesunde Kinder und einen passablen Job. Mit seiner Frau Theresa praktiziert er ein modernes, aufgeklärtes Familienmodell, bei dem sich die Eheleute in gleichem Maße um die Familie kümmern. Aber Henning geht es schlecht. Er lebt in einem Zustand permanenter Überforderung. Familienernährer, Ehemann, Vater – in keiner Rolle findet er sich wieder. Seit Geburt seiner Tochter leidet er unter Angstzuständen und Panikattacken, die ihn regelmäßig heimsuchen wie ein Dämon. Als Henning schließlich völlig erschöpft den Pass erreicht, trifft ihn die Erkenntnis wie ein Schlag: Er war als Kind schon einmal hier in Femés. Damals hatte sich etwas Schreckliches zugetragen - etwas so Schreckliches, dass er es bis heute verdrängt hat, weggesperrt irgendwo in den Tiefen seines Wesens. Jetzt aber stürzen die Erinnerungen auf ihn ein, und er begreift: Was seinerzeit geschah, verfolgt ihn bis heute. Die Autorin: Juli Zeh, 1974 in Bonn geboren, studierte Jura in Passau und Leipzig. Schon ihr Debütroman "Adler und Engel" (2001) wurde zu einem Welterfolg, inzwischen sind ihre Romane in 35 Sprachen übersetzt.; sie wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Rauriser Literaturpreis (2002), dem Hölderlin-Förderpreis (2003), dem Ernst-Toller-Preis (2003), dem Carl-Amery-Literaturpreis (2009), dem Thomas-Mann-Preis (2013), dem Hildegard-von-Bingen-Preis (2015) und dem Bruno-Kreisky-Preis (2017) sowie dem Bundesverdienstkreuz (2018). 2018 wurde sie zur ehrenamtlichen Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg gewählt. |
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Die Erstausgabe 1938 dieses Buches wurde von den Nationalsozialisten umgehend auf die »Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums (1938)« gesetzt. Aus einer umfassenden Besprechung der Neuausgabe »Als Sigmund Freud 1923 in ›Das Ich und das Es‹ sein bisher ›topologisches‹ Modell des psychischen ›Apparats‹ (Unbewusstes - Vorbewusstes - Bewusstes) durch das ›strukturell› genannte (Es – Ich – Über-Ich) ersetzt und dabei den Terminus ›das Es‹ einführt als Ausdruck für die ›unbekannten, unbeherrschbaren Mächte‹, von denen wir, unser ›passives Ich‹, ›gelebt werden‹, da nennt er Georg Groddecks gerade zuvor erschienenes ›Buch vom Es‹ als Quelle. Schon in seiner 1909 publizierten Schrift ›Hin zur Gottnatur‹ hatte Groddeck (1866-1934, Arzt, ›Vater‹ der psychoanalytisch orientierten Psychosomatik, seit 1900 Leiter des Sanatoriums ›Marienhöhe‹ in Baden-Baden, Herausgeber der fast namensgleichen Sanatoriumszeitschrift ›Satanarium‹, Erzähler und Romanautor) verkündet: ›Es gibt gar kein Ich, es ist eine Lüge, eine Entstellung, wenn man sagt: ich denke, ich lebe. Es sollte heissen: es denkt, es lebt. Es, nämlich das grosse Geheimnis der Welt.‹ (...)" Ludger Lütkehaus in der Neuen Zürcher Zeitung zu der in 2006 bei Stroemfeld erschienenen textkritischen Neuausgabe des Briefwechsels Groddeck – Freud. |
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TagungskalenderUnser überregionaler Kalender zu Tagungen, Konferenzen und Symposien aus dem Bereich der Psychoanalyse |
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